Studie zur Wärmewende: Die reine Marktlösung macht Heizen zum Luxus

Die Zukunft des Heizungsgesetzes ist ungewiss. Setzen sich CDU und FDP mit ihren Vorstellungen durch, könnte das Gesetz gekippt und auf eine reine Marktlösung mit hohen CO₂-Preisen gesetzt werden. Dann drohen drastische Mehrkosten für Haushalte.
14.02.2025 – Das Heizungsgesetz der Ampel-Regierung hatte 2024 die Gemüter erregt und Unsicherheiten geschaffen. Doch der wichtige Anstoß zur Wärmewende war gesetzt. Mit einem Regierungswechsel könnte die Wärmewende bald wieder auf Anfang stehen. Wenn sich CDU und FDP mit ihren Vorstellungen durchsetzen, würde das Gesetz gekippt und stattdessen auf eine reine Marktlösung mit CO₂-Preisen bei einem noch unbestimmten sozialen Ausgleich gesetzt, um die Klimaziele zu erreichen. Die Folge wären enorme Mehrkosten für Haushalte, so das Fazit einer gemeinsamen Studie des Öko-Instituts und des Paritätischen Gesamtverbands: „Heizen würde zum Luxus“, warnen die Studienautoren.
Der Markt soll’s richten
Demnach wäre ein CO₂-Preis von 524 Euroerforderlich, damit die CO2-Emissionen genauso stark sinken, wie sie es durch das Heizungsgesetz bis 2030 voraussichtlich tun. Dies würde bei Gas zu einem zusätzlichen CO₂-Kostenaufschlag von 10,52 Cent pro Kilowattstunde (kWh) führen – was einer Verdopplung des Gaspreises entspreche. Die finanziellen Folgen für Haushalte wären enorm.
Die Studie nennt einige Beispiele:
- Ein Haushalt im Wohneigentum mit bisherigen Heizkosten von 1.000 € pro Jahr müsste mit zusätzlichen Heizkosten von 887 Euro jährlich rechnen.
- Eine vierköpfige Familie mit Heizkosten von 3.000 € pro Jahr käme auf 2.660 € zusätzliche Heizkosten.
- Durchschnittlich sind für Haushalte mit Gasheizung im eigenen Haus jährliche Mehrkosten von fast 1.500 € zu erwarten.
- Mieter*innen in einem Gebäude der Effizienzklasse G mit 3.000 € Heizkosten pro Jahr müssten mit zusätzlichen CO₂-Kosten von 532 € jährlich rechnen.
Während die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes zum Einbau von 65 Prozent Erneuerbare Energien nur diejenigen betrifft, die ihre Heizung erneuern müssen, würde ein hoher CO₂-Preis dagegen alle Haushalte belasten – auch jene, die ihre Heizung erst kürzlich ausgetauscht haben und daher keine kurzfristige Wechselmöglichkeit haben.
Soziale Wärmewende statt Kostenfalle
Statt einer reinen Marktlösung brauche es daher eine soziale Wärmewende, die gezielte Entlastungen, Förderung und Schutzmaßnahmen für Mieter sowie Anreize für Heizungsindustrie, Stadtwerke und Kommunen kombiniert, fordern die Studienautoren. Dazu enthält die Expertise des Öko-Instituts und des Paritätischen umfassende Vorschläge für sozial gerechte Entlastungen und Förderungen, für mehr Schutz der Mieter und zur Entfachung zusätzlicher Dynamiken bei Heizungsindustrie, Stadtwerken und Kommunen.
Als Beispiel wird das Social Leasing genannt: Wärmepumpen könnten durch Ratenzahlung finanzierbar gemacht werden, wobei einkommensabhängige Förderungen gezielt Haushalte mit wenig Einkommen unterstützen. Ein weiterer Vorteil: Das Leasing-Modell umfasst nicht nur das Gerät, sondern auch Monitoring, Wartung und Instandhaltung – das senke zusätzliche Hürden.
„Heizen darf nicht zum Luxus werden, deshalb Finger weg von der reinen Marktlösung“, mahnt Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. „ Wer alles über den CO₂-Preis regelt, produziert soziale Verwerfungen und Ausschlüsse, die auf Ablehnung und Unverständnis stoßen müssen. Wir brauchen eine soziale Wärmewende, die gleichermaßen für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit steht."
„Heizungen halten mindestens 20 Jahre“, sagt Malte Bei der Wieden, Experte für die Wärmewende am Öko-Institut. „Wenn wir jetzt aufhören, neue Gas- und Ölheizungen einzubauen, können wir das Klimaziel 2045 noch erreichen. Das Heizungsgesetz ist dafür essenziell.“ na