Solarer SelbstbauPV-Anlage auf Mehrfamilienhaus von Bewohnern montiert

Personen montieren PV-Anlage auf Flachdach
Selbstbau einer Solaranlage auf dem Flachdach eines Mehrfamilienhauses. Für die Bauhelfer wurde eine Unfallversicherung abgeschlossen. (Foto: Marina Braun/energiezukunft GmbH)

Solare Selbstbauprojekte bedeuten für die Organisatoren viel Verantwortung. Ein gelungenes Beispiel gibt es seit kurzem in Nürnberg. Hier haben Bewohner eines Mehrfamilienhauses unter fachkundiger Anleitung ihre Solaranlage selbst montiert.

30.09.2024 – Auf dem Flachdach eines Mehrfamilienhauses in Nürnberg hat die Hausgemeinschaft eine Solaranlage selbst montiert. Die Freizeit-Handwerker sind zum Teil Mieter, zum Teil Eigentümer ihrer Wohnung. Als perfektes Solardach bezeichnet die Unternehmerin und Projektverantwortliche Marina Braun die Fläche. Sie wohnt zusammen mit 11 anderen Parteien selbst im Gebäude und ist Wirtschaftsingenieurin mit Erfahrungen im Solaranlagenbau.

Gemeinsam bauen stärkt die Gemeinschaft

Braun schildert die Vorteile: „Jeder kann Kabel messen und abschneiden, Komponenten von A nach B tragen oder Steine zur Beschwerung der Gestelle aufs Dach tragen. Handwerklich Begabte können Gestelle montieren oder Module anschrauben. Der Eigenbau spart nicht nur Geld, sondern stärkt auch die Gemeinschaft. Und – das ist eine Erfahrung aus anderen Projekten – wer für sich selbst etwas baut, arbeitet besonders sorgfältig.“

Übers Wochenende, von Freitagnachmittag bis Sonntagabend, haben jeweils 12 bis 15 Menschen kräftig angepackt, insgesamt waren über die drei Tage 25 Helferinnen und Helfer am Werk. Um die 56 Module, die dazugehörige Unterkonstruktion und Steine zur Ballastierung aufs Dach zu hieven, wurde ein Lastenaufzug aufgestellt. Gar nicht so einfach in dem kleinen Hinterhof-Garten, der zum Haus gehört.

Am Samstagvormittag begann die Montage der Gestelle. Sie exakt auszurichten und zu verschrauben, war die nächste Herausforderung. Alle Arbeitsschritte haben Simon Rebitzer, Geschäftspartner im gemeinsamen Unternehmen und Bauanleiter für das Projekt, und Marina Braun geduldig erklärt.  Am Nachmittag konnte das erste Modul verschraubt werden. Die Bauarbeiten fanden im Juni statt, die Hitze auf dem Dach war eine zusätzliche Belastung. Doch bis zum Sonntagabend war alles geschafft, inklusive der Leerrohrverlegung und die Durchführung der elektrischen Kabel vom Dach in den Keller, wo der Wechselrichter an der Wand aufgehängt wurde. Den elektrischen Anschluss führte ein beauftragter Elektromeister aus.

Arbeitssicherheit im Blick

Auf der Sicherheit beim Bau lag großes Augenmerk. Weil das im Jahr 2015 gebaute Gebäude auf drei Seiten einen umlaufenden Balkon hat, konnte auf ein Absturzgeländer verzichtet werden, denn der Abstand von der Dachkante zum darunterliegenden Balkon beträgt weniger als zwei Meter. Auch ein Baugerüst war aus diesem Grund nicht notwendig. Ein Riesenvorteil. An der Dachkante brachten die Bauleiter ein rot-weißes Flatterband an, um mit diesem optischen Signal auf die Kante hinzuweisen.

An der Nordseite des Daches, wo sich kein Balkon befindet, wurde ein Absturzgitter angebracht. Zusätzlich wurde ein fünf Meter breiter Abstand zur Dachkante eingehalten und die dort zwischengelagerten Module dienten als zusätzliche Barriere. Auch der Vater von Marina Braun war Ort. Er ist inzwischen Rentner war aber auf zuvor als Fachkraft für Arbeitssicherheit auf Baustellen tätig. Er hatte die ganze Zeit über ein wachsames Auge auf das Geschehen. Für die Bauhelfer wurde zudem eine Bauhelferversicherung abgeschlossen, ein übliches Versicherungsprodukt für Mithelfende auf Baustellen.

Rund 23 Kilowatt Leistung hat die Anlage, deren Module in Ost-West-Ausrichtung montiert wurden. 40.000 Euro hat alles zusammen inklusive Stromspeicher gekostet. Aktuell beziehen fünf Wohnparteien den Solarstrom vom Dach, nebst Reststrommenge aus dem Netz, im nächsten Jahr wollen weitere Familien dazustoßen.

Für das nach dem Mieterstrommodell funktionierende Betreibermodell haben Marina Braun und ihr Mann eine eigene Gesellschaft errichtet. „Wir haben den Strompreis bewusst niedrig gehalten. Das Ganze ist nicht gewinnbringend. Ich möchte einfach, dass die Menschen den Strom zu einem vernünftigen Preis beziehen können“, erklärt Braun.

Auf den Zählereinbau mussten die Energiewende-Akteure allerdings einige Wochen warten. Als es schließlich so weit war, wurde vom Netzbetreiber N-Ergie nicht der bestellte fernauslesbare Zähler eingebaut, ärgerlich. Denn nun hieß es nochmals eine Woche warten. Braun stellt fest: „Im gesamten Prozess der Zusammenarbeit habe ich gemerkt, dass Mieterstrommodelle organisatorisch längst noch keine Routine sind. Das muss sich dringend ändern.“

Die Bewohner haben sich nun erstmals für die nächsten 20 Jahre einen konstanten Mieterstrompreis gesichert – mit ein bisschen schweißtreibender Arbeit am Wochenende ist das ein guter Output für die Energiewende, davon sind alle überzeugt! Petra Franke

Kommentare

Phillip Sorger vor 2 Wochen

Super Arbeit! Das ist definitiv ein Projekt, das die Gemeinschaft richtig zusammengeschweißt hat. Wir haben uns damals nicht getraut, unsere Photovoltaikanlage selbst zu montieren, also Hut ab! Für unseren Pool haben wir jedoch eine Solaranlage bestellt, unter https://www.pool-systems.de/Pool-Solarheizung-Solaranlagen/ und planen, diese selbst zu montieren. Freunde haben sich zum Glück bereit erklärt zu helfen, und einer davon hat schon viel Erfahrung mit Solaranlagen. Daher bin ich optimistisch. Mal sehen, wie es läuft – es bleibt spannend!

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