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Neon-StudieDynamische Stromtarife bieten Kostenvorteile

Person, offene Kofferaumklapp, im Hintergrund Wallbox für Elektroauto
Wer sein E-Auto flexibel laden kann, profitiert besonders von dynamischen Stromtarifen. (Foto: Zaptec auf Unsplash / Unsplash-Lizenz)

Haushalte können mit dynamischen Stromtarifen Stromkosten senken. Eine Studie beziffert, wie hoch das Sparpotenzial für prototypische Verbrauchsprofile ausfällt. Besonders lukrativ: Elektroauto flexibel laden und vergünstige Netzentgelte nutzen.

28.10.2025 – In dynamischen Stromtarifen geben Stromversorger die Day-Ahead-Börsenstrompreise direkt an ihre Kunden weiter. Wie Kunden in verschiedenen Szenarien von diesen Tarifen profitieren, hat eine Studie des Beratungsunternehmens Neon Neue Energieökonomik im Auftrag der naturstrom AG genauer untersucht. Darüber hinaus treffen die Analysten auch Aussagen zu vermiedenen Abregelungen – wenn Strom vor allem dann verbraucht wird, wenn aufgrund hoher erneuerbarer Erzeugung die Preise niedrig sind.

Die Studie vergleicht dynamische Stromtarife mit einem herkömmlichen Festpreistarif. Zugrunde gelegt wurde für den dynamischen Tarif eine stündliche Simulation für den Zeitraum von September 2024 bis August 2025. Der bundesweite Festpreistarif in Höhe von 33,9 Cent des Ökoenergieanbieters naturstrom wurde als Vergleichsgröße gewählt. Betrachtet wurden vier Haushalttypen mit Verbräuchen zwischen 2.800 und 4.000 Kilowattstunden sowie verschiedenen Verbrauchsprofilen.

E-Auto klarer Sparmeister

Die deutlichsten Einsparungen verzeichnen Halter von Elektroautos. Wer die Ladevorgänge seines E-Autos in Zeiten niedriger Börsenstrompreise verlagert, spart als Kunde eines dynamischen Tarifs bei einer durchschnittlichen Nutzung rund 30 Prozent seiner Ladestromkosten. In der Kombination mit zeitvariablen Netzentgelten und einem Rabatt, den Stromnetzbetreiber für die Dimmbarkeit nach Paragraf 14a EnWG der Ladeleistung gewähren, reduzieren sich die Ladekosten sogar um bis zu 82 Prozent.

Ein ähnlicher Effekt zeigt sich bei Haushalten mit Wärmepumpe: Die Stromkosten für eine Wärmepumpe, die intelligent heizt, liegen sechs Prozent unter den Kosten mit Festpreistarif. Über Vergünstigungen bei den Netzentgelten lässt sich auch hier die Ersparnis deutlich auf bis zu 28 Prozent erhöhen. Weil Wärmepumpen in der Regel mehr Strom verbrauchen als E-Autos, ergibt sich in absoluten Euro-Beträgen eine ähnliche Größenordnung wie beim Elektroauto.

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Batterie ohne Solar kann sich lohnen

Selbst Haushalte, die nicht über einen steuerbaren Großverbraucher wie ein E-Auto, eine Wärmepumpe oder einen Batteriespeicher verfügen, konnten mit dynamischem Tarif im Untersuchungszeitraum ihre Stromkosten leicht senken. Dies galt vor allem dann, wenn sie tagsüber – bei günstigen Börsenstrompreisen – viel zuhause waren.

Auch ein Batteriespeicher ohne Solaranlage, der den ansonsten unflexiblen Haushaltsverbrauch verlagert, kann sich lohnen. Nach Abzug der Investitionskosten lassen sich die Stromkosten um bis zu acht Prozent senken. Wichtig: Die Batterie darf nicht zu groß dimensioniert sein, sonst drohen kaum genutzte Überkapazitäten.

Auch der Energiemarkt profitiert

„Nicht nur Stromtarife sind dynamisch, sondern auch der Energiemarkt selbst“, ordnet naturstrom-Vorstand Hummel ein. Gewinner eines Wechsels sind jedenfalls nicht nur Stromkunden mit Flexibilisierungspotenzial, sondern auch die Energiewende. „Dynamische Tarife reizen eine flexiblere Stromnachfrage an. Dadurch wird Ökostrom von Solar- und Windanlagen genutzt, die sonst abgeschaltet werden müssten“, erklärt Oliver Hummel. Auch diesen Effekt zeigt die Neon-Studie: Ein intelligent geladenes E-Auto nutzt zu bis zu 42 Prozent Strom, der ansonsten aufgrund negativer Börsenstrompreise abgeregelt worden wäre. Auch für Wärmepumpen und kleine Solo-Batteriespeicher stellt die Studie diesen Effekt fest, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt.

Verzögerter Smart-Meter-Rollout Bremsklotz für dynamische Tarife

Um einen dynamischen Tarif nutzen zu können, muss beim Verbraucher ein Zähler installiert sein, der den Stromverbrauch viertelstundengenau misst und die Daten an den Messstellenbetreiber übermittelt. Solche Smart Meter sind aber bisher nur bei ganz wenigen Stromkunden installiert, so dass der potenzielle Kundenkreis für dynamische Stromtarife derzeit noch sehr begrenzt ist.

Von den Plänen der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, den Smart-Meter-Rollout allein den grundzuständigen Messstellenbetreibern – meist die Netzbetreiber vor Ort – zu überlassen, hält Hummel gar nichts: „Denn das sind ja auch die, die es in großen Teilen bisher nicht hinbekommen haben und bei denen wir auch keinen großen Enthusiasmus für das Thema feststellen können.“ Vielmehr müssen die Marktregeln auch wettbewerblichen Messstellenbetreiber einen fairen Zugang ermöglichen. pf

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