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NiederlandeDie Wärme aus der stillgelegten Zeche

Eingang des Bahnhofs Heerlen in den Niederlanden. Das Gebäude hat eine helle Fassade mit mehreren Fenstern und einen modernen Glasvorbau mit der Aufschrift „Station Heerlen“. Über dem Eingang befindet sich eine Uhr, und im Inneren sind Bahnsteige und Personen zu erkennen.
Der Bahnhof von Heerlen: Im Sommer gekühlt, im Winter beheizt (Bild: Manuel Grisard)

Wo einst Zechenarbeiter Kohle abbauten, sorgt heute ein ausgeklügeltes System für nachhaltige
Wärme und Kälte. Im niederländischen Heerlen wird ein Quartier mithilfe von Grubenwasser im Sommer gekühlt und im Winter geheizt.

Wer mit dem Zug am Bahnhof von Heerlen ankommt, den empfängt in der Bahnhofshalle – je nach Bedarf – Wärme oder Kälte aus der Erde. Das gilt auch für die rund 100 Appartements und mehrstöckigen Bürogebäude, die seit 2019 den Bahnhof umgeben. Maankwartier – auf Deutsch Mondviertel – heißt das moderne Quartier, das mithilfe von Grubenwasser im Sommer gekühlt und im Winter beheizt wird.

Mit dem Ende des Steinkohlebergbaus in den 1970er Jahren stieg das Grundwasser und flutete die Gänge des Bergbaus unter dem niederländischen Heerlen. Grubenwasser, das sich die Firma Mijnwater zunutze macht. Die Schächte der ehemaligen Minen reichen in über 700 Meter Tiefe.

Dort erwärmt sich das Wasser auf rund 28 Grad Celsius und wird fast ohne Temperaturverlust nach oben gepumpt, wo es mithilfe von Wärmepumpen auf die nötigen Vorlauftemperaturen gebracht wird. Für ältere, schlecht isolierte Gebäude, sind bis zu 55 Grad nötig, neuere gut gedämmte Gebäude brauchen Vorlauftemperaturen von gerade einmal 37 Grad. Der Energiebedarf der Wärmepumpen, die mit Erneuerbaren Energien betrieben werden, ist gering.

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Noch geringer ist der Energieeinsatz zum Kühlen der Gebäude. Dafür nutzt Mijnwater Grubenwasser aus rund 200 Metern Tiefe mit einer dauerhaften Temperatur von 16 Grad Celsius. So können viele Gebäude direkt gekühlt werden. Doch wohin mit der Abwärme, die durch den Kühlungsprozess entsteht? Mijnwater hat auch dafür eine Lösung.

Ria Doedel, Geschäftsführerin von Mijnwater, erläutert: „Die meisten Klimaanlagen blasen die Abwärme einfach nach draußen. Gerade in Städten ist das ein Problem. Der Hitzestress in den Straßen verstärkt sich. Wir aber fangen die Abwärme auf und leiten sie wieder in unser System. Teilweise wird die Wärme direkt, etwa für Warmwasser, genutzt. Teilweise wird die Wärme wieder in die Minen geleitet, erwärmt das Wasser in den tieferen Schichten und fungiert als saisonaler Speicher.“

Es ist ein System, das bei seiner Entwicklung Anfang der 2000er und der ersten fest installierten Anlage ab 2008 einzigartig war in der Welt und weiterhin Vorreiter ist. Über 1.000 Haushalte sind inzwischen an das stetig erweiterte Mijnwater-Netz angeschlossen, Waren es anfangs nur Neubauten, kommen inzwischen viele Bestandsgebäude hinzu. Auch die Stadtverwaltung, ein Konzertsaal für über 1.000 Zuschauer und viele weitere Bürogebäude werden mit Grubenwasser beheizt und gekühlt.

Das größte Projekt ist bislang das Maankwartier. Zwei Megawatt Wärmeleistung und 1,6 Megawatt Kühlung werden mit dem Grubenwassernetz und 20 Wärmepumpen in den Katakomben des Quartiers realisiert. Dorthin, in das Herz des Mondviertels, führt Eloy Seijen, Ingenieur bei Mijnwater.

Ein in das Quartier integrierter Supermarkt hat eigene Leitungen und Energiestation in dem System. Auch die vielen Kühlgeräte des Marktes werden zum Teil mit dem Kältenetz von Mijnwater betrieben, brauchen aber deutlich niedrigere Vorlauftemperaturen als der Rest des Quartiers, weshalb dieses Netz physisch getrennt werden muss.

Dafür gibt der Supermarkt im Sommer wie im Winter große Mengen an Abwärme-Energie ab, die Mijnwater in sein System zurückführt. „Wir haben hier ein sehr sicheres System, das automatisiert läuft“, sagt Ingenieur Seijen. „Und wir sind bei der Bereitstellung der Wärme- und Kälteenergie vollkommen unabhängig von externen Einflüssen.“ Manuel Grisard

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