EU Emissionshandel ETS 2: Heizkosten für Öl und Gas steigen und was man tun kann

Mit der CO₂-Bepreisung steigen die Kosten für fossiles Heizen in den nächsten Jahren voraussichtlich deutlich an. Der Umstieg auf Erneuerbare Energien und die energetische Sanierung werden umso dringlicher – noch wird das auch gefördert.
07.05.2025 – Wer mit Öl oder Erdgas heizt, muss künftig wohl tiefer in die Tasche greifen, denn die CO2-Bepreisung wird sich schrittweise erhöhen – darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Da nützt es den Verbrauchern herzlich wenig, wenn die neue Regierung das Gebäudeenergiegesetz kippen will und „keiner mehr eine Wärmepumpe einbauen muss“, wie es von der Union formuliert wurde. Seit 1. Januar zahlen Nutzer 55 Euro für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid. Das ist ein Anstieg um zehn Euro pro Tonne gegenüber 2024. Die CO2-Abgabe steigt 2026 auf bis zu 65 Euro pro Tonne.
Die Mitgliedstaaten der EU müssen alle zwei Jahre eine Abschätzung vornehmen, wie sich ihre Treibhausgasemissionen in den nächsten 20 Jahren entwickeln werden. Im Projektionsbericht 2023 des Umweltbundesamtes stehen die Prognosen für Deutschland. Auf Seite 85 wird auch auf die Entwicklung der CO2-Bepreisung eingegangen. 2027 greift der EU-weite Emissionshandel ETS 2. Im Jahr 2040 könnten die Zusatzkosten dann bei 275 Euro pro Tonne liegen, so das Umweltbundesamt in einer Modellrechnung.
Wohnen und Fahren wird teurer
Gestartet war die CO2-Bepreisung in Deutschland 2021 mit 25 Euro pro Tonne. Durch den diesjährigen Anstieg verteuern sich die Zusatzkosten beim Heizöl um gut drei Cent auf jetzt 17,5 Cent pro Liter. Bei Erdgas fallen dieses Jahr zusätzlich 0,2 Cent pro Kilowattstunde an – insgesamt liegen die CO2-Zusatzkosten hier inzwischen bei 1,2 Cent pro Kilowattstunde, berichtet Zukunft Altbau.
Wärmedämmung rechnet sich
Die nun wieder gestiegene Abgabe wird seit vergangenem Jahr zwischen Mieter und Vermieter aufgeteilt – je nach energetischem Standard des Gebäudes. Das Stufenmodell zur Kostenaufteilung sieht laut den Experten so aus: Bei Wohnungen mit einer schlechten Energiebilanz und über 52 Kilogramm CO₂-Ausstoß pro Quadratmeter und Jahr sollen Vermieter 95 Prozent und Mieter fünf Prozent der CO₂-Kosten tragen. Das Verhältnis wird für die Vermieter umso günstiger, je besser ihr Gebäude gedämmt ist. Liegt der CO2-Ausstoß sogar unter zwölf Kilo, was in sehr gut gedämmten Wohngebäuden (KfW-Effizienzhaus 55) der Fall ist, müssen die Mieter die CO₂-Abgabe allein zahlen. Sie werde aufgrund des geringen Energieverbrauchs jedoch sehr niedrig sein, erläutern die Fachleute von Zukunft Altbau.
ETS 2 und die Auswirkungen
Ab 2027 wird die CO2-Bepreisung auf die europäische Ebene gehoben. Der ETS 2 (Emission Trading System) sieht vor, dass die Unternehmen, die Heizöl und Erdgas verkaufen, Zertifikate erwerben. Deren Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Es wird erwartet, dass deutlich mehr Zertifikate gebraucht werden, als zur Verfügung stehen. Das treibe den Preis in die Höhe, erläutern die Experten von Zukunft Altbau. Die Kosten dafür werden an die Verbraucher weitergegeben. Wer in seinem Haus dann noch eine Öl- oder Gasheizung betreibt oder fossile Brennstoffe für seinen Pkw nutzt, muss dann voraussichtlich deutlich mehr zahlen.
Der bisherige Emissionshandel ETS 1 betraf nur den Stromsektor und große Industrieunternehmen. Mit dem ETS 2 tritt nun ein neues EU-Emissionshandelssystem für Gebäude, Verkehr und weitere Sektoren in Kraft. Ziel ist es, klimaschädliches Heizen und fossile Kraftstoffe zu verteuern, um damit schneller klimaneutral zu werden. In den Sektoren Gebäude und Straßenverkehr sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent gegenüber 2005 reduziert werden.
Auslaufmodell Gasheizung? Wasserstoff knapp, höhere Netzabgaben
Für Nutzer von Gasheizungen werden die Kosten auch aus einem anderen Grund steigen. Bis Ende 2044 will Deutschland die Erdgasnutzung vollständig aufgeben. Die Alternativen Biogas, synthetisches Erdgas oder Wasserstoff werden knapp und teuer sein, sofern sie überhaupt verfügbar sein sollten. Vom Einbau einer neuen Gas- oder Ölheizung raten Fachleute daher ab.
Auch die Nutzung der Gasnetzinfrastruktur wird zukünftig mehr kosten: Je weniger Menschen einen Gasanschluss benötigen, desto höher werden die Belastungen der einzelnen Haushalte. Durch den Ausbau von Wärmepumpen und Fernwärme wird die Zahl der Haushalte abnehmen, die Gas benötigen.
Beispiel unsaniertes 150-Quadratmeter-Haus
Nimmt man das Szenario des Umweltbundesamtes als Maßstab, das weitere Klimaschutzmaßnahmen als die bereits beschlossenen berücksichtigt, sehen die CO2-Zusatzkosten so aus: Die Abgabe steigt im Jahr 2027 auf 80 Euro und kann im Jahr 2040 bei 275 Euro pro Tonne CO2 liegen – pro Jahr kommen also 15 Euro pro Tonne hinzu.
Sollte dieser Preispfad so kommen, bedeutete dies für Hauseigentümer folgendes: Die Mehrkosten für ein unsaniertes Beispielhaus mit Ölheizung lägen bei knapp 25.000 Euro in den nächsten 16 Jahren. Das haben die Fachleute von Zukunft Altbau berechnet. Bei einer Gasheizung im Haus wären es immerhin noch gut 20.000 Euro Zusatzkosten für die Abgabe.
Tipps zum Geld sparen
Wärmepumpen, der Anschluss an ein Wärmenetz und Holzheizungen sind von der CO2-Abgabe nicht betroffen. Die Expertinnen und Experten von Zukunft Altbau raten dazu, frühzeitig mit Hilfe einer Energieberatung zu prüfen, wie man sein Gebäude auf Erneuerbare Energien umstellen und – falls dies notwendig ist – teilweise oder komplett energetisch sanieren kann. Aktuelle Informationen zur energetischen Sanierung von Wohnhäusern gibt es auch auf www.zukunftaltbau.de
Fragen beantwortet das Team von Zukunft Altbau kostenfrei am Beratungstelefon unter 08000 12 33 33 (Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de