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EU Market Outlook for Solar PowerSolarmarkt in Europa mit nur schwachem Wachstum

Ein Mann mit Bauhelm und Arbeitsweste montiert ein Solardach
Der Solarmarkt in Europa muss noch kräftig zulegen, um die Klimaziele zu erreichen. (Foto: Getty Images für Unsplash+)

Während der Photovoltaikzubau in der EU in den vergangenen Jahren ein Rekordtempo hinlegte, schwächelt nun der Markt. SolarPower Europe ruft die Politik zum Gegensteuern auf, um die Energiesicherheit und den Klimaschutz nicht zu gefährden.

30.12.2024 – Nach mehreren Jahren mit einem Wachstum von über 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr warnt ein neuer Bericht von SolarPower Europe, dass der EU-Solarmarkt im Jahr 2024 nur noch ein jährliches Wachstum von 4 Prozent verzeichnen wird. Dies entspricht einer Verlangsamung des Wachstums um 92 Prozent. Die EU installierte im Jahr 2024 rund 66 Gigawatt (GW) und übertraf damit nur knapp den Zubau von 63 GW in 2023.

Auf nationaler Ebene installierten fünf der zehn größten Solarmärkte des Jahres 2024 weniger Photovoltaik als im Jahr 2023: Spanien, Polen, Niederlande, Österreich und Ungarn. Die anderen führenden Märkte, Deutschland, Italien, Frankreich, Griechenland und Portugal, verzeichneten ein leichtes Wachstum. Die gesamte installierte Photovoltaik-Leistung in der EU beläuft sich nun auf 338 GW, eine Vervierfachung gegenüber 82 GW vor zehn Jahren.

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Investitionen in Photovoltaik rückläufig

„Europäische Entscheidungsträger und Netzbetreiber können den diesjährigen Bericht als gelbe Karte betrachten“, erklärte Walburga Hemetsberger, CEO von SolarPower Europe. Der schwächelnde Ausbau der Photovoltaik sei ein Rückschlag für die Energiesicherheit, die Wettbewerbsfähigkeit und den Klimaschutz. „Europa muss jährlich rund 70 GW installieren, um seine Ausbauziele für 2030 zu erreichen – wir müssen jetzt über Korrekturmaßnahmen nachdenken, bevor es zu spät ist“, so Hemetsberger.

Das nur geringe Wachstum der Photovoltaik kommt trotz sinkender Preise für Komponenten wie Solarmodulen und geringerer Investitionskosten für Solarstrom-Anlagen. Bei großen Freiflächen-Solarprojekten sanken die durchschnittlichen Kosten im Jahr 2024 um 28 Prozent. Trotz der niedrigeren Kapitalkosten gingen die Investitionen in die Photovoltaik zum ersten Mal in den 2020er Jahren zurück, von 63 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf 55 Milliarden Euro im Jahr 2024.

 

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Entspannung bei der Gasversorgung bremst PV-Dachanlagen

Die Neuinstallationen von PV-Anlagen für Eigenheime sanken in 2024 im Vergleich zum Vorjahr um fast 5 GW auf 12,8 GW. Das begrenzte Wachstum von PV-Dachanlagen führt der Bericht auf die vorübergehende Entspannung bei der Gasversorgung zurück. Haushalte mit Photovoltaik- und Wärmepumpenanlagen sparten während des Höhepunkts der Energiekrise bis zu 84 Prozent ihrer monatlichen Energiekosten ein. Da der Druck auf die monatlichen Energiekosten vorerst geringer ist, seien Haushalte weniger geneigt, in Solarmodule zu investieren, so der Bericht.

Daher würden Solarparks in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts in der EU wahrscheinlich schneller wachsen als Dachanlagen. Da PV-Dachanlagen jedoch von einem größeren Bestand ausgehen, werden sie im Laufe des Jahrzehnts immer noch einen größeren Anteil an der gesamten Solarenergie in der EU haben als PV-Freiflächenanlagen.

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Stagnierende Elektrifizierungsrate

Der Bericht weist auch auf Zusammenhang zwischen abnehmenden Marktwachstum der Photovoltaik und der stagnierenden Elektrifizierungsrate hin. Trotz des raschen Ausbaus der Erneuerbaren Energien liegt die Elektrifizierungsrate in Europa seit fünf Jahren bei etwa 22–23 Prozent. Schlüsselsektoren wie Industrie, Heizung und Verkehr stellen nicht schnell genug auf Strom um, um mit dem wachsenden Volumen an erzeugtem Strom aus Erneuerbaren Energien Schritt zu halten. „Eine Beschleunigung dieses Wandels ist für die effektive Integration von Solarstrom und die Erreichung der EU-Dekarbonisierungsziele von entscheidender Bedeutung“, so Hemetsberger.

Gleichzeitig muss die Systemflexibilität schnell funktionieren, um mit dem Einsatz von Solarenergie Schritt zu halten. Ein flexibles, elektrifiziertes System kann die Day-Ahead-Preise an der Strombörse laut dem Bericht bis 2030 um 25 Prozent senken und gleichzeitig den Business Case für Solarenergie um 71 Prozent verbessern. Neben anderen Flexibilitätsinstrumenten erfordert dies einen massiven Zubau der Kapazität von Batteriespeichern in der EU, von derzeit 48 Gigawattstunden (GWh) auf 780 GWh im Jahr 2030.

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Kostengünstige Solarenergie für bessere Wettbewerbsfähigkeit

„Kostengünstige Solarenergie ist die beste Option, um Europa in ein neues Zeitalter der Wettbewerbsfähigkeit zu führen. Wir müssen uns vollständig vom russischen Gas lösen und die Abhängigkeit von Flüssigerdgas vermeiden“, unterstreicht Dries Acke, stellvertretender CEO von SolarPower Europe.

Die europäische Industrie brauche sauberen und erschwinglichen Strom, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und der europäische Sektor für Erneuerbare Energien brauche eine flexiblere Stromnachfrage, um sein Geschäftsmodell zu stärken. „Wir fordern die neue Europäische Kommission auf, diese sich gegenseitig verstärkende Chance zu nutzen und den Clean Industrial Deal auf erneuerbare Energien, Flexibilität und Elektrifizierung auszurichten“, so Acke.

REPower-Ziel der EU gefährdet

Wird die derzeitige Entwicklung fortgeschrieben, rechnet der Bericht damit, dass bis 2028 jährlich Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 82 GW in Europa installiert werden, was einem jährlichen Wachstum von 3 bis 7 Prozent entspricht. Bis zum Jahr 2030 prognostiziert SolarPower Europe nun in einem mittleren Szenario eine installierte Leistung von 816 GW Photovoltaik in der EU, vor sechs Monaten rechnete der Branchenverband noch damit, dass bis dahin Solarstromanlagen mit 890 GW in der EU installiert sind.

Verlangsamt sich der Ausbau weiter, könnte Europa sein REPower-Ziel von 750 GW installierter Solarstromleistung bis 2030 verfehlen, warnt SolarPower Europe in dem EU Market Outlook for Solar Power 2024-2028. hcn

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