The smarter E Europe: Blaupause für die Energiewelt von morgen

Cybersecurity für Solaranlagen, mehr Speicher und smarte Energiemanagementsysteme: The smarter E Europe zeigt, wie das Energiesystem einer klimaneutralen Zukunft aussieht.
16.05.2025 – Die diesjährige Fachmesse München hat gezeigt, wie dynamisch sich die Innovationsspirale bei der Photovoltaik, Energiespeichern und anderen Technologien der Energiewende weiterdreht. Die Branche präsentierte sich selbstbewusst.
Während die Energiewende in der politischen Diskussion teilweise schlecht geredet wird, prägten Optimismus und Zukunftsorientierung die diesjährige The smarter E Europe. Zwar wurde der Besucher- und Ausstellerrekord von 2024 nicht ganz erreicht, doch in den hinteren Hallen des Münchner Messegeländes war vom 7. bis 9. Mai zeitweise kaum ein Durchkommen.
2.737 Unternehmen und Organisationen aus 57 Ländern präsentierten ihre neuen Produkte und Dienstleistungen, rund 107.000 Fachbesucher aus 157 Ländern kamen. Mit mehr als 2.600 Teilnehmern stießen auch die begleitenden Fachkonferenzen und Side Events auf großes Interesse.
„Die Technologien und Lösungen sind verfügbar“
„Accelerating Integrated Energy Solutions“ - so lautete das Motto der diesjährigen The smarter E Europe mit ihren vier Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Während der weltweite Ausbau der Erneuerbaren Energien in vollem Gange ist, besteht die Herausforderung nun darin, das Energiesystem flexibler, digitaler und integrativer zu gestalten.
“Die smarter E Europe war einmal mehr die Blaupause für die klimaneutrale Energiewelt der Zukunft”, so Markus Elsässer vom Veranstalter Solar Promotion. “Die Technologien und Lösungen sind verfügbar. Jetzt geht es darum, diesen Weg konsequent weiterzugehen."
Der Trend zur Integration der Photovoltaik in das Energiesystem für eine stabile, bezahlbare und sichere Energieversorgung rund um die Uhr zeigte sich nicht nur an den ausgestellten Produkten, sondern auch an den neuesten Marktzahlen, die die Branchenverbände SolarPower Europe und BSW-Solar präsentierten.
Neben der Photovoltaik legten vor allem Batteriespeicher stark zu. So soll der europäische Speichermarkt in diesem Jahr um 36 Prozent auf 29,7 Gigawattstunden wachsen, vor allem Großspeicher mit einem Anteil von 55 Prozent.
Unterschiedliche nationale Regelungen als Hemmnis
Für den Photovoltaik-Zubau in Europa wird in diesem Jahr ein leichtes Wachstum von 3 Prozent auf 84,7 Gigawatt installierter Leistung erwartet. Dabei gewinnen größere kommerzielle Dachanlagen und Solarparks sowie die Vermarktung des Stroms über Stromabnahmeverträge an Bedeutung.
Eine Herausforderung sieht Joachim Goldbeck, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, jedoch unter anderem darin, die regulatorischen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass der netzdienliche Ausbau von Stromspeichern noch schneller vorangetrieben wird, sei es durch die Privilegierung im Baurecht oder eine Reform der Netzentgelte.
Als Hindernis für eine europaweite Energiewende sieht er auch die unterschiedlichen nationalen Regelungen, etwa im Arbeitsrecht oder bei der Gründung von Firmenniederlassungen, die länderübergreifende Aktivitäten auch von Solarunternehmen stark erschweren.
PV und Speicher als starke Kombi
Dimitris Galanos, Regional Manager für Griechenland, Bulgarien, Serbien, Nordmazedonien und Montenegro, äußerte sich positiv zur Entwicklung der Geschäftsmöglichkeiten. Die Integration von Solar-Photovoltaik in groß angelegte Speichersysteme gewinnt in Griechenland dank staatlicher Ausschreibungen und Fördermaßnahmen zunehmend an Bedeutung. Sungrow hat zu dieser Entwicklung beigetragen, indem es Wechselrichter und Batterien für Projekte mit einer Gesamtleistung von über 5 Gigawatt geliefert hat.
Den zunehmenden Einsatz von Batterien und Energiemanagementsystemen zum Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch sieht auch Pol Spronck, EU Sales Director bei myenergi, als Chance zur Netzstabilisierung. Das niederländische Unternehmen präsentierte dazu in München neue Lösungen für Privathaushalte und Unternehmen wie Energieverteiler, Energiesensoren, intelligente Wallboxen und eine benutzerfreundliche App.
Der spanische Batteriehersteller Cegasa stellte seine modularen und skalierbaren Speicherlösungen für Wohn-, C&I- und Utility-scale-Anwendungen vor. Vielseitige modulare Batteriespeicher für private und gewerbliche Anwendungen zeigte auch Dyness (China).
Sungrow präsentierte neben Wechselrichtern und Speichern in allen Größen auch Schnellladelösungen für gewerbliche Elektroautoflotten sowie erstmals ein Energiemanagementsystem für Haushalte.
Cybersicherheit rückt in den Fokus
Cybersicherheit wird bei steuerbaren Geräten wie Wechselrichtern oder Batterien immer wichtiger. „Cybersecurity spielt für uns eine entscheidende Rolle, wenn es um die Entwicklung und den Einsatz unserer Produkte geht“, sagt Christian Welz, Distribution Director Benelux, Central & Eastern Europe and Scandinavia. Das Unternehmen verfüge über die entsprechenden Zertifizierungen, halte sich an relevante Vorschriften wie die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und betreibe Server in Deutschland für das Europageschäft.
Ähnlich äußerte sich Claire Gardner, Marketing Manager Europe des chinesischen Wechselrichterherstellers Solis (Ginlong).
Goldbeck Solar stellte in München ein neues Cybersecurity-System vor, das große Solaranlagen zuverlässig vor Hackerangriffen und digitalen Bedrohungen schützen soll. Es basiert auf intelligenter Hardware in Kombination mit einer permanenten Schnittstellenprüfung, einer permanenten Überwachung netzinterner Anomalien sowie einer regelmäßigen Identifizierung von Schwachstellen im Netz.
“Es ist wichtig, nicht nur einzelne Komponenten wie Wechselrichter, sondern ganze Anlagen zu schützen“, betont Sergey Bruch, Head of IT-Infrastructure and Cybersecurity bei Goldbeck Solar.
Wettervorhersage gewinnt an Bedeutung
In Zeiten zunehmender Sturm- und Hagelereignisse werden auch möglichst genaue Wettervorhersagesysteme, wie sie Vaisala anbietet, für Anlagenbetreiber immer wichtiger. Vorsorglich können dann beispielsweise Nachführsysteme flach gelegt werden, um den Windwiderstand zu minimieren, so Rémy Parmentier, Head of Solar and Hybrid bei dem finnischen Unternehmen.
Das Hail Alert Response System von Array Technologies nutzt hochentwickelte Wettervorhersage-Algorithmen, um Solar-Tracker etwa 30 Minuten vor einem vorhergesagten Hagelereignis präventiv einzuklappen, wie Aaron Gabelnick erläuterte.
Das US-Unternehmen, das vor drei Jahren den spanischen Solartracker-Hersteller STI Norland übernommen hat, produziert auch in Spanien. Es präsentierte unter anderem seinen OmniTrack, der sich flexibel auch an hügeliges Gelände anpasst und so den Aufwand für Geländearbeiten minimiert.
Leichtmodule für gewerbliche Dächer
Breiten Raum nahmen in München auch weiterentwickelte Solarmodule ein. Neben höherer Leistungsausbeute und Langlebigkeit spielt vor allem bei großen Gewerbedächern oft auch das Gewicht eine Rolle. So zeigte unter anderem Heliup aus Frankreich seine rahmenlosen Stykon-Leichtmodule, die mit weniger als 5 Kilogramm pro Quadratmeter 60 Prozent weniger wiegen als herkömmliche Module und sich einfach und schnell verkleben lassen.
Sie erreichen einen Wirkungsgrad von 19 Prozent und werden in der Nähe von Grenoble produziert. Die Jahreskapazität liegt derzeit bei 100 Megawatt. Im nächsten Schritt strebe man einen Modulwirkungsgrad von 21 Prozent und eine Ausweitung der Produktion an, so CEO Yannick Veschetti.
3 GW-Modulfertigung in Frankreich
DAS Solar zeigte die ganze Bandbreite seiner Module, von rahmenlosen Leichtmodulen (Wirkungsgrad 21 Prozent) über schmutzabweisende Module bis hin zu Topcon Backcontact-Modulen mit einem Wirkungsgrad von 24,8 Prozent.
Der chinesische Hersteller baut derzeit in der ostfranzösischen Region Montbéliard eine Produktion für n-Typ-TopCon-Module mit einer Jahreskapazität von 3 Gigawatt auf. Kürzlich erfolgte der erste Spatenstich für den Umbau einer bestehenden Fabrik. Die Produktion soll im Frühjahr 2026 starten, wie Alden Lee, General Manager DAS Solar France, berichtet. 300 Mitarbeiter sollen eingestellt werden.
Lee rechnet für die Module „made in France“ mit etwa 5 Cent höheren Fertigungskosten pro Watt als in China. Ebenfalls geplant ist der Aufbau einer Zellfertigung mit einer Jahreskapazität von 3 Gigawatt. Solange die von der EU geplante Förderung für Module mit europäischen Zellen allerdings noch nicht umgesetzt sei, würden die Zellen aus dem chinesischen Stammwerk des Unternehmens geliefert werden, erläuterte Lee. (hcn)