Energiespeicher-MarktGemischte Jahresbilanz der Speicherbranche

Container mit Batteriespeicher vor kleinem Hügel
Dieser Großbatteriespeicher von Tesvolt mit einer Leistung von 5 Megawatt steht in Rheineck am Bodensee in der Schweiz. (Foto: Kecko from Eastern Switzerland auf Wikipedia / CC BY 2.0)

Umsatzverluste bei Haushaltsspeichern, leicht positive Entwicklung in Industrie und Gewerbe sowie bei Großspeichern – so sieht die Bilanz 2024 des für die Energiewende so wichtigen Flexibilitätsinstrumentes aus. Global wächst die Batterie-Industrie.

28.03.2025 – Die im Bundesverband Energiespeicher (BVES) organisierten Speicherhersteller blicken je nach Segment verschieden auf das zurückliegende Jahr. Die von 3EC angefertigte Analyse umfasste alle Speicherarten – thermische, mechanische, elektrochemische und chemische Speichern, jedoch dominieren die elektrochemischen Batteriespeicher das Umsatzvolumen.

Die Umsätze im Kleinspeichersegment Haushalt/Gebäude gingen rapide zurück – um fast 40 Prozent. Im Industrie- und Gewerbesegment freut man sich über ein Umsatzwachstum von 23 Prozent. Insgesamt kann diese positive Marktentwicklung jedoch nicht den starken Rückgang im Haushaltsmarkt kompensieren. Der Gesamtumsatz der Speicherbranche in Deutschland sank im Jahr 2024 auf 12,5 Milliarden Euro, ein Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Verbandschef Urban Windelen verwies bei der Vorstellung der Zahlen auf die zwar inzwischen gute Regulatorik. Doch diese sei in der Praxis noch nicht umgesetzt. „Das Flexibilitätsinstrument Nummer 1 hängt weiter in der Warteposition.“ Windelen betonte, dass die Branche die Entwicklungen im Industrie- und Gewerbesegment sehr positiv sieht. Sie zeige, dass die Industriewende endlich an Fahrt aufnimmt. Auch das Haushaltssegment sei letztlich, die Einmaleffekte der Energiepreiskrise herausgerechnet, weiter auf einem soliden Wachstumskurs.

Haushaltssegment: Unsicherheit und Energiepreise bremsen Investitionen

Während Speicher in privaten Haushalten in den vergangenen Jahren sehr stark nachgefragt waren, brachte 2024 eine Normalisierung. Eine Kombination aus politischen und wirtschaftlichen Faktoren sorgte für einen deutlichen Rückgang der Umsätze. Sinkende Energiepreise reduzieren den wirtschaftlichen Anreiz für Investitionen in Batteriespeicher. Zudem ist die Attraktivität der Sektorenkopplung im Haushalt in Richtung Mobilität und Wärme ausgebremst durch den stockenden Ausbau der Elektromobilität einerseits und die Unsicherheiten beim Heizungsgesetz (GEG) andererseits.

In Kombination mit einer allgemein angespannten wirtschaftlichen Lage und einer schwächelnden Baubranche führte dies zu niedrigen Verkaufszahlen über die gesamte Versorgungskette von PV, Hausspeicher, Wärmepumpe bis hin zur Wallbox. Dennoch wird für 2025 eine Verbesserung des Marktes erwartet, insbesondere durch die Entwicklung der Elektromobilität sowie neue Geschäfts- und Vermarktungsmodelle von Haushaltsspeichern durch aktuelle regulatorische Anpassungen.
 

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Steigendes Interesse an Speicherlösungen in Industrie und Gewerbe

Die gestiegenen Umsatzzahlen in Industrie und Gewerbe sind primär getrieben durch die niedrigen Kosten von erneuerbarem Strom in der Eigenerzeugung und die sinkenden Kosten für Strom- und Wärmespeicher. Mit der Eigenerzeugung in Verbindung mit Speichern können Industrie und Gewerbe ihre Energiekosten am effektivsten senken – sei es für die Stromversorgung, Ladeinfrastruktur der elektrischen Fahrzeuge und auch für die Bereitstellung von Prozesswärme. „Diese innovativen Lösungen für die Industrie nehmen endlich deutlich Fahrt auf. „Für uns als BVES ist das die beste Nachricht aus unserer Branchenanalyse“, sagte Windelen.

Ein weiteres, immer deutlicher wachsendes Anwendungsfeld ist die Integration von Speichern als Leistungspuffer in Ladeinfrastrukturen für die betrieblichen Flotten für PKW und auch LKW. Hohe Kosteneinsparungen und die Erschließung von neuen Geschäftsmodellen (z.B. Bidirektionalität) machen diese Systeme zunehmend attraktiv. Nach der BVES-Branchenumfrage wird erwartet, dass diese Faktoren das Wachstum auch 2025 deutlich weiter vorantreiben werden.

Wachstum mit Hürden bei Großspeichern

Großspeicher und Großbatterien verzeichnen in 2024 ein solides Wachstum von 14 Prozent. Besonders Großbatterien bleiben ein zentrales Thema in der Debatte um Energiespeicherung. Obwohl der Markt noch vergleichsweise klein ist – in Kapazitäten stehen rund zwei Gigawatt Großbatterien rund zehn Gigawatt Haushaltsspeichern gegenüber –  hat sich das Großspeichersegment etabliert und wird in den kommenden Jahren stabil weiter wachsen.

Auch Pumpspeicher rücken wieder stärker in den Fokus. Es sind drei neue Projekte in Deutschland in der Planung, die allerdings durch genehmigungsrechtliche Hürden noch gebremst werden. Neueste Rechtsänderungen, unter anderem das Stromspitzen-Paket,eröffnen Speichern in Co-Location mit Photovoltaik und Wind neue Einsatzchancen und werden das Großspeichersegment weiter stärken. Das Wachstum dürfe aber laut Windelen nicht über die dunklen Wolken am Horizont hinwegtäuschen, nämlich Rechts- und Investitionsunsicherheiten, die den notwendigen Speicherausbau im und für das Netz wieder abzuwürgen drohen.

Internationale Energieagentur beurteilt weltweiten Batteriemarkt

Weltweit wächst die Batterieindustrie schnell, wie die Internationale Energieagentur (IEA) konstatiert. Allein die Verkäufe von Elektroautos stiegen 2024 um 25 Prozent auf 17 Millionen – die Nachfrage nach Batterien erreichte allein durch diesen Treiber 1 Terawattstunde, das 10-fache wie im Jahr 2018. Gleichzeitig sank der Durchschnittspreis einer Elektroauto-Batterie auf unter 100 US-Dollar pro Kilowattstunde, was gemeinhin als wichtige Schwelle für den Kostenwettbewerb mit herkömmlichen Modellen gilt.

Die Batteriepreise sind laut IEA vor allem aufgrund billigerer Batterieminieralien gesunken. Vor allem die Lithiumpreise sind seit ihrem Höchststand im Jahr 2022 um mehr als 85 Prozent gefallen. Aber auch die rasanten Fortschritte in der Batterieindustrie selbst senken die Kosten. Nach jahrelangen Investitionen hat sich die weltweite Batterieproduktionskapazität zwischen 2021 und 2024 auf 3 Terawattstunden fast verdreifacht und ist damit dreimal so hoch wie im Vorjahr. In den nächsten fünf Jahren könnte sich die Produktionskapazität nochmals verdreifachen, wenn alle angekündigten Projekte realisiert werden.

Diese Trends deuten darauf hin, dass die Batterieindustrie in eine neue Phase ihrer Entwicklung eintritt. Waren die Märkte früher regionalisiert und klein, so sind sie heute global und sehr groß, und eine Reihe technologischer Ansätze weicht der Standardisierung. Mit Blick auf die Zukunft werden Skaleneffekte, Partnerschaften entlang der Lieferkette, Fertigungseffizienz und die Fähigkeit, Innovationen schnell auf den Markt zu bringen, entscheidend sein, um wettbewerbsfähig zu sein. Dies werde wahrscheinlich zu einer stärkeren Konsolidierung in dem gesamten Sektor führen. pf

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