Klimaneutralitätsnetz 2045Neuer Rahmenentwurf für ein klimaneutrales Stromsystem

Blick von unten in einen Hochspannungsstrommast mit Gitterstruktur
Die vier Übertragungsnetzbetreiber geben einen Ausblick auf ein Stromübertragungsnetz 2045 in einem klimaneutralen Deutschland. (Foto: iridial on Unsplash)

Die Übertragungsnetzbetreiber haben die Szenarien für die Stromnetzplanung breiter aufgespannt. Dadurch könnten alternative Transformationspfade für eine robuste Netzausbauplanung besser berücksichtigt werden.

04.09.2024 – Mit ihrem neuen Szenario-Rahmenentwurf geben die vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW für den Netzentwicklungsplan 2037/2045 (2025) zum zweiten Mal einen Ausblick auf ein „Klimaneutralitätsnetz 2045”, ein Stromübertragungsnetz in einem klimaneutralen Deutschland. Die ÜNB haben darin ihre Szenarien für ein klimaneutrales Stromsystem 2045 breiter aufgespannt – erstmals mit einer gemeinsamen Markt- und Netzbetreiberabfrage mit dem Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas) zum zukünftigen Bedarf an Strom und Wasserstoff. Photovoltaik werde die wichtigste Erzeugungsquelle der Zukunft, schreiben die Akteure.

In dem Entwurf haben die ÜNB für die Jahre 2037 und 2045 jeweils drei Szenarien gerechnet. Sie gehen von einer unterschiedlichen Dynamik beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, bei der inländischen Wasserstofferzeugung und bei der Elektrifizierung und Flexibilisierung auf Verbraucherseite aus. Den Szenarien zufolge steigt der Bruttostromverbrauch in Deutschland von 535 Terwattstunden (TWh) im letzten Jahr auf Werte zwischen 967 bis 1.351 TWh/Jahr bis zum Jahr 2045 an. In allen Szenarien trägt die Photovoltaik zu über 50 Prozent zur Gesamterzeugung bei, dahinter folgen Wind On- und Offshore.

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Kompletter Kohleausstieg, Umstellung von Gas auf grünen Wasserstoff

Unter Berücksichtigung eines vollständigen Ausstiegs aus der Kohleverstromung wird in allen Szenarien ein Zubau an regelbaren Gaskraftwerken an systemdienlichen Standorten angenommen, der über die zukünftig im Kraftwerkssicherheitsgesetz (Kraftwerksstrategie) festgeschriebene Leistung hinausgeht. Die Gaskraftwerke sollten bis 2045 vollständig auf grünen Wasserstoff umgestellt sein. Darüber hinaus sollen Batteriespeicher, Flexibilitätspotenziale u. a. von E-Fahrzeugen und Wärmepumpen sowie der Ausbau der grenzüberschreitenden Stromleitungen (Interkonnektoren) eine wichtige Rolle für die Transformation des Energiesystems und das Erreichen der Klimaschutzziele in Deutschland und Europa.

Da es erstmals eine zeitliche Harmonisierung der Netzentwicklungspläne für Strom und Gas gibt, hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) erst jetzt die Konsultation eingeleitet. 50Hertz, Amprion, TransnetBW und TenneT haben den Entwurf gemäß dem neuen gesetzlichen Turnus am 30. Juni an die Behörde übergeben.

Gemeinsame Marktabfrage für Wasserstoff- und Stromnetz

Für den Entwurf des Szenariorahmens haben die ÜNB erstmals mit der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas) eine gemeinsame Markt- und Netzbetreiberabfrage zu Infrastrukturbedarfen für Wasserstoff- und Stromnetz durchgeführt. Sie lieferte wichtige Erkenntnisse über die Pläne von Großverbrauchern wie Industrieunternehmen oder Kommunen, welche Bedarfe sie zukünftig bei Strom, Gas oder Wasserstoff erwarten. Die Ergebnisse wurden anhand von Anschlussanfragen bei Netzbetreibern konsolidiert und entsprechend eingeordnet, heißt es im Entwurf.

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Beteiligung an Konsultation der BNetzA

Die BNetzA stellt den Entwurf der ÜNB nun zur öffentlichen Konsultation. Auf Grundlage des Szenariorahmen-Entwurfs der ÜNB, der Konsultation und der eigenen Einschätzung werde die BNetzA einen Szenariorahmen genehmigen. Dieser wäre die verbindliche Grundlage für die anschließenden Markt- und Netzberechnungen der ÜNB im Netzentwicklungsplan.

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