Solar-Turbo bei Wärmewende: Wärme aus Solarthermie auf dem Schirm behalten

Die Ungewissheit über die zukünftige Energiepolitik wirkt als Bremsklotz für die Wärmewende. Weniger Wärmepumpen, Pelletheizungen und Solarthermieanlagen werden installiert. Dabei unterstützt eine Mehrheit der Bevölkerung die Wärmewende.
28.01.2025 – Die Wärmewende läuft nur schleppend. Nicht nur die Nachfrage nach Wärmepumpen und Pelletheizungen ging 2024 zurück, auch die Solarthermie muss herbe Rückschläge einstecken. Nur 26.000 neue Solarthermieanlagen wurden im letzten Jahr in Deutschland installiert, ein Minus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ungewissheit, welche energiepolitischen Akzente die neue Bundesregierung setzen wird, dürfte nach Einschätzung des Branchenverbandes BSW-Solar neben dem Abflauen der Energiekrise maßgeblich zum Rückgang der Nachfrage nach EE-Heizungen beigetragen haben.
Dabei will die Mehrheit der Bevölkerung die Wärmewende fortzusetzen. Mit einer Ende letzten Jahres unter 2.043 Wahlberechtigten durchgeführten Umfrage untermauert der Bundesverband Solarwirtschaft BSW-Solar diesen Befund. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Wahlberechtigten sprechen sich demnach für das weitere Voranschreiten der Wärmewende aus und damit für den verstärkten Einsatz Erneuerbarer Energien. Bei vielen Wählergruppen ist die Zustimmung sehr hoch – bei den Wähler:innen der Grünen 86 Prozent, bei der SPD 75 Prozent und bei der Linken 74 Prozent, aber auch die übergroße Mehrheit der CDU/CSU- und FDP-Wähler spricht sich mit 70 bzw. 69 Prozent für die Wärmewende aus.
Keinen Zweifel an ernsthafter Energiewende aufkommen lassen
Der Bundesverband Solarwirtschaft appellierte an alle Parteien keinerlei Zweifel an einer ernsthaften Energiewende im Wärme- wie auch im Stromsektor aufkommen zu lassen.
Die nächste Bundesregierung müsse in einem 100-Tages-Programm vielmehr endlich auch den Solarturbo im Wärmesektor zünden, um das erhebliche Potenzial der Solarenergie für eine klimafreundliche sowie langfristig bezahlbare Raum- und Prozesswärme endlich zu heben. Bis 2045 könnten solarthermische Kraftwerke laut Forschern des Fraunhofer ISE in Deutschland 45 bis 60 Terawattstunden (TWh) Wärme pro Jahr produzieren. Das wäre vier- bis sechsmal so viel wie derzeit an solarthermischer Wärme erzeugt wird (ca. 10 TWh/Jahr).
An welchen Stellen die Solarbranche Nachjustierungen zum Beispiel an bestehenden Förderprogrammen für erforderlich hält, hat der Verband jüngst in einem 10-Punkte-Papier festgehalten.
Immobilieneigentümer liebäugeln mit Solarthermie
Der BSW-Solar zeigt sich zuversichtlich, dass auf dieser Grundlage ein positiver Turnaround auch für die Solarthermie gelingen könnte. Das grundsätzliche Interesse daran scheint bei Immobilienbesitzer:innen gegeben zu sein: Vier von zehn privaten Immobilieneigentümer:innen können sich die Installation einer Solarwärme-Anlage zur Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung vorstellen oder planen diese bereits.
Hoffnungsträger Solarthermie-Kraftwerke
Besondere Hoffnung setzt die Solarbranche auf die Errichtung großer Solarthermie-Kraftwerke zur Nah- und Fernwärmeerzeugung, also zur Einspeisung in bestehende oder künftige Wärmenetze. Mit einem Wachstumsschub rechnet der BSW-Solar hier insbesondere in der zweiten Hälfte der 20er Jahre. Immer mehr Kommunen werden dann ihre Wärmeplanungen abgeschlossen haben, die nach dem Wärmeplanungsgesetz vorgeschrieben sind.
Da Solarwärme im großtechnischen Maßstab bereits für rund 5 Cent je Kilowattstunde erzeugt werden kann, prüfen derzeit viele Kommunen die damit verbundenen Potenziale.
Nach Angaben des Forschungsinstituts Solites sind derzeit rund 60 derartige Kraftwerke mit einer Spitzenleistung von über 100 Megawatt in Betrieb, 13 weitere befinden sich bundesweit im Bau oder in Planung und werden die Kraftwerksleistung nach ihrer Fertigstellung in etwa verdoppeln. Die nächste Bundesregierung müsse erforderliche Genehmigungsprozesse beschleunigen und die Solarthermie baurechtlich klarer privilegieren. pf