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Solarenergie







Energiewende SüdosteuropaMontenegro auf dem Weg zu mehr Solarenergie

Blick von einer Terrasse mit der Flagge Montenegros auf Wasser und Berge
Montenegro nutzt bislang vor allem Energie aus Wasserkraft und plant in Zukunft mehr auf Solarenergie zu setzen. (Foto: Oskar Hagberg on Unsplash)

Montenegro verfügt über ein großes Solar- und Windpotenzial, schöpft es aber im Gegensatz zur Wasserkraft bisher bei weitem nicht aus. Nun unternimmt das Land vielversprechende Schritte, um Photovoltaik und Batteriespeicher voranzubringen.

09.12.2024 – Montenegro verfügt über eine Vielzahl von Energieressourcen, darunter Wasserkraft, Windenergie, Solarenergie, Biomasse und Kohlereserven. Von der gesamten installierten Stromerzeugungskapazität entfallen 66,05 Prozent auf Wasserkraftwerke, 21,08 Prozent auf thermische Kraftwerke, 11,06 Prozent auf Windkraftwerke und 1,81 Prozent auf Solarkraftwerke.

Allerdings ist das Energiesystem noch stark von der Kohleverstromung geprägt, wobei das Wärmekraftwerk Pljevlja (225 Megawatt) die Grundlast der Stromerzeugung sicherstellt und in der Regel 42-55 Prozent der Bruttostromerzeugung Montenegros erzeugt, berichtet Ivana Vojinović, Direktorin des Zentrums für Klimawandel, natürliche Ressourcen und Energie an der Universität Donja Gorica.

Bisher hohe Abhängigkeit von der Wasserkraft

Bereits 2021 erreichte Montenegro sein damaliges nationales Ziel eines Anteils von 33 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen (EEQ) am Bruttoendenergieverbrauch, was vor allem auf die Produktion in zwei großen Wasserkraftwerken Perućica (307 Megawatt, MW) und Piva (342 MW) zurückzuführen ist. Zwei Windkraftwerke Krnovo und Možura (118 MW) und sechs große Photovoltaik-Anlagen mit 2.319 MW sind seit 2017 bzw. 2019 Teil des Stromerzeugungsmixes, ihr Beitrag bleibt jedoch begrenzt.

Da etwa 75 Prozent der Stromerzeugung der erneuerbaren Energiequellen aus Wasserkraft stammt, besteht das Problem einer zu starken Abhängigkeit von der Wasserkraft, die je nach hydrologischer Situation schwankt. Das neue Ziel für den Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch in Montenegro liegt bei 50 Prozent im Jahr 2030.

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Staatliches Energieunternehmen setzt auf dezentrale Photovoltaik

Montenegro hat ein großes Potenzial für die Nutzung von Solarenergie, d. h. die Anzahl der Sonnenstunden liegt im größten Teil des Landes bei über 2.000 Stunden/Jahr bzw. 200 Tagen/Jahr. Die dezentrale Solarstromerzeugung wird laut Vojinović stark durch das staatliche Energieunternehmen Eletroprivreda Crne Gore (EPCG) vorangetrieben, das die Projekte Solari 3.000+ und Solari 500+ im Jahr 2021 ins Leben gerufen hat.

Die Projekte sahen die subventionierte Installation von 3.000 Solaranlagen auf Dächern von Wohngebäuden und 500 Solaranlagen auf Dächern von Gebäuden juristischer Personen vor. Insgesamt wurden 3.351 PV-Anlagen mit einer installierten Leistung von 33.913 MW in Betrieb genommen. Das Projekt Solari 5000+ wird derzeit umgesetzt. Bisher wurden 1.260 PV-Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von 9.445 MW in Betrieb genommen. Darüber hinaus wurde im Dezember 2023 die erste PV-Freiflächenanlage Čevo mit einer Leistung von 3,25 MW in den Probebetrieb genommen, gefolgt von der Erteilung einer Lizenz zur Stromerzeugung.

Nun auch große Solarparks geplant

Trotz dieses Aufwärtstrends bei der Nutzung der Solarenergie durch den Bau von Anlagen im kleinen Leistungsbereich fehlt es nach wie vor an der Errichtung großer Erzeugungskapazitäten. Um dies zu ändern, ist nun der Bau des Solarparks Briska Gora (250 MW) geplant und einige weitere große Solarprojekte, vor allem in der Region Nikšić, sind in der Pipeline. „Die geplanten großen Energiespeicherprojekte können, wenn sie strategisch umgesetzt werden, zur Energiesicherheit beitragen und Solarenergie zu einem Rückgrat des montenegrinischen Stromnetzes machen“, sagt Vojinović.

Der Umstieg auf Solarenergie ist vielversprechend, aber Montenegro steht auch vor einigen Herausforderungen. Die Integration dezentraler erneuerbarer Energiequellen wie Solarenergie erfordert erhebliche Verbesserungen des Energienetzes, das ursprünglich für zentrale Stromquellen ausgelegt war. Die Abschreibungsrate der Energieinfrastruktur in Montenegro ist hoch und eine Revitalisierung und technologische Modernisierung ist notwendig. In diesem Zusammenhang wird die Energiespeicherung immer wichtiger.

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Große Batteriespeicher im Fokus

Aufbauend auf dieser Dynamik unternimmt EPCG nun einen entscheidenden Schritt mit der kürzlich erfolgten Genehmigung des Projekts „Battery Energy Storage System (BESS)“. In Kürze wird eine öffentliche Ausschreibung für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie und einer konzeptionellen Lösung veröffentlicht. Ziel der Initiative ist es, an wichtigen Standorten in ganz Montenegro in der Nähe großer Kraftwerke Lithium-Ionen-Batteriespeicher zur Speicherung von Strom zu installieren.

Dies ist relevant, da das Erzeugungsprofil der intermittierenden Erneuerbaren Energien nicht immer mit dem Nachfrageprofil übereinstimmt, was zu einer zeitlichen Diskrepanz zwischen Stromangebot und -nachfrage und einem hohen Bedarf an Interkonnektivität führen würde. Ziel ist es, die vorhandene Netzinfrastruktur für den Anschluss an das Übertragungsnetz zu nutzen. Durch die Speicherung überschüssiger Energie aus erneuerbaren Quellen wird BESS die Flexibilität und den Ausgleich des Stromsystems verbessern, den Energieaustausch unterstützen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern.

Mehr Anreize für Eigenbrauch und dezentrale Energiespeicher

„Damit sich die Solarenergie wirklich durchsetzen kann, braucht Montenegro weiterhin regulatorische Unterstützung“, betont Vojinović. Nötig seien vereinfachte Verfahren für die Installation und den Anschluss von Solarmodulen sowie zugängliche Finanzierungsmöglichkeiten für Solar- und Speicherlösungen. Förder- und Anreizprogramme für die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen für den Eigenverbrauch sollten die Nachfrage nach grünen Technologien und Dienstleistungen ankurbeln. Anreize für die private Nutzung kleiner Batteriespeichersysteme können auch den Druck auf das Hauptnetz, insbesondere in abgelegenen Gebieten, verringern.

Die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern auf dem Balkan und in Mittel- und Osteuropa kann die Bemühungen Montenegros ebenfalls unterstützen, da der grenzüberschreitende Energieaustausch zusätzliche Möglichkeiten für den Ausgleich von Angebot und Nachfrage schafft. Auf diese Weise werde Montenegro auch seine Angleichung an die EU-Energiepolitik verbessern, das Stromintegrationspaket umsetzen und einen funktionierenden Energiemarkt schaffen, der für die Integration in den europäischen Binnenmarkt bereit sei, so Vojinović. hcn

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