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Foto: FEV

Meinung 09.05.2025

Ein Warnruf von der Iberischen Halbinsel

Der großflächige Stromausfall in Spanien und Portugal war kein Zufall, sondern ein Symptom: Die Energiewende bleibt anfällig, solange Netzresilienz und Speichertechnologien vernachlässigt werden. Jetzt ist die Zeit, das Rückgrat unseres Energiesystems zu stärken.

Jan Lozek, Gründer von Future Energy Ventures


Meinung 09.05.2025

Ein Warnruf von der Iberischen Halbinsel

Der großflächige Stromausfall in Spanien und Portugal war kein Zufall, sondern ein Symptom: Die Energiewende bleibt anfällig, solange Netzresilienz und Speichertechnologien vernachlässigt werden. Jetzt ist die Zeit, das Rückgrat unseres Energiesystems zu stärken.

Foto: FEV

Jan Lozek, Gründer von Future Energy Ventures



Am 28. April erlebten Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel, wie fragil ein modernes Energiesystem sein kann: Stromausfall, kein Internet, kein Mobilfunk, keine Ampeln, über Stunden hinweg. Ich war in Madrid, als es passierte. Und ich habe hautnah gespürt, wie schnell das Leben in einer europäischen Hauptstadt stillstehen kann, wenn zentrale Stabilitätsmechanismen fehlen.

Das war kein bloßer technischer Zwischenfall. Es war ein Warnsignal.

Jetzt ist nicht die Zeit für Schuldzuweisungen oder Panikmache, sondern für Klarheit. Dieser Blackout ist kein Beweis gegen die Energiewende. Aber er macht deutlich, wo sie bislang unvollständig geblieben ist: Wir dürfen uns nicht weiter auf den reinen Zubau von Wind und Solar konzentrieren, ohne gleichzeitig die Netzresilienz, Speicherlösungen und eine systemische Integration mitzudenken.

Denn klassische Erneuerbare wie Photovoltaik und Wind liefern keine sogenannte Trägheit, also keine stabilisierende Masse wie konventionelle Kraftwerke mit rotierenden Generatoren. Ohne diesen Puffer reagiert das Stromsystem empfindlicher auf Schwankungen und externe Störungen.

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Besonders gefährdet ist die Iberische Halbinsel: Sie ist strukturell schwächer ans europäische Verbundnetz angebunden, verfügt über wenig eigene Speicher und hat begrenzte Möglichkeiten zur flexiblen Lastverteilung. Kommt dann noch ein äußerer Schock, wie in diesem Fall ein durch einen Waldbrand beschädigter Interkonnektor, gerät das gesamte System ins Wanken.

Was es jetzt braucht, ist kein Rückschritt, sondern ein entschlossener Fortschritt. Wir müssen massiv in die Netzinfrastruktur investieren, insbesondere in grenzüberschreitende Interkonnektoren, um das europäische Netz robuster und widerstandsfähiger zu machen. Der Ausbau von Speichersystemen muss vorangetrieben werden, sowohl zentral als auch dezentral. Und wir benötigen regulatorische Rahmenbedingungen, die Flexibilität, Digitalisierung und Systemverantwortung belohnen.

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Dazu braucht es eine wirklich europäische Energiepolitik, die Resilienz über nationale Alleingänge stellt. Die gute Nachricht: Die Technologie dafür existiert bereits. Was jetzt fehlt, ist politischer Wille und Kapital.

Der Blackout war meiner Meinung nach kein Scheitern, sondern ein Signal. Wenn wir ihn ernst nehmen, kann er zum Wendepunkt werden, hin zu einer krisenfesten, dezentralen und klimaneutralen Energiezukunft.

Jan Lozek ist Gründer von Future Energy Ventures – einem in Berlin ansässigen Climate-Tech-VC mit Fokus auf die Energiewende.

Kommentare

Allabauer vor 6 Tagen

Spanien hat 2,5 GW Pumpspeicher – trotzdem zu träge für einen Netzausfall bzw. teilweise Überlast. Akkumulatoren („Batterien“) wären genügend flink – müssten aber an geeigneten Netzknoten installiert sein.

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