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H2-ready-HeizungenHeizen mit Wasserstoff wird teuer

Großer Kamin mit Heizkörper, Sanssouci
(Bild: Julia Broich)

Heizen mit Wasserstoff wäre für Verbraucher deutlich teurer als andere klimafreundliche Alternativen. Von Plänen, Gasnetze auf Wasserstoff umzustellen, rät eine aktuelle Studie dringend ab.

16.10.2025 – Heizen mit Wasserstoff wird teuer, zeigt eine Studie der Fraunhofer Institute IEG und ISI im Auftrag von Gaswende und Greenpeace mit Unterstützung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV).

Wärme aus Wasserstoff ist unwirtschaftlich

Die Auswertung aktueller Daten und Prognosen der Kosten für Erzeugung, Speicherung, Transport und Verteilnetze von Wasserstoff zeigt, dass die Kosten für das Heizen mit Wasserstoff bis 2035 erwartbar 74 bis 172 Prozent über den derzeitigen Gasheizungskosten liegen. Die Wasserstoffbezugskosten – noch ohne Steuern, Abgaben und Umlagen – liegen im Jahr 2035 bei 21,4 bis 33,3 ct/kWh, im Jahr 2045 bei 16,3 bis 28,2 ct/kWh. Dies übersteigt deutlich die frühere Gaspreisbremse von 12 ct/kWh, und dabei sind die Kosten für einen eventuellen Umbau alter Gasheizungen nicht einmal eingerechnet.

Andere klimafreundliche Alternativen wie Wärmepumpen oder Fernwärme sind auch bei den bestmöglichen Bedingungen für Wasserstoff noch deutlich günstiger. Die hohen Preise machen ein Umstellen der Gasnetze auf Wasserstoff unwirtschaftlich. Daher sei es unwahrscheinlich, dass Versorgungsunternehmen zukünftig Wasserstoff anbieten. Tatsächlich planen einige Kommunen jedoch genau das.

“Davon profitiert einzig und allein die Gasindustrie, denn solange kein Wasserstoff durch die Leitungen fließt, wird weiter klimaschädliches fossiles Gas in den Heizungskellern verbrannt”, so Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace. “Um teure fossile Fallen zu verhindern und den Klimaschutz voranzubringen, sollten Kommunen Wasserstoff für Gebäudeheizungen bei der Wärmeplanung von vornherein ausschließen.”

Heizungen sind nicht ’H2-ready’

Gasheizungen können auch nicht einfach mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Viele Hersteller werben zwar damit, dass ihre Heizungen ’H2-ready’ seien. Da der Begriff jedoch nicht einheitlich definiert ist, bezieht er sich häufig nur auf eine anteilige Beimischung, etwa bis 20 Volumenprozent. Tatsächlich müssten die Heizungen umgerüstet werden, um vollständig mit Wasserstoff betrieben werden zu können. Die Kosten für Umrüstungskits sind wiederum noch unklar, da sie noch nicht auf dem Markt sind. Den Austausch von Gaszählern und Brennern, je nach Gebäude evtl. auch Leitungen, müssen die Verbraucher:innen selbst tragen. Die zu erwartenden hohen Preise machen Wasserstoff zu einer Investition mit hohem Ausfallrisiko. Bietet am Ende kein Energieversorger Wasserstoff zum Heizen an, müssen Verbraucher und Kommunen erneut umrüsten.

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„Wer heute auf H₂-ready-Heizungen setzt, läuft Gefahr, in eine Kostenfalle zu tappen. Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen verlässliche, bezahlbare und klimafreundliche Lösungen – und keine teuren Versprechen mit ungewissem Ausgang“, warnt Florian Munder vom VZBV.

Den Wasserstoffpreis mit Hilfe von Subventionen auf die Höhe der Gaspreisbremse zu reduzieren, würde 2035 für 100 TWh rund 9,4 bis 21,3 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Koordination, Zeit- und Personalaufwand dieses Prozesses sind erheblich. Auch technisch ist ein Umrüsten auf Wasserstoff schwierig, da innerhalb eines Gebiets alle Leitungen, Geräte und Komponenten aller angeschlossenen Haushalte gleichzeitig umgestellt werden müssten.

“So genannte ’H2-ready’-Heizungen sind ein Luftschloss. Wasserstoff bleibt dauerhaft viel zu teuer, um damit zu heizen. Wer eine bezahlbare Heizung will, entscheidet sich direkt für eine moderne, klimaschonende Wärmepumpe“, rät Tina Loeffelbein, Leiterin von Gaswende. jb

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