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Grüner WiederaufbauErneuerbare Energien für die Ukraine

Solar wird auf einem Dach angebracht
Der grüne Wideraufbau der Ukraine ist im Gange (Bild: Getty Images / Unsplash+ Lizenz).

Die Ukraine hat mit dem Wiederaufbau begonnen. Mit Erneuerbaren Energien soll das Land nachhaltiger und lebenswerter aus dem Krieg hervorgehen. Investieren in ein (emissions-) freies Europa.

10.01.2025 – Der grüne Wiederaufbau in der Ukraine hat begonnen. Die Stadt Trostjanez in der Sumy Region strebt sogar an, eine grüne Modellstadt zu werden. Trostjanez liegt in der Nordukraine, in der Nähe zur russischen Grenze. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 gehörte sie zu den ersten Städten, die von russischen Truppen eingenommen wurden. Nach Niederlagen im Westen des Landes gab die russische Armee die Besetzung nach etwa einem Monat wieder auf, doch große Teile der Stadt wurden zerstört. Gleich darauf erarbeitete die Stadt gemeinsam mit Unterstützern einen Plan, um die Stadt wieder aufzubauen – und zwar nachhaltig.

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“Wir verfolgen den Ansatz, dass unsere Bürgerinnen und Bürger eine bessere und lebenswerte Stadt nach ihrem Wiederaufbau vorfinden”, erklärt Yuriy Bova, der Bürgermeister von Trostjanez. “Gelder für den Wiederaufbau aus Europa müssen in die Zukunft und nicht in rückständige Technologien wie fossiles Gas investiert werden.”

Anfang vergangenen Jahres organisierte Greenpeace ein Treffen von zehn ukrainischen Bürgermeistern in Wien zum Austausch über Erneuerbare und nachhaltige Technologien. Unter ihnen war auch Bova. Seitdem unterstützt Greenpeace den ökologischen Wiederaufbau der Stadt und ihren Weg zu einer grünen Energieversorgung.

Heizen mit Erneuerbaren

In einem Modellprojekt wird seit Anfang des Jahres ein im Krieg beschädigtes Wohngebäude in Trostjanez mit einer Erdwärmepumpe und Solarpanelen ausgestattet. Rund 150 Menschen in 60 Wohnungen werden so bald mit Erneuerbarer Wärme versorgt.

Erdwärme war bisher kein Thema in ukrainischen Wohngebäuden. Das Pilotprojekt soll auch helfen, Finanzierungsmodelle für die anderen Wohnblöcke der Stadt zu entwickeln. Die Stadt strebt an, in Zukunft alle 113 Wohnblöcke auf nachhaltige Anlagen wie Wärmepumpen und Solarenergie umzustellen.

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Die Wärmetechnik soll bereits bis Frühjahr 2025 installiert werden. Sie besteht aus einer Luft-Wasser-basierten Wärmepumpe, die das Gebäude mit 38 Kilowatt Leistung versorgt, einer Grundwasser-Wärmepumpe mit 80 Kilowatt und einer Solar-PV-Anlage mit 10 Kilowatt Spitzenleistung. Finanziert wird die Umsetzung des Wärmekonzepts von der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy (100.000 Euro), der Umweltstiftung Greenpeace (60.000 Euro) und Greenpeace Deutschland (58.000 Euro).

Ukrainisches Stromnetz geschwächt

“Dieses wegweisende Modellprojekt zeigt den Willen der Stadt Trostjanez, aus dem russischen Angriffskrieg gestärkt und zukunftsfähig hervorzugehen. Es ist ein weiteres Signal an Europa, dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer gewillt sind, auf Zukunftstechnologien zu setzen”, sagt Andree Böhling, Projektleiter von Greenpeace.

Derzeit ist die Energie-Infrastruktur der Ukraine erheblich geschwächt. Rund die Hälfte der ukrainischen Stromerzeugungskapazitäten wurden zwischen 2022 und 2023 russisch besetzt oder zerstört. Ähnlich sieht es bei den Umspannwerken aus, auch hier wurde etwa die Hälfte durch Angriffe beschädigt.

Noch schlechter sieht es bei der Wärmeversorgung aus. Im vergangenen Jahr zerstörten russische Angriffe laut einer Analyse von Greenpeace 95 Prozent der Wärmekraftwerke in der Ukraine.

Die Ukraine nachhaltig wieder aufbauen

Obwohl der russische Angriffskrieg weitergeht, formten sich im vergangenen Jahr mit Hilfe internationaler Organisationen Allianzen, um die Ukraine in Zukunft mit Erneuerbarer Energie und Wärme zu versorgen. Seit Anfang 2023 gibt es eine ukrainische Staatsagentur für den Wiederaufbau. Auf der im Februar folgenden Messe RebuildUkraine in Warschau gehörte Deutschland zu den Ländern, die Erneuerbare Unternehmen präsentierten.

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Auf der Messe RebuildUkraine in Warschau im Februar 2023 ging es um den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg. Der erfahrene Anbieter für Solarstromanlagen SunStrom aus Dresden war mit dabei und will einen Beitrag zur solaren Zukunft der Ukraine leisten.

Tino Schröter, Projektleiter bei SunStrom

Rebuild Ukraine

Seitdem sind viele gemeinnützige Initiativen und Projekte entstanden, die den grünen Ausbau voranbringen wollen. Zu ihnen gehören die Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und der südukrainischen Stadt Czernowitz im Rahmen des Projekts Energiewende-Partnerstadt, bei dem europäische Kommunen gemeinsam an Klimaschutz und Energiewende in ihren Regionen arbeiten und sich darüber austauschen. Zu ihnen gehören Projekte, die Solarpanelspenden sammeln oder mit solaren Minigrids Krankenhäuser, Schulen und andere essenzielle Versorgungseinrichtungen betreiben. Getragen werden sie von Greenpeace, der Greenpeace-Stiftung, der Biohaus-Stiftung, der RePower Ukraine Stiftung und der Initiative Solar hilft des Bundesverbands für Solarwirtschaft.

Im September 2024 gründete Greenpeace zudem ein Länderbüro in der Ukraine. Die Mitarbeiter kümmern sich aktiv um den Austausch von Informationen für einen nachhaltigen Wiederaufbau, organisieren Kurse, in denen sich Frauen zu Solar-Installateuren weiterbilden lassen können, und haben einen Solar Marshall Plan für die Ukraine entwickelt. jb

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