Solarenergie: China baut seine Vormachtstellung weiter aus
Eine chinesische Fabrik könnte bald die Hälfte des bisherigen globalen Bedarfs an Solarpanels abdecken. 60 Gigawatt Leistung jährlich sollen von dort ab 2023 in alle Welt verschickt werden. Bereits jetzt ist China Weltmarktführer bei der Solarkraft.
06.04.2020 – Während chinesische Firmen Anfangs Solarmodule vor allem für den heimischen Markt produzierten, ist das Land inzwischen Weltmarktführer. 2015 überholte China Deutschland bei der Produktion und Export solarer Anlagen. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. 2019 beliefen sich Chinas Exporte von Photovoltaik-Produkten auf 20,8 Milliarden US-Dollar. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass in China 60 Prozent aller weltweiten Solarpanels hergestellt werden. Und diese Vormachtstellung wollen die Chinesen nicht nur halten, sondern weiter ausbauen. Davon zeugt auch ein neues Projekt in der Provinz Hefei im Osten Chinas. Das chinesische Unternehmen GCL System Integration Technology Co. plant dort den Bau der bislang weltgrößten Fabrik für die Produktion von Solarpanels, wie Bloomberg berichtet.
In mehreren Arbeitsschritten soll dort bis 2023 eine Anlage für die Produktion von Solarpanels mit einer Leistung von 60 Gigawatt (GW) jährlich entstehen. Zum Vergleich: in ganz China wurden 2019 Solarpanels mit einer Leistung von 30 GW verbaut, in Deutschland waren es im selben Zeitraum 3,9 GW verbauter Leistung. Nach eigenen Angaben wäre GCL damit in der Lage 51 Prozent des weltweiten Marktes zu bedienen. Umgerechnet 2,54 Milliarden US-Dollar investiert das Unternehmen. Damit die Investitionen sich nicht erst ab 2023 rechnen, soll die Fabrik sukzessive aufgebaut werden und in einem ersten Schritt bereits eine Produktionskapazität von 15 GW haben.
Damit will GCL auch innerhalb Chinas zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten auf dem Photovoltaikmarkt werden. Bislang hat das Unternehmen die Kapazitäten 7,2 Gigawatt Leistung jährlich zu produzieren. Der größte Solarpanel-Hersteller der Welt ist aktuell die chinesische JinkoSolar Holding Co, mit einer Produktionskapazität von 16 GW jährlich. Auch andere chinesische Unternehmen rüsten kräftig auf. So meldet pv magazine, dass die Tongwei Group in der Provinz Guangdong eine 30 Gigawatt Produktionsstätte konzipiert. Der Spatenstich ist bereits erfolgt.
China ist auch bei dreckiger Energie vorne dabei
Mit den neuen Fabriken könnte auch die Dynamik des Photovoltaik-Ausbaus in China selbst wieder zulegen. Zwar hat China nach wie vor enorme Zuwachsraten, doch im letzten kamen im Vergleich zu 2018 ein Drittel weniger Anlagen neu hinzu. Mit insgesamt 204,3 GW installierter Leistung verbleibt China jedoch unangefochten an der globalen Spitze.
Spitze ist China aber auch beim Betrieb und Bau von Kohlekraftwerken. 2019 war die Kohlekraft weltweit zumindest in einem leichten Rückgang – nur nicht in China. Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 982 GW sind dort bereits in Betrieb. Dazu befinden sich Kohleprojekte mit einer Leistung von 100 GW im Bau, weitere 106 GW sind in Planung.
Dabei sind regenerative Energieprojekte in allen wichtigen Märkten – auch in China – günstiger als neue Kohlekraftwerke. Dies hat der britische Think Tank Carbon Tracker kürzlich ermittelt. 158 Milliarden US-Dollar riskieren die Chinesen demnach für Planung und Bau neuer Kohlekapazitäten. Da scheinen die etwas mehr als fünf Milliarden US-Dollar Investitionen der beiden chinesischen Unternehmen für neue Solarfabriken gut angelegt. mf