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NormungProduktnorm für Steckersolar auf der Zielgeraden

Mehrfamilienhaus, an mehreren Balkonen Solarmodule
Eine Formulierung im Entwurf des IEC deckt sich nicht mit dem Weg, den Deutschland bei der Normung von Steckersolargeräten geht. Das ist jedoch kein Grund zur Panik. (Foto: Rudy23 auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Die deutsche Produktnorm für Steckersolargeräte wird bald veröffentlicht. Auch das Internationale Normungsgremium IEC arbeitet an Regeln für kleine Solaranlagen. Eine Vorgabe darin sieht die DKE kritisch, laut DGS ist das aber kein Grund zur Panik.

30.0.6.2025 – Für Steckersolargeräte hat die Ampelregierung mit dem Solarpaket1 Vereinfachungen geschaffen. Der Anwendungsregel VDE AR-N 4105 wurde damit obsolet, u.a. die Leistungsgrenze von 600 Watt Wechselrichterleistung gilt nicht mehr, stattdessen ist eine maximale Wechselrichterleistung von 800 Watt definiert. Die Neufassung unter dem Kürzel VDE V 0126-95 (Steckersolargeräte für Netzparallelbetrieb – Grundlegende Sicherheitsanforderungen und Prüfungen) ist auf der Zielgeraden und soll im dritten Quartal 2025 veröffentlicht werden.

Normungsgremium verweist auf gegenläufige Regel in IEC-Entwurf

Das zuständige Normungsgremium, die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE), hat einen Entwurf veröffentlicht, macht aber darauf aufmerksam, dass ein internationales IEC-Normungsprojekt möglicherweise Regeln definiert, die den nationalen Vorschriften für den Einsatz von Balkonkraftwerken entgegenstehen.

Bereits 2008 enthielt demnach die internationale Norm IEC 60364-5-55, Abschnitt 551.7.2, eine Regelung, die die Verbindung von Stromerzeugungseinrichtungen an Endstromkreise über herkömmliche Steckvorrichtungen untersagt. Diese Regelung zielte darauf ab, Sicherheitsrisiken wie Überlastung oder unzureichenden Schutz vor elektrischem Schlag zu vermeiden.

Die aktuelle Diskussion im IEC-Gremium bezieht sich auf den Entwurf IEC 60364-7-751 der die Anforderungen an Niederspannungsstromerzeugungsanlagen weiter spezifiziert. Dieser internationale Entwurf enthält eine Formulierung, wie Stromerzeugungseinheiten an vorhandene Endstromkreise angeschlossen werden können: „A generating set shall not be connected to a final circuit.“ (Ein stromerzeugendes System darf nicht an einen Endstromkreis angeschlossen werden.)

Das zuständige Gremium der DKE sieht diese Festlegung der IEC kritisch und will entsprechend argumentieren, denn auch bei der ICE ist der Normungsprozess noch nicht abgeschlossen, Änderungen sind noch möglich.

Kein Grund zur Panik

Auch die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DGS warnt vor unnötiger Panik. DGS-Geschäftsführer Jörg Sutter verweist angesichts alarmistischer Kommentare darauf, dass die internationale Norm ein Verfahren durchläuft, bei der Anregungen eingebracht werden können. „Es ist also kein aktuelles Problem für Anwender, sondern einfach eine Norm, die derzeit in der Entwicklung ist“, erklärt Sutter. Zudem sei es bei internationalen Normen auch gängige Praxis, dass nationale Ausnahmen integriert werden, wenn einzelne Länder das anders handhaben möchten. „Das ist auch hier zu erwarten, denn langfristig sollten die einzelnen Normen natürlich zusammenpassen und sich nicht widersprechen.“

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IEC-Normen sind international anerkannte Standards, die von Mitgliedsländern wie Deutschland übernommen werden können, aber nicht zwingend verbindlich sind. In Deutschland werden IEC-Normen oft in nationale Normen (DIN IEC) überführt und in das VDE-Vorschriftenwerk übernommen, wobei Anpassungen an nationale Gegebenheiten möglich sind.

Eine IEC-Norm wie IEC 60364-7-751, die den Anschluss von Erzeugungseinheiten an das Niederspannungsnetz beschreibt, könnte die deutsche Errichtungsnorm DIN VDE 0100-551 und somit auch die rein nationale Vornorm DIN VDE V 0100-551-1 beeinflussen, da diese den Anschluss regeln.

Die Produktnorm DIN VDE V 0126-95 wäre jedoch nicht automatisch obsolet, da sie sich auf die technischen Anforderungen an die Geräte selbst konzentriert (z. B. Wechselrichter, Stecker, Sicherheitsmechanismen) und nicht primär auf den Anschluss an Endstromkreise. pf

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