Dynamische Stromtarife: Schwankungen am Strommarkt nutzen
Dynamische Stromtarife stabilisieren das Stromnetz und sparen Geld für Verbraucher. Bei Verbrauchern, die bereits nachhaltige Technologien wie Wärmepumpen oder Wallboxen nutzen, ist das Interesse an den neuen Tarifen besonders groß.
11.12.2024 – Dynamische Stromtarife für private Haushalte sind eine Revolution auf dem Strommarkt. Mit Hilfe eines Smart-Meters können Verbraucher Strom zu den Preisen kaufen, zu denen er tatsächlich aktuell an der Strombörse gehandelt wird. Sie haben also keinen festen Arbeitspreis pro Kilowattstunde. Stattdessen ändern sich die Preise jeden Tag stündlich.
Ein solcher Tarif ist besonders effektiv, wenn viel Erneuerbare Energie in ein Stromnetz eingespeist wird. Erneuerbare Kraftwerke erzeugen Strom nicht gleichmäßig, sondern haben Erzeugungsspitzen und Erzeugungsflauten. Entsprechend wird mittags an einem sonnigen Tag besonders viel Strom eingespeist, in einer windstillen Nacht besonders wenig. Ist besonders viel Strom verfügbar, fällt der Preis – und es wäre günstig für Verbraucher und Stromsystem, flexible Verbrauchslasten in diese Zeiten zu legen. Genau das ermöglicht ein dynamischer Tarif.
New kid on the block
Bisher sind dynamische Tarife noch Neulinge auf dem Markt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Smart-Meter-Rollout bisher nur langsam voran geht. „Die Digitalisierung der Energiewende mit dynamischen Tarifen und Smart Metern steht gerade erst am Anfang“, erläutert Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender des Ökoenergieversorgers naturstrom. „Bisher hat nur etwa ein Prozent aller Haushalte einen solchen intelligenten Zähler und der Ausbau in Deutschland kommt nur sehr schleppend voran.
Nur etwas über 5 Prozent der Eigenheimbewohner:innen gaben in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Ökoenergieversorgers an, bereits einen dynamischen Tarif zu beziehen. Knapp ein Drittel äußerte allerdings Interesse an einem solchen Tarif. Besaßen die Befragten bereits eine Wärmepumpe, eine Wallbox oder einen Stromspeicher stieg der Anteil der Interessierten sogar auf annährend 50 Prozent. Die andere Hälfte zeigt allerdings kaum Interesse, rund ein Viertel fühlt sich nicht ausreichend informiert. „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Energieversorger und auch die Politik noch mehr und besser erklären müssen, welche Vorteile dynamische Tarife für die einzelnen Haushalte bieten“, meint Hummel.
Dynamische Tarife automatisch nutzen
Abhilfe schaffen könnte auch eine automatisierte Verbrauchssteuerung, die beispielsweise das E-Auto automatisch zu den Zeiten lädt, wenn der Strom günstig ist. Rund 22 Prozent gaben in der Umfrage an, dass eine solche Technologie ihr Interesse an einem dynamischen Tarif steigern würde. Unter den Besitzer:innen von steuerbaren Verbrauchern waren es sogar 35 Prozent.
naturstrom bietet unter dem Namen naturstrom smart bereits seit einiger Zeit einen dynamischen Tarif an. Eine neue Web-App ermöglicht es den Kund:innen nun, die heimischen Ladevorgänge ihrer E-Autos automatisiert zu steuern. In einem zweiten Schritt wird bald auch die Steuerung von Wärmepumpen in die App integriert werden. jb/Finn Rohrbeck