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Gründach-PhotovoltaikMultitalent Dachbegrünung für klimaresiliente Gebäude

Blick auf ein Gebäude mit Gründach und einer kleinen Solaranlage aufgeständert auf dem Dach
Clubhausdach KETV Karlsruhe (Foto: © HohenschlägerZinCo)

Die Sommerhitze wird intensiver, Anzahl und Wucht von Starkregen nehmen zu. Eigentümer und Unternehmer können sich wappnen – mit einer Art eierlegenden Wollmilchsau des nachhaltigen Bauens namens Gründach-Photovoltaik.

24.10.2025 –Die Kombination von Gründächern und Photovoltaik-Dachanlagen bündelt die Vorzüge beider Konzepte: Das Gründach wirkt als natürliche Klimaanlage und sammelt Pluspunkte in Sachen Biodiversität, während die Solar-Module Strom aus Sonnenenergie erzeugen. Und man entkommt der (ohnehin wenig zielführenden) Frage, was denn nun wichtiger sei – in die Energiewende selbst zu investieren oder in den Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Einfache Antwort: Das eine tun, das andere nicht lassen.

Wie man ein Gründach-PV-Projekt konzeptionell am besten angeht, weiß Daniela Dietsche, Projektleiterin bei der Bodensee-Stiftung mit Sitz in Radolfzell. Für die positiven Aspekte des innerstädtischen Artenerhalts sei neben der Begrünung von Verkehrs- und Grünflächen sowie Fassaden „der Umgang mit Dachflächen entscheidend“, sagte sie kürzlich im Rahmen der Fachtagung Energiesysteme im Wandel auf der Bodensee-Insel Mainau.

  • Eine Begrünung bewirkt hier: die Minderung des Wasserabflusses (bei Retentions-Gründächern mit Speichervolumina von 75 Litern pro Quadratmeter und mehr), Kühlung durch Verschattung und Wasserverdunstung, verbessertes Raumklima im Haus, Feinstaub- und CO2-Bindung, Lärmreduktion, Lebensraum für Insekten und Vögel.
  • Solar-Anlagen (PV oder Thermie) auf Dächern nutzen deren Flächenpotenziale und steigern den sauberen Anteil am Energiemix ohne weiteren Landschaftseingriff im dicht besiedelten Deutschland. Ihr Schattenwurf reduziert die Hitzeeinwirkung aufs Haus, und nicht zuletzt verbessert eine gelungene Umsetzung Ästhetik und Stadtbild.
  • Ergebnis: Die Natur bekommt wieder eine Chance. „Mit einfachen Maßnahmen – Begrünung, Wasserflächen und Totholz – lassen sich schnell gute Effekte erzielen, ohne Schaden an Dach oder PV-Anlage zu verursachen“, erklärt die Expertin.

Nachhaltig planen

Wer diese entlastende Wirkung für sein Gebäude realisieren möchte, für den ist Planung die halbe Miete. „Was nicht funktioniert, ist: einfach nachträglich auf ein Gründach Photovoltaik drauflegen“, nennt Daniela Dietsche einen vermeidbaren Planungsfehler. Ebenso wichtig sei es, für die Pflege ausreichend Abstände zwischen den Modulreihen zu belassen – Richtwert: 80 Zentimeter beim so genannten Schmetterlingsaufbau – und natürlich eine Absturzsicherung mitzuinstallieren.

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Durch den Förderdschungel kämpfen

Nicht ganz einfach ist es, sich im Dschungel der Förderlandschaft von Bund, Ländern und Gemeinden zurechtzufinden. Beratung ist hier das A und O. Hier nur so viel: Zusätzlich zur PV-Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) können Unternehmen und Freiberufler über das KfW-Umweltprogramm bis zu 60 Prozent Tilgungszuschuss für „Natürliche Klimaschutzmaßnahmen“ beantragen (darunter fallen Maßnahmen der Dachbegrünung).

Je nach Projekt kommt auch eine Bundesförderung für die Dämmung der Gebäudehülle in Frage, und oft gibt es kommunale Förderungen. „Es ist auf jeden Fall ratsam, sich einmal an die Stadtverwaltung und die Stadtwerke zu wenden“, empfiehlt Daniela Dietsche Interessenten.

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Von guten Praxisbeispielen lernen

Zahlreiche Umsetzungen kennt Dieter Schenk, Geschäftsführer der ZinCo GmbH mit Sitz im schwäbischen Nürtingen. Seine Firma ist Systemlieferant für Unterkonstruktionen und Begrünungsaufbauten und hat im Jahr 2021 beispielsweise das 50 Jahre alte Bitumendach eines Karlsruher Tennisclubhauses in eine wahre Biodiversitäts-Oase verwandelt. 235 Quadratmeter Flachdach wurden zunächst statisch geprüft, dann gedämmt und mit einer wurzelfesten Kunststoffabdichtung versehen.

Der weitere Aufbau sorgt neben einer Absturzsicherung für Drainage, Wasserspeicher und Ablauf. „Ein Filtervlies verhindert, dass Feinteile aus der darüber liegenden Substratschicht eindringen“, ergänzt Schenk. Auch Solarthermie-Module, die bereits zuvor auf dem Dach platziert waren, konnte man im neuen Aufbau verankern.

Unterm Strich trägt und stabilisiert sich das komplette System nach dem Auflastprinzip, ohne die Dachhaut zu durchdringen. Die Begrünung selbst hat ein Partnerbetrieb konzipiert und als Biodiversitäts-Gründach umgesetzt. Dazu zählen unterschiedlichste Pflanzenarten, Totholz, Steinanhäufungen, Insektenhotels, eine kleine Wasserfläche, artgerechte Nistplätze und Rückzugsbereiche für Vögel.
Ausführliche Informationen zu diesem Projekt gibt es online:
https://www.zinco.de/presse/verwandlung-ein-biodiversitaetsdach

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Dachbegrünungen lassen sich natürlich nicht nur mit Solarthermie, sondern auch mit Photovoltaik kombinieren. Die Begrünung dient als Beschwerung und verhindert so Dachdurchdringungen. Zudem erzielen die PV-Module durch die kühlende Wirkung der Vegetation einen höheren Stromertrag.

„Das Potenzial ist fast unbegrenzt“, sagt Schenk – und meint sowohl die Gestaltung fürs konkrete Objekt als auch die zu bestückenden Gebäudetypen. Wohnhäuser, Logistikzentren, ein Dach im Kletterwald der Insel Mainau, sogar das Bayerische Staatsministerium in München und ein Parkhaus zählen zu seinen Referenzen.
Benedikt Brüne

Infos im Netz

BuGG Der Bundesverband zur Gebäudebegrünung
KfW-Umweltprogramm
BAFA Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle
Eine gemeinsame Weiterbildung plant die Bodensee-Stiftung zusammen mit dem Bundesverband GebäudeGrün (und weiteren Partnern) für Handwerksbetriebe, Planer und Energieberater:
https://www.gebaeudegruen.info/project/weiterbildung-gewege/
https://www.bodensee-stiftung.org/gruendach-pv/

Die nächste Veranstaltung findet am 28. April 2026 in Ulm statt.

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