PV-Recycling Teil8: Wechselrichter reparieren

In diesem Teil der Serie zum PV-Recycling geht es um Wechselrichter. Die Inverter haben eine kürzere Lebensdauer als Solarmodule, können aber in vielen Fällen repariert werden. Das reduziert Elektroschrott und freut die Anlagenbesitzer.
04.08.2023 – Zu jeder PV-Anlage gehört ein Wechselrichter. Er wandelt den in den Solarmodulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um. Nur so kann der Strom ins Netz eingespeist werden. Wechselrichter sind wichtige Komponenten einer Anlage – auch preislich, jedoch altern sie schneller als Solarmodule und werden deshalb während der Betriebsdauer einer Anlage ein- bis zweimal ausgetauscht.
Über reparierte Altgeräte freuen sich Anlagenbesitzer gleich doppelt: zum einen sparen sie Geld, aber oftmals ist ein Altgerät für sie der einzig sinnvolle Weg. Viele Geräte, die vor 8 bis 10 Jahren hergestellt wurden, haben inzwischen modernere Nachfolger. Manch ein Hersteller ist ganz verschwunden – aber die Solaranlage benötigt einen Wechselrichter mit bestimmten Leistungsdaten. Ist kein passendes Neugerät am Markt verfügbar, kann nur ein funktionstüchtiges Altgerät einen größeren Umbau der Anlage vermeiden. Mit der wachsenden Anlagenzahl steigt auch die Nachfrage nach Wechselrichterreparaturen, zudem suchen immer mehr Käufer gebrauchte Geräte.
Alle gängigen Wechselrichter-Modelle werden repariert
European Network Services (ENS) ist eines der Unternehmen, die Altgeräte wieder einsatzfähig machen. Seine Wurzeln hat ENS in England. Später kam eine Niederlassung in Frankreich hinzu. Seit 2000 ist das Unternehmen auch in Deutschland vertreten. In Hennigsdorf nördlich von Berlin wurde letztes Jahr der neue Hauptsitz gebaut und bezogen. Ursprünglich reparierte ENS ausschließlich Netzwerktechnik, wie Router oder andere Netzzugangsgeräte. Seit einigen Jahren werden auch Solar-Wechselrichter repariert, in Deutschland macht dieser Geschäftszweig den größten Teil der Tätigkeit aus. ENS repariert alle gängigen Modelle, allerdings noch keine Hybridwechselrichter. Doch soll auch dieses Segment ab Ende des Jahres bedient werden.
Geschäftsführer Saeed Corangi verweist auf gewachsene gute Beziehungen zu den Geräteherstellern. So können bei Reparaturen Originalteile oder von Herstellern authentifizierte Teile verbaut werden. Die hauseigenen Techniker nehmen auch immer wieder bei internationalen Herstellern vor Ort an Schulungen teil. Gern nehmen manche Hersteller auch den Service von ENS in Anspruch, Softwareaktualisierungen für Kunden zu übernehmen oder bei neuen Produkten Qualitätstests durchzuführen. Zum Kundenstamm gehören Asset Manager großer Solarparks, Wartungsfirmen, Versicherungen, Investoren Installateure aber auch Privatkunden.
Wirtschaftlich macht die Reparatur für die Betreiber von Solaranlagen durchaus Sinn, vor allem wenn die Anlagen nicht mehr viele Jahre bis zum Förderende vor sich haben und der Einbau eines neuen Wechselrichters mit Veränderungen am ganzen System einhergehen müsste. Ein repariertes oder gebrauchtes Gerät kostet nur einen Bruchteil eines Neugerätes, Nachhaltigkeit ist ein zusätzliches starkes Argument.
Corangi betont, dass sich sein Unternehmen als Engineering Unternehmen versteht. Die Kompetenz seiner Mitarbeiter ist das Rückgrat des Erfolges. Sie reparieren die defekten Geräte auf Bauteilebene und Mikrochiplevel.
Verschleißteile können meist ausgetauscht werden
Wechselrichter müssen hart arbeiten, dabei entsteht viel Wärme, häufige Ursache für Bauteil-ermüdungen und letztlich Schäden an Komponenten. Die Techniker unterscheiden zwei Arten von Schäden: Design-Fehler des Produkts oder Schäden aus unsachgemäßer Nutzung. Verschmutzt beispielsweise ein Lüfter, weil er in einer staubigen Umgebung installiert ist, wird das Gerät zu heiß und geht kaputt.
Reparabel sind alle Schäden, die aufgrund von Bauteil-Ermüdungen entstehen. Verschleißteile können meist ausgetauscht werden. Bei Überspannungsschäden ist meist nichts mehr zu machen. Auch interne Kurzschlüsse im Gerät, in deren Folge bereits Elektrolyt ausgetreten ist, sind irreparabel. Laut Corangisind 80 bis 90 Prozent der Geräte reparabel. Schrottreife Geräte werden jedoch ausgeschlachtet, noch funktionsfähige Komponenten entnommen und für einen späteren Einsatz in einem anderen Gerät akkurat aufbewahrt. Saving the Planet – One component at a time – auf Deutsch: den Planeten retten – eine Komponente nach der anderen, ist der Leitspruch des Teams.
15.000 Geräte werden innerhalb der ENS-Gruppe jährlich repariert, in dieser Zahl sind sowohl Netzwerktechnik wie auch Wechselrichter enthalten. Die Bearbeitungszeit eines defekten Wechselrichters von der Anlieferung bis zur Reparatur beträgt derzeit fünf bis zehn Tage, das ist beachtlich. Lediglich die Wartezeiten für bestimmte neue Bauteile sind mitunter extrem lang. Dem begegnet ENS mit einer vorausschauenden Lagerhaltung und kann deshalb seine kurzen Reparaturzeiten halten. Petra Franke

Mit viel Expertise betreuen Isabelle Corangi (li.) und Patricia Fietz die Kunden von ENS. (Foto: ENS)
Die energiezukunft-Serie zum PV-Recycling im Überblick
Teil 1: Globale PV-Recycling-Märkte
Teil3: Nachhaltigkeit beginnt in der Herstellung
Teil4: Recycling-Technologien und Forschung
Teil5: Flaxres – Blick auf ein spezielles Verfahren zum Modulrecycling
Teil6: Sammelsystem und rechtliche Rahmenbedingungen in Europa
Teil 7: Exkurs zum Gebrauchtmarkt für Solarmodule
Teil8: Wechselrichter reparieren