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Kommunale Wärmenetze4-Punkte-Plan für erneuerbare Wärmenetze

Ein 2000 Kubikmeter fassender Wasserspeicher
Ein 2000 Kubikmeter fassender Wasserspeicher kann solarthermisch erzeugte Wärme tageweise zwischenspeichern und dann bedarfsgerecht ins städtische Fernwärmenetze der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim einspeisen. (Foto: © Hans-Christoph Neidlein)

Gemeinsam mit kommunalen Energieversorgern fordert der BEE in einem 4-Punkte-Plan die verstärkte Umstellung kommunaler Wärmenetze auf erneuerbare Energien und Abwärmenutzung. Baden-Württemberg fördert gezielt den Ausbau energieeffizienter Wärmenetze.

23.05.2020 – Die Umstellung der kommunalen Wärmenetze auf erneuerbare Energien und unvermeidbarer Abwärme trägt zum Klimaschutz bei und bietet dazu erhebliche Chancen für diverse Wirtschaftsakteure. Wie diese bereits im Klimaschutzprogramm 2030 aufgeführten Potenziale nun zielgerichtet umgesetzt werden können, wird in einem 4-Punkte-Plan beschrieben, der durch eine breite Allianz aus Verbänden und kommunalen Energieversorgern vorgelegt wird. Die darin vorgeschlagenen Maßnahmen können überwiegend haushaltsunabhängig finanziert werden, sodass größere Mehrbelastungen für die ohnehin angespannten öffentlichen Haushalte vermieden werden.

Der 4-Punkte-Plan umfasst folgende Maßnahmen:

  • Weiterentwicklung des EE-Wärmebonus und verbesserte Anreize für den Neu- und Ausbau von Wärmenetzen durch Anpassungen im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG).
  • Einführung von Ausschreibungen für solarthermische Großkollektoren und verbesserte Rahmenbedingungen für Tiefengeothermie-Projekte.
  • Industriepolitische Stärkung und begleitende Markteinführung für den heimischen Anlagenbau.
  • Bereitstellung zusätzlicher Finanzmittel für finanzschwache Kommunen.

Aktueller Rechtsrahmen zu zaghaft

„Der aktuelle Rechtsrahmen ist zu zaghaft, um die Potenziale der erneuerbaren Wärme großtechnisch umfassend zu nutzen“, unterstreicht Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). „Der EE-Wärmebonus im KWKG sollte daher um Wärme aus Holz und Biomasse sowie um sämtliche Wärmequellen, welche mit Großwärmepumpen erschlossen werden können, erweitert werden. Ebenso ist eine Ausweitung des Bonus auf Fernwärmebestandssysteme erforderlich“, so Peter. Der Ausbau großer Solarkollektoren könne über Ausschreibungen forciert werden; ebenso sei eine verbesserte Bohrkostenförderung und Risikoabsicherung bei Tiefengeothermie-Projekten erforderlich.

Neben der Umstellung im Bereich der Wärmeerzeugung sehen Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), und Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW (Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK) große Potenziale im Neu- und Ausbau der Wärmenetzinfrastruktur: „Diese Weiterentwicklung ist dringend erforderlich, um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen“, fasst Liebing zusammen. Damit sei nicht nur dem Klimaschutzschutz gedient, sondern es würden gleichzeitig drohende Strafzahlungen im Bereich des europäischen Effort-Sharings vermieden und weitere Risiken für den Bundeshaushalt abgewandt, ergänzt Lutsch.

Auch enorme wirtschaftliche Chancen

Gemeinsam unterstreichen die Verbände, dass die kommunale Wärmewende wirtschaftliche Chancen und Klimaschutz in idealer Weise verknüpfe. „Wir weisen seit jeher daraufhin, dass sich über den Ausbau und die Modernisierung der kommunalen Wärmeinfrastruktur beträchtliche konjunktur- und strukturpolitische Chancen ergeben“, hebt Lutsch hervor. Dieser Umstand werde vor dem Hintergrund der Corona-Krise immer bedeutsamer.

Neben der Stärkung des heimischen Anlagenbaus und einer forcierten industriellen Wertschöpfung über gezielte Industriepolitik geht der 4-Punkte-Plan explizit auch auf die angespannte Haushaltslage in finanzschwachen Kommunen ein. „Die aktuelle Steuerschätzung zeigt, dass die Finanzlage in vielen Kommunen besorgniserregend ist. Wir schlagen daher vor, den Kommunalinvestitionsförderungsfonds zu verlängern und mit zusätzlichen Finanzmitteln auszustatten. Dann kann die Wärmewende auch in finanzschwachen Kommunen vorangetrieben werden“, sagt Liebing.

1,5 Millionen Euro für energieeffiziente Wärmenetze

Mit einem Förderprogramm Energieeffiziente Wärmenetze unterstützt Baden-Württemberg die kommunale Wärmewende. In der aktuell zwölften Antragsrunde des Programms wurden neun energieeffiziente Wärmenetze mit mehr als 1,5 Millionen Euro gefördert, wie Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller vergangene Woche in Stuttgart bekannt gab.

Es entstehen so neue Trassen mit einer Länge von zusammen 18 Kilometern. Darüber sollen rund 200 private, gewerbliche und kommunale Gebäude an ein Wärmenetz angeschlossen werden. Gefördert wird beispielsweise die kalte Nahwärmeversorgung in einem Neubaugebiet in Rottenburg (Landkreis Tübingen) mit Wärmepumpen für rund 50 Wohngebäude mit 250.000 Euro oder der Neubau eines Nahwärmenetzes mit knapp 1500 Metern Trassenlänge in der Altstadt von Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) mit 200.000 Euro.

„Besonders freut es mich, dass klimaschonende Wärme nicht nur in Neubaugebieten im Fokus steht, sondern auch in unseren Altstädten Einzug hält“, betonte Untersteller. Wärmenetzen komme aufgrund ihrer Flexibilität bei der Wärmeversorgung der Zukunft eine tragende Rolle zu. „Jedes dieser Netze bringt uns unserem Ziel näher, die Wärmeversorgung im Land spätestens bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten“, so Untersteller. hcn


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Denkender Bürger 24.05.2020, 22:17:49

+128 Gut Antworten

Und wo bleiben die Energiespeicher?

Ohne ausreichende Energiespeicher, um Versorgungslücken überbrücken zu können ist das meiste für die Katz!

Hans Christoph Neidlein 27.05.2020, 08:50:50

+119 Gut

Es geht ja auch um Wärmespeicher, siehe auch Titelbild - und natürlich brauchen wir noch weitere Energiespeicher!

Denkender Bürger 29.05.2020, 02:00:29

+107 Gut

@ Hans Christoph Neidlein

 

Also außer auf dem Foto kann ich in Artikel nicht über Speicher entdecken. Sie dürfen mich aber gern verbessern und mir die Stelle zeigen, wo über das Speicherproblem gesprochen wird.


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