Prognose für 2024: Solarbranche erwartet enormes Wachstum
Die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung könnten erneut eingelöst werden. Der Bundesverband Solarwirtschaft rechnet nach einem starken vergangenen Jahr erneut mit einem hohen Zuwachs an Solaranlagen 2024.
19.06.2024 – Nachmeldungen für 2023 zeigen: die neu installierte PV-Leistung wurde gegenüber 2022 mindestens verdoppelt. Waren es 2022 7,5 Gigawatt (GW), kommt die Branche für das letzte Jahr auf mindestens 15 GW. Weitere Nachmeldungen sind möglich. Damit wird das Zubauziel der Bundesregierung von 9 GW deutlich übertroffen. Für 2024 liegen die Ausbauziele bei 13 GW.
Laut bisherigen Registrierungen und Prognose des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) ein Ziel, das erneut eingelöst und wieder übertroffen werden kann. Schon für die ersten vier Monate dieses Jahres registrierte die Bundesnetzagentur eine neu in Betrieb genommene Solarstromleistung in Höhe von über fünf Gigawatt. Das entspricht einem Zuwachs in Höhe von rund 35 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Meldezeitraum.
Vor allem Unternehmen investieren zunehmend in Solaranlagen. In den ersten vier Monaten 2024 wuchs die neu installierte PV-Leistung bei Gewerbedächern um 81 Prozent und bei Solarkraftwerken auf Freiflächen um 74 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Analysezeitraum im Vorjahr. Aber auch das Heimsegment könnte noch einmal kräftig zulegen. Laut einer Umfrage von YouGov, im Auftrag des BSW-Solar, von Ende letzten Jahres, planen rund 1,5 Millionen Immobilienbesitzer 2024 den Bau einer neuen Solaranlage.
Schon in den Letzen Jahren waren Hausbesitzer:innen Zugpferd des solaren Aufbruchs. Mit rund 7 Gigawatt entfiel die Hälfte der 2023 neu installierten Solarstromleistung auf das Heimsegment, das gegenüber dem Vorjahr 2022 mit einem Plus von 135 Prozent zulegen konnte. In den letzten fünf Jahren hat sich die installierte Leistung auf Eigenheimdächern nach Berechnungen des BSW-Solar verzehnfacht.
Hohe Nachfrage bleibt
Auch über das Jahr 2024 hinaus rechnet der Solar-Verband mit einer hohen Nachfrage. Jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) und über 60 Prozent der privaten Immobilieneigentümer:innen in Deutschland sind an einer Investition in eine Solarstromanlage interessiert. Dies ergaben YouGov-Befragungen Ende Mai im Auftrag des BSW-Solar unter 438 Unternehmensentscheider:innen mit solargeeigneter Dachfläche und 1.042 Immobilieneigentümer:innen.
Auch Speichertechnik wird zunehmend nachgefragt, mit immer neuen Entwicklungen auf dem Markt, Damit Prosumer unabhängiger vom Netz und schwankenden Strompreisen werden können. So gibt es bereits innovative Gesamtjahresspeicher, die eine Batterie mit Wasserstoffspeicher und Abwärmenutzung kombinieren.
Grundsätzlich positiv sieht die Branche auch die Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes mit dem sogenannten Solarpaket I. Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, sagt: „Nicht zuletzt der Run auf solare Balkonkraftwerke zeigt sonnenklar, wo die Reise hingeht. Der vom Bundestag auf den Weg gebrachte Bürokratieabbau ermöglicht es, dass jetzt auch die Wohnungswirtschaft verstärkt größere Solaranlagen errichten kann, um so die Stromrechnungen ihrer Mieterinnen und Mieter zu drücken und einen Klimaschutzbeitrag zu leisten.“
Zugleich blieben auch nach dem verabschiedeten Solarpaket I Fragen offen. Umweltverbände mahnten die Umsetzung eines angekündigten Solarpaketes II noch in dieser Legislaturperiode an, in der es unter anderem klaren Regeln zum gemeinsamen Produzieren und Verbrauchen von Erneuerbaren, dem sogenannten Energy Sharing, geben müsse. Zudem wird ein Resilienzbonus angemahnt, zur Stärkung der heimischen Wind- und Solarindustrie.
Die Welt ist, Stand heute, abhängig von China. 80 Prozent der Produktionskapazitäten für Solarmodule befinden sich dort. Während Deutschland und Europa ihrer Solarindustrie politisch den Wind aus den Segeln nahm, befindet sich die chinesische Produktion, dank üppiger staatlicher Subventionen, seit Jahren im Aufwind. Chinesische Module sind so günstig verfügbar, dass europäische Hersteller keine Zukunftsperspektive sehen.
Mit einem Resilienzbonus soll es eine leicht höhere EEG-Vergütung geben, wenn europäische Komponenten verbaut werden. Die europäische Staatengemeinschaft will mit Net-Zero-Industry-Act Unabhängigkeit und Resilienz in der Europäischen Union stärken. Das strategische Ziel: 40 Prozent der Klima- und Energieziele der EU für 2030 sollen mit in Europa gefertigten Anlagen und Komponenten erreicht werden. Zusätzlich strebt die EU für 2040 einen Anteil von 15 Prozent am Weltmarkt im Bereich der Netto-Null-Technologien an. Dafür soll es üppige Förderungen geben. Die Mitgliedsstaaten werden angehalten, 25 Prozent ihrer Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel (ETS) zur Unterstützung der Ziele zu verwenden. mg