Solarenergie: Meilenstein der Photovoltaik-Leistung erreicht
Mit einem Zuwachs von 10 Prozent überschritt die Photovoltaik-Leistung in Deutschland zum Jahreswechsel die 100 Gigawatt-Marke. Das Ziel einer weiteren Verdopplung ist realistisch, wenn die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.
07.01.2025 – Die Erfolgsgeschichte schreibt sich fort. Schon das Jahr 2023 war ein Spitzenjahr für die Photovoltaik. Mehr als eine Million neue Solaranlagen und (inklusive Nachmeldungen) 15,4 Gigawatt PV-Zubau verbuchte die Branche vorletztes Jahr. Mitte 2024 zeichnete sich ab, dass die Zubauziele der Bundesregierung abermals eingelöst oder übertroffen werden. Das Ziel lag bei 14 GW Zubau. Laut Daten der Bundesnetzagentur sind es am Ende 17 GW geworden, weitere Nachmeldungen sind möglich. Das schon gute Jahr 2023 wurde um weitere 10 Prozent übertroffen.
Damit hat die Gesamtleistung aller in Deutschland installierten Solarstromanlagen zum Jahreswechsel die historische Marke von 100 GW überschritten, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) am gestrigen Montag mitteilte. „Mit einem in den kommenden zwei Jahren anhaltenden Marktwachstum in etwa gleicher Größenordnung schwenken wir auf die Zielgerade ein“, sagte BSW-Solar Geschäftsführer Carsten Körnig. Es geht um das vom Bund ausgerufene Ziel von 215 GW installierter Photovoltaik-Leistung bis 2030.
2024 hatte mit dem Solarpaket I einige gesetzgeberische Verbesserungen für die Solarbranche zu bieten, zuvorderst der Bürokratieabbau, der unter anderem Mieterstrom und privaten Balkonkraftwerken Vorschub gibt. Dazu gibt es Direktbelieferungsmodelle und Verbesserungen für die Agri-PV, sowie Bürgerenergieprojekte.
Laut BSW-Solar, die die Daten der Bundesnetzagentur eingehend untersucht haben, waren 2024 Wachstumstreiber vor allen Dingen ebenerdig errichtete Solarparks mit einem Vorjahresplus von rund 40 Prozent (6,3 GW). Bei Solarstromanlagen auf Firmendächern rechnet der Verband mit einem Wachstumsplus in Höhe von rund 25 Prozent unter Berücksichtigung von noch zu erwartenden Nachmeldungen (3,6 GW). Der Einbau von Balkonkraftwerken verdoppelte sich 2024 gegenüber dem Vorjahr auf 0,7 GW. Einziger Wehrmutstropfen: Es gab keinen Zuwachs von Solarstromanlagen auf Eigenheim-Dächern gegenüber dem Vorjahr.
Für die Solarbranche dürfe es nun keinen Stillstand bei gesetzgeberischen Tätigkeiten geben. Die nächsten Meilensteine der Energiewende zu erreichen, sei kein Selbstläufer, mahnt Körnig. Ein sogenanntes Solarpaket II war angedacht, wurde aber infolge des Bruchs der Ampel-Regierung nicht mehr umgesetzt.
Ein Fehler sei etwa die weiter absinkende verpflichtende Direktvermarktung für Solar-Anlagen Die verpflichtende Direktvermarktung gilt derzeit für Anlagen ab 100 Kilowatt Leistung. In drei Jahresschritten soll die Schwelle beginnend ab 1.1.2025 zunächst auf 90 Kilowatt Leistung, danach auf 75 und 2027 schließlich auf 25 Kilowatt Leistung sinken. Dieses Vorhaben kritisiert der BSW-Solar als weder technisch noch wirtschaftlich umsetzbar. „Die aus einem kleinteiligen Vermarktungs- und Steuerungsaufwand resultierenden hohen Direktvermarktungskosten von in der Regel über 1.000 Euro jährlich würden Unternehmen davon abhalten, ihre Firmendächer für den Klimaschutz und die Sonnenstromernte zu nutzen“, warnt Körnig.
Bei der Agri-PV gibt es Probleme mit EU-Regelungen, die gelöst werden müssen, während die EU-Richtlinie des Energy Sharings noch nicht in Deutschland umgesetzt wurde. Es geht um das gemeinschaftliche Erzeugen und Nutzen von Energie. Das Bündnis Bügerenergie fordert reduzierte Netzentgelte, wenn Energy Sharing netzentlastend wirkt. Zudem sollen Übertragungsnetzentgelte entfallen, weil die Übertragungsnetzebene nicht genutzt wird. Auch brauch es weitere bürokratische Vereinfachungen für die Integration von Speichern bei Solaranlagen, sowie die Möglichkeit der Überbauung von Netzanschlüssen.
Auch die Bevölkerung wünscht sich mehrheitlich eine weitere Beschleunigung des Ausbaus von Solarenergie, wie eine vom BSW-Solar in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage von YouGov im November 2024 ergab. Demnach sprachen sich 64 Prozent der Befragten für eine weitere Beschleunigung aus, etwa durch geeignete Förderinstrumente und den Abbau von Bürokratie. Die Zustimmung war dabei bei allen potenziellen Wähler:innen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD und CDU/CSU hoch. In ihren Wahlprogrammen sprechen sich alle drei Parteien, die aktuellen Umfragen zufolge für Regierungsbündnisse in Frage kommen, für den weiteren, gezielten Solarausbau aus. mg