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Solarenergie







Flexibles StromsystemGroße Batteriespeicher in Europa voll im Trend

Ein Kran setzt einen weiß-grünen Container, in dem ein Batteriespeicher ist, neben einen Solarpark
Stromspeicher sind ein wichtiger Baustein für ein flexibles Stromsystem. Im thüringischen Henschleben betreibt der Öko-Energieversorger naturstrom einen Solarpark mit Speicher. (Foto: naturstrom AG)

Großbatteriespeicher sind in Europa zunehmend im Kommen. Wichtige Gründe sind der steigende Bedarf an Netzstabilisierungsleistungen und die Verschiebung von Lastspitzen. Die Nase vorn haben Italien und Großbritannien.

07.01.2025 – Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa boomen im Zuge der Energiewende Batteriespeicher. Laut Angaben von SolarPower Europe wurden im Jahr 2023 Batteriespeichersysteme mit einer Kapazität von 17,2 Gigawattstunden (GWh) installiert, fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Die gesamte installierte Kapazität in Europa lag bei 35,8 GWh. Für 2024 veranschlagt der Branchenverband den europaweiten Zubau auf mindestens 22,4 GWh (plus 31 Prozent), abschließende Zahlen liegen noch nicht vor.

Wurde bisher das Wachstum vor allem von Heimspeichern in Haushalten „befeuert“, so legen sich nun immer mehr Energieversorger, Solar- und Windparkbetreiber sowie Industrie- und Gewerbebetriebe große Batteriespeicher zu. Bis in vier Jahren soll der europäische Batteriespeichermarkt laut dem „European Market Outlook for Battery Storage 2024-2028“ von SolarPower Europe auf eine gesamt installierte Kapazität von bis zu 135 GWh klettern, in einem mittleren Szenario auf 78 GWh, letzteres entspricht einem jährlichen Marktwachstum von 30 bis 40 Prozent.

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Boom bei Großprojekten erwartet

Dabei dominieren immer mehr Großbatteriespeicher, vor allem Netzspeicher (sogenannte Utility-Scale Speicher). Ihr Anteil an der neu installierten Kapazität soll bis 2028 auf 45 Prozent klettern (2023 waren es 21 Prozent), der Anteil der gewerblichen Speicher (Commercial & Industrial) auf 25 Prozent (2023 waren 9 Prozent), während der Anteil der privaten Heimspeicher auf 29 Prozent (70 Prozent in 2023) sinkt.

Die zunehmende Bedeutung von Großbatteriespeichern ist vor allem auf den steigenden Bedarf an Netzstabilisierungsleistungen und die Verschiebung von Lastspitzen durch den europaweit wachsenden Anteil fluktuierenden Solar- und Windstroms zurückzuführen. So setzen Energieversorger vielerorts immer mehr darauf, dass Netzspeicher in Sekundenschnelle große Mengen Strom aufnehmen und im Bedarfsfall wieder abgeben –  und so die Netze stabil halten und die Leitungen im Normalbetrieb besser auslasten.

Hinzu kommt, dass es sich für Unternehmen bei schwankendem Stromangebot und -preisen häufig rechnet, in große Batteriespeicher zu investieren. Kann doch auf diese Weise Strom günstig an der Börse gekauft werden, beispielsweise mittags, wenn die Photovoltaik-Anlagen auf Volltouren laufen, und abends, wenn der Preis steigt, wieder verkauft werden. Betreiber von Solar- und Windparks können die Abriegelung ihrer Anlagen in Zeiten von Stromüberschüssen und Preis-Kannibalisierung vermeiden, indem sie die Einspeisung mittels großer Batteriespeicher in die Abendstunden verlagern.

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Purzelnde Preise – Lithium-Ionen Technologie dominiert

Das lohnt sich für Unternehmen vor allem auch deshalb, weil die Kosten und Preise für die Batteriespeicher aufgrund von Skaleneffekten und technologischen Verbesserungen stark nach unten purzelten. So sanken die Preise für die vorherrschenden Lithium-Ionen-Batterien (Zellen und Akkus) laut Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) in den vergangenen zehn Jahren von etwa 690 USD/kWh (635 €/kWh) im Jahr 2014 auf weniger als 140 USD/kWh (129 €/kWh) im Jahr 2023. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang von etwa 15 Prozent.

Die IEA rechnet damit, dass die Kosten der Batteriespeicher bis 2030 nochmals deutlich sinken werden, für große Batteriespeicher um voraussichtlich 30 Prozent und für kleine Batteriespeicher um 21 Prozent.

„Lithium-Ionen-Batterien sind die führende Technologie bei stationären Speichern, nicht nur aufgrund ihrer niedrigen Kosten, sondern auch wegen ihrer hohen Haltbarkeit“, sagt Raffaele Rossi, Head of Market Intelligence bei SolarPower Europe. Zudem verfügen sie über eine große Energiedichte pro Gewicht und Volumen, eine hohe Lade- und Entladeleistung, sind skalierbar und derzeit gut verfügbar, so Katja Esche, Sprecherin des Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES).

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Wichtigster europäischer Markt Italien

Die Nase vorne bei Batteriegroßspeichern in Europa hat laut Prognose von SolarPower Europe in den kommenden vier Jahren Italien. Vor allem Netzspeicher profitieren vom stark wachsenden Bedarf des Ausgleichs der schwankenden Stromproduktion im Zuge des starken Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Unterstützt wird der Speichereinsatz durch einen staatlich gestützten Kapazitätsmechanismus und gesetzlich geregelte Auktionen für Speicherkapazitäten (MACSE) mit langfristigen Lieferverträgen. Hier zahlt der nationale Übertagungsnetzbetreiber Terna MACSE-unterstützten Projekten, sprich den Betreibern entsprechender Netzspeicher eine Kapazitätsprämie, die gegen Einnahmen aus dem Stromhandel eingetauscht werden. Zudem werden Unternehmen im Rahmen des Kapazitätsmarktes 15-Jahres-Verträge zur Unterstützung von Investitionen in Speicherkapazitäten angeboten.

Darüber hinaus wird Terna eine neue Energiehandelsplattform einführen, über die Speicherbetreiber die zeitliche Verschiebung von Energie (time-shifting) an Solar- und Windparkbetreiber sowie Zusatzleistungen verkaufen können. Aufgrund der neuen Regelungen legte der Zubau von Netzbatteriespeichern in Italien in 2024 auf voraussichtlich 5,2 GWh zu, was 67 Prozent des gesamten italienischen Batteriespeichermarktes entspricht. Bis 2028 wird eine jährliche Neuinstallation von Netzspeichern mit einer Kapazität von mehr als 8 GWh in dem Land erwartet (59 Proeznt des italienischen Speichermarktes).

Großbritannien Nummer Zwei – Deutschland Nummer Drei

Nummer Zwei in Europa bei den Großbatteriespeichern ist Großbritannien. Dort wird die Bereitstellung von Netzspeichern durch Unternehmen ebenfalls über einen gesetzlichen Kapazitätsvergütungsmechanismus aktiv finanziert. Zudem gibt ambitionierte nationale Ausbauziele für Energiespeicher – 24 GW bis 2030. Für 2024 rechnet SolarPower Europe mit einem Zubau von 3,7 GWh an Netzspeichern (82 Prozent des britischen Batteriespeichermarktes), bis 2028 mit jährlich 4,7 GWh (65 Prozent des britischen Batteriespeichermarktes).

Im Ranking für die Prognose von 2024 bis 2028 im Gesamtbatteriespeicherzubau in Europa liegt Deutschland auf dem dritten Platz, dabei soll der Anteil der Utility-Scale-Speicher auf 65 Prozent im Jahr 2028 steigen.

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Auch osteuropäische Länder setzen auf Großbatteriespeicher

Auch in Osteuropa sind große Batteriespeicher infolge des Ausbaus der Erneuerbaren und dem Streben nach Energiesicherheit immer mehr im Kommen und ihr Zubau wird – unterstützt von der EU – finanziell angereizt, wie sich jüngst auf der Kongressmesse Cisolar & Greenbattery 2024 in Bukarest zeigte. Unter anderem führt Rumänien ab 2026 Kapazitätsauktionen für Netzspeicher ein und setzt bereits auf Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD). Auch in Polen gibt es Kapazitätsmarktauktionen sowie steuerliche Anreize, um große Batteriespeicher zu fördern. In Ungarn werden bis zu 45 Prozent der Projektkosten für Großbatteriespeicher durch Zuschüsse gedeckt, zusätzlich zu einem CfD-Programm und Netzanschlusserleichterungen.

Auch Litauen fördert Batteriespeicher im Netzmaßstab durch diverse Maßnahmen. Der Zubau von Großbatteriespeichern in der vom Krieg zerrütteten Ukraine wird stark von internationalen Geldgebern finanziert, es gibt auch Befreiungen von den Einfuhrzöllen. Bis 2030 werde der Markt von „Utiliy-Scale“ Batteriespeichern in den sechs wichtigsten Ländern Ost- und Mitteleuropas bis 2030 um das Fünffache wachsen, prognostizierten Industrievertreter wie Eliza Stefan von Jinko Solar auf dem Branchenevent in Bukarest. hcn

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