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PV-PilotprojektEin solares Gleisbett in der Schweiz

Gleisbauzug der Firma Scheuchzer bei der Installation von Solarpanels im Gleisbett; der Zug steht auf den Schienen, umgeben von Baustellenmaterial und Arbeitsgeräten.
Gemeinsame Entwicklung von Sun-Ways und Scheuchzer: Gleisbauzug zur Installation von Solarpanels im Gleisbett (Bild: Sun-Ways)

Es ist eine Weltneuheit. Seit Anfang der Woche rollen in der Schweiz Züge über Solarmodule. Das Pilotprojekt soll erst der Anfang für einen weltweiten Ausbau sein. Interessenten stehen Schlange.

30.04.2025 – Im Kanton Neuchâtel hat die Schweizer Firma Sun-Ways in einem Pilotprojekt auf rund 100 Metern 48 Solarpaneele zwischen die Schienen installiert. Vorangegangen waren umfangreiche Analysen und Prüfungen zu den technischen Möglichkeiten.

Ein wichtige Studie zur grundsätzlichen Realisierbarkeit solcher Anlagen kam von einem internationalen Forscher:innen-Team aus Australien und Bangladesch. Demnach sei die Installation von Solarpanelen bei oder zwischen Gleisen insbesondere im ländlichen Raum technisch möglich und ökonomisch attraktiv.

Sie entkräfteten mit ihren Tests die Kritik an solchen Projekten, dass die vorbeifahrenden Züge, durch ihre Fliehkräfte hohe Schwingungen im Boden und auf die Solarmodule erzeugen würden und damit die Lebensdauer der Paneele deutlich verkürzen würden. Die Tests fanden in Bangladesch statt. Der dortige Boden ist feucht und dämpft die Schwingungen erheblich. Die Solarmodule wurden nicht übermäßig belastet.

Angeschlossen an das lokale Netz ermittelten die Forscher:innen, ausgehend von der 128 Kilowatt Testanlage, mögliche Kosten von nur 5,2 US-Cent pro Kilowattstunde, sollten Solarmodule in großem Maßstab in oder an Gleisbetten installiert werden. Zum Vergleich: In Deutschland  entstehen, je nach Anlagengröße, Kosten von aktuell rund 10 bis 14 Cent, inklusive Montage. Besonders günstig in Europa wird in Portugal Solarstrom erzeugt, mit rund 1,4 Cent pro Kilowattstunde. Besonders günstig ist es in Saudi Arabien. Der dortige Solarpark „Shuaibah IPP PV“ etwa erzeugt Strom für 1,04 Cent.

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Eigenen Tests von Sun-Ways zufolge halten die Solarmodule im Schweizer Gleisbett Zuggeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde problemlos stand. Auch Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h seien kein Hindernis. Mithilfe einer mechanischen Installation könnten bis zu 1.000 Quadratmeter Solarpanele pro Tag installiert werden.

Gemeinsam mit dem Schweizer Gleisbauunternehmen Scheuchzer entwickelte Sun-Ways ein patentiertes Fahrzeug, dass bis zu 500 Solarpanele am Tag innerhalb eines Gleisbettes installieren kann. Dafür werden die Solarmodule vom Fahrzeug verlegt und in die Schienen eingehakt. Die Technik ist dabei komplett in den Solarpanelen integriert und die Module können einfach wieder aus dem Gleisbett herausgehoben werden, etwa für Reparaturen.

Die 48 Solarpaneele in den 100 Metern Gleisbett sollen eine Leistung von 16 Megawattstunden im Jahr erbringen und fließen bereits ins öffentliche Netz. Drei Jahre soll das Pilotprojekt laufen. Laut Sun-Ways stehen bereits Interessenten aus Belgien, Frankreich, Indonesien, Südkorea China, Thailand, Australien und den USA bereit, derartige Pilotprojekte auch in ihren Ländern umzusetzen. In Frankreich steht ein ähnliches Projekt einer anderen Firma ebenfalls in den Startlöchern.

Solarmodule im Gleisbett sind eine der neuesten Innovationen zur Installation und Nutzung von Solarenergie. Neben Solarparks und Solarmodulen an Gebäuden, gibt es zunehmend Agri-PV-Projekte, über landwirtschaftlichen Flächen, Solaranlagen über Parkplätzen sowie Projekte für solare Flächen an oder über Autobahnen (Links zu entsprechenden Projekten gibt es hier, hier und hier). mg

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