Erneuerbare Wärme weltweitGlobale Emissionen aus Wärmeerzeugung sind gestiegen

Solarthermisches Kraftwerk der naturstrom AG
Im globalen Maßstab stiegen die wärmebedingten CO2-Emissionen in den letzten sechs Jahren um fünf Prozent. Das Potenzial von Solarthermie, Wärmepumpen und Geothermie ist bei weitem noch nicht gehoben.  (Foto: naturstrom AG)

Die IEA hat in ihrem Erneuerbaren-Report der weltweiten Wärmeerzeugung ein Kapitel gewidmet, denn Wärme ist nach wie vor der Sektor mit dem größten Endenergieverbrauch und ihre Erzeugung emittiert 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen.

21.10.2024 – Die IEA blickt in ihrem Report nicht nur auf Erneuerbare in der Stromerzeugung, sondern auch auf Erneuerbare in der Wärmeerzeugung. Ähnliche Rekordmeldungen und positive Zukunftsszenarien wie beim Strom kann sie aber nicht vermelden.

Im Zeitraum von 2017 bis 2023 stieg der jährliche Wärmebedarf weltweit um sieben Prozent. Da der Verbrauch moderner erneuerbarer Wärme nur die Hälfte des zusätzlichen Wärmebedarfs ausmachte, stiegen die jährlichen wärmebedingten CO2-Emissionen in den letzten sechs Jahren um fünf Prozent – fast ausschließlich in der Industrie.

Die Rückkehr zu niedrigeren Erdgaspreisen, hohe Zinsen, Inflation und geringere Bautätigkeit, Strategiewechsel in der Politik haben die Landschaft vieler Märkte für erneuerbare Wärme verändert. Wärmepumpen sowie solarthermische und geothermische Heizungsanlagen haben niedrige Betriebskosten, sind aber mit erheblichen Investitionen verbunden, bei hohen Kreditkosten vielerorts unerschwinglich.

Solarthermie verliert Neukunden

Im vergangenen Jahr gingen die Neuinstallationen von Solarthermie um sieben Prozent zurück, was vor allem auf die anhaltenden Herausforderungen im Immobiliensektor in China, dem größten Markt, zurückzuführen ist. Die positive Entwicklung der Solarthermie in Indien (+27 % im Jahresvergleich), Mexiko (+5 %), Brasilien (+3 %), dem Vereinigten Königreich (+66 %, unterstützt durch hohe Energiezölle), Griechenland (+10 %) und den afrikanischen Schwellenländern wurde durch deutliche Rückgänge in Dänemark (-25 %), Spanien (-26 %), Deutschland (-46 %), Polen (-38 %) und Australien (-8 %) weitgehend neutralisiert.

Globaler Wärmepumpenmarkt stagniert ebenfalls

Auch der globale Markt für Wärmepumpen stagnierte im Jahr 2023. Nach einem robusten Wachstum im Jahr 2022 aufgrund hoher Energiepreise und politischer Unterstützung sank die neu installierte Kapazität im Jahr 2023 um drei Prozent. In Japan, einem der reifsten Märkte für Wärmepumpen, gingen die Verkäufe von Luft-Wasser-Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent zurück, da die Inflation hoch ist. In den USA gingen die Verkäufe von Luft-Luft-Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurück, was zum Teil auf steigende Kreditkosten und die Zurückhaltung der Verbraucher bei Großinvestitionen zurückzuführen ist. Einige US-Verbraucher warten auch auf angekündigte Förderprogramme.

Wärmepumpenmärkte in Europa sehr verschieden

Der Absatzmarkt von Wärmepumpen in Europa ist zwar immer noch der zweitgrößte, aber im Jahr 2023 um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Mehrere Hersteller mussten Stellen abbauen. Auf den nationalen Wärmepumpenmärkten in Europa sind gegensätzliche Trends zu beobachten: In Deutschland (+59 %), den Niederlanden (+43 %) und Belgien (+72 %) stiegen die Verkäufe deutlich, während sie in Italien (-44 %), Finnland (-42 %) und Polen (-39 %) stark zurückgingen.

Dennoch gewinnen Wärmepumpen in Europa gegenüber fossil befeuerten Heizkesseln weiter an Boden, wobei ihr Marktanteil im vergangenen Jahr in fast allen Ländern (außer Italien, Polen und Finnland) gestiegen ist und im Jahr 2023 fast ein Drittel der Heizungsverkäufe ausmachte. Geringere Wärmepumpenverkäufe in den USA, Europa und Japan wurden nur teilweise durch ein Wachstum von 12 Prozent auf dem chinesischen Markt ausgeglichen.

Aufgrund des begrenzten Wachstums bei Solarthermie und Wärmepumpen mahnt die IEA eine konsequente und kontinuierliche politische Unterstützung für Haushalte mit knappen Mitteln an. Diese Forderung hat auch die europäische Solarthermie-Branche. Und auch im Kostenvergleich zu Gas und Strom ist die Politik gefragt. Energietarife und -steuern sollten angepasst werden, um die in vielen Märkten hohe Preislücke zwischen Strom und Gas zu verringern.

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Charlotte Brauns ist Referentin für Politik und Solarwirtschaft beim BSW Solar

Erneuerbare elektrische Prozesswärme in der Industrie ist großer Hebel

Der industrielle Wärmeverbrauch wird bis 2030 voraussichtlich um 17 Prozent steigen, wobei mehr als die Hälfte des Anstiegs auf China und Indien entfallen wird. Erneuerbare Wärme wird weniger als die Hälfte dieses Wachstums ausmachen, wobei ihr Anteil an der industriellen Wärmeversorgung langsam auf 16 Prozent steigen wird.

Die markanteste Verschiebung in der industriellen Wärmeversorgung ist die Verdreifachung des Stromverbrauchs für Prozesswärme bis 2030. In Kombination mit der zunehmenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist erneuerbarer Strom damit die am schnellsten wachsende Wärmequelle in der Branche. Getrieben wird dieser Trend durch nicht-energieintensive Industrien, die Wärmepumpen in Prozessen einsetzen, die Temperaturen von bis zu 200 °C erfordern, sowie durch Elektrolichtbogenöfen in der Altmetallrecycling- und Aluminiumindustrie.

Bioenergie-Anteil bleibt konstant

Bioenergie ist nach wie vor die weltweit wichtigste erneuerbare Wärmequelle und leistet den zweitgrößten Beitrag zum Wachstum erneuerbarer Wärme im Industriesektor, was vor allem auf die expandierende Aktivität in der Zucker-, Ethanol- und Zementindustrie, insbesondere in Indien, zurückzuführen ist. Ihr Anteil an der weltweiten industriellen Wärmeversorgung bleibt im Prognosezeitraum konstant bei rund 10 Prozent.

Die vollständigen Analysen zu den globalen Wärmeszenarien finden sie im IEA-Report Renewables 2024 ab Seite 21.

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