Energiewende – Netzausbau: Investitionsbedarf für Stromnetze bis 2045 ist hoch

Für ein zukunftsfähiges Stromnetz in Deutschland werden laut einer Analyse über 500.000 Kilometer Kabel sowie rund 500.000 Transformatoren bis 2045 benötigt. Branchenverbände fordern dabei von der Politik mehr Planungs- und Investitionssicherheit.
16.10.2024 – Erneuerbare Energien-Anlagen, Speicher, Wärmepumpen, Rechenzentren und Ladesäulen – es gibt viele neue Erzeuger und Verbraucher, die im Zuge der Elektrifizierung neu in das Stromnetz integriert werden sollen. Dazu müssen die Stromnetze in Deutschland erweitert, verstärkt und teilweise erneuert werden. Dafür braucht es neben Kapital und Fachkräften auch die Verfügbarkeit der notwendigen Technologien, wie Kabel oder Transformatoren, betonen die Fachverbände BDEW (Bundeverband der Energie- und Wasserwirtschaft) und ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie). Wie groß der Bedarf an Betriebsmitteln im Verteilnetz wie Hochspannungsleitungen, Mittel- und Niederspannungskabeln sowie Transformatoren für die verschiedenen Spannungsebenen bis 2045 sein wird, hat eine neue Analyse der Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag der beiden Fachverbände ermittelt.
Der Technologiebedarf ist nicht nur im Übertragungsnetz, sondern auch in den Verteilnetzen groß, so das Ergebnis der Forschenden. Er entspricht laut Studie 50 bis 80 Prozent der aktuell verbauten Betriebsmittel. Das bedeute beispielsweise einen Bedarf von mehr als einer halben Million Kilometern an Kabeln in der Niederspannung (umfasst altersbedingten Ersatz, „dickere“ Kabel und Längenzuwachs) sowie rund eine halbe Million Transformatoren für die Umspannung von der Mittel- auf die Niederspannung. Diese Anzahl entspreche knapp 80 Prozent des Bestands. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Transformatoren für die Umspannung von der Hoch- auf die Mittelspannung: Mehr als fünftausend, knapp 70 Prozent des Bestands, müssten neu errichtet, aufgerüstet oder ersetzt werden, so die Studienautoren.
Es braucht engagierte Investitionen
Der hohe Bedarf sei dabei auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, wie die Analyse deutlich macht. Zum einen haben viele Netzkomponenten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen getauscht werden, zum anderen wird das Stromnetz durch die grüne Transformation, die steigende Elektrifizierung und den wachsenden Anteil Erneuerbarer Energien immer stärker gefordert.
Es sind Investitionen, mit der wir für jeden Cent ein Stück modernster zukunftsfähiger und notwendiger Infrastruktur erhalten: „Das Stromnetz muss jetzt umgebaut werden, mit ausreichenden Transportkapazitäten und effizienter Auslastung mittels Digitalisierung, um jederzeit eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können“, so BDEW und ZVEI. Das mache hohe Investitionen und eine verbindliche, konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten nötig. Die gemeinsam beauftragte Analyse der beiden Verbände stellt den Beginn eines engen Austauschs beider Seiten zu diesem Vorhaben dar.
Auch die Politik ist gefordert - Akteure brauchen mehr Planungssicherheit
„Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen für den Ausbau Verteilernetzes weiter beschleunigt werden“, fordert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Zudem sei die Sicherung von Fachkräften aber auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen, beispielsweise durch eine europäische Rohstoffbank oder strategische Rohstoffpartnerschaften notwendig. „Letztlich setzt das Gelingen des Netzausbaus dabei immer dessen Wirtschaftlichkeit für die Netzbetreiber durch einen angemessenen regulatorischen Rahmen voraus“, sagt Andreae.
Die Hersteller brächten einen planungssicheren Rahmen, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, „in dem die Zielvorgaben zur Klimaneutralität unabhängig von aktuellen Regierungen als gesetzt angesehen werden.“ Der Netzausbau inklusive Bereitstellung der bedarfsgerechten Menge an Netzbetriebsmitteln sowie der Betrieb der Netze gehe mit einer hohen Wertschöpfung in den einzelnen Regionen Deutschlands einher. Gleichzeitig gebe es weltweit eine noch nie dagewesene Verschärfung der Nachfrage und weiterhin bestehende Lieferengpässe. Das könnte zu einem verzögertem Netzausbau führen und die Energiewende ausbremsen, mahnen die Akteure. „Hier braucht es klare, beständige Entscheidungen, die für Investitionssicherheit sorgen“, fordert Weber. na