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Quartier LÜCKKlimafreundliche Wärme in Köln steht bereit

Eine blonde Frau im schwarzen Blazer begutachtet eine Großwärmepumpge in einem kellerartigen Raum, umgeben von drei Männern.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur beim Rundgang durch das innovative Quartier LÜCK (Bild: wvm/Benedict Spieß)

Sie ist einsatzbereit: Kölns erste Großwärmepumpe, die mit Abwasser betrieben wird. Damit werden Bewohner:innen eines neuen Quartiers in Ehrenfeld künftig mit klimafreundlicher Wärme versorgt. NRWs Wirtschaftsministerin Mona Neubaur war vor Ort.

04.06.2025 – Es ist eine Wärmequelle, die vor allem in urbanen Räumen reichlich vorhanden ist: Abwasser. Die Projektierer der Energieversorgung des neu entstehenden Quartiers LÜCK in Köln-Ehrenfeld machen sich diese Energiequelle zu Nutze und versorgen die dort entstehenden 216 Wohneinheiten und eine Großtagespflege künftig mit dem klimafreundlichen Wärmekonzept.

Konzipiert von der naturstrom AG, in Zusammenarbeit mit der UHRIG-Gruppe, entwickelten diese für den Bauträger, die wvm-Gruppe, ein lokales Wärmenetz, dass bislang in Köln einmalig ist und mit dem abgeschlossenen Testbetrieb der Großwärmepumpe seit Ende Mai einsatzbereit. Voraussichtlich ab dem vierten Quartal können die künftigen Bewohner:innen in dem Quartier im Zentrum Kölns einziehen, in dem auch 67 öffentlich geförderte Wohnungen für Menschen mit niedrigen Einkommen deutlich unter dem lokalen Mietspiegel vermietet werden.

Hinter dem Abwasser-Wärmekonzept steht ein patentiertes Wärmetauschsystem von UHRIG. Diese funktionieren ab einer Kanalgröße von 80 Zentimetern. Von kleineren Anschlüssen direkt an den Häusern, führen Abwasserrohre in immer größere Kanäle, die schließlich in Kläranlagen münden. Je größer die Rohre, desto ertragreicher sind diese für die Wärmegewinnung. Daher wurden die Rohre an der rund 100 Meter entfernten Äußeren Kanalstraße angezapft. Dort verkleidet UHRIG den Boden mit ihrem patentierten System über den sogenanntes Grauwasser entlangfließt, dass durch die Nutzung des Menschen von Duschen und Kochwasser ein stetiges Temperaturniveau von 10 bis 15 Grad hat – im Winter wie im Sommer.

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Für das Quartier LÜCK muss Uhrig gerade einmal 120 Meter des Kanals mit den Wärmetauschern ausstatten, um genug Energie zu erhalten, die 216 Wohneinheiten im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen. Ein wesentlicher Baustein des Wärmekonzepts ist ein 20 Kubikmeter große Pufferspeicher. Dieser ermöglicht, nach Angaben der naturstrom AG, einen besonders effizienten Betrieb der Großwärmepumpe.

Außerdem kann eine Power-to-Heat-Anlage zugeschaltet werden, wenn der Wärmebedarf kurzzeitig stark ansteigt oder besonders viel Solarstrom produziert wird. Solarenergie, die von den Dächern des Quartiers kommt, die mit Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 99 Kilowatt peak ausgestattet sind.

Zusätzlich nutzt naturstrom zur Optimierung der Wärmeversorgung auch schwankende Strombörsenpreise: Großwärmepumpe und Power-to-Heat-Anlage beziehen für Ihren Betrieb auch Ökostrom aus dem Netz zu stündlich wechselnden Preisen. „Es ist uns so möglich, niedrige oder negative Börsenstrompreise für eine kostengünstige Wärmebereitstellung zu nutzen“, sagte Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG, im Rahmen eines Rundgangs durch das Quartier diese Woche. „Das Wasser im Pufferspeicher können wir auf diese Weise auf bis zu 70 Grad erhitzen und so für Zeiten mit hohem Bedarf oder erhöhten Strompreis speichern.“

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen) informierte sich bei dem Rundgang ebenfalls über das neue Energiekonzept. „Hier im Quartier LÜCK in Köln-Ehrenfeld zeigt sich, wie von einer nachhaltigen Wärmeversorgung alle profitieren – natürlich auch unser Klima. Abwasser als klimaneutrale Wärmequelle bietet dabei besonders in Ballungsgebieten großes Potenzial.“ Die Stadt Köln hat sich zum Ziel gesetzt bis 2035 klimaneutral zu sein. Energiewendeprojekte wie im Quartier LÜCK können dabei ein wichtiger Baustein sein. mg

Kommentare

Nico Lörsch vor 2 Wochen

Spannendes Konzept!

Wird hier nur das Quartier Lück versorgt (das ja erwartungsgemäß als Neubau eher einen geringen Energiebedarf hat) oder wird auch die umgebende Bestandsbebauung klimaneutral versorgt? Gerade solche Quartiere im Bestand können dann ja oft auch als Wärmeinsel fungieren und die Umgebung mitversorgen.

 

Und was hat gegen dezentrale Wärmepumpen z.B. auf dem Dach gesprochen?

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