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EU-KlimazieleWarm-up für Europas Wärmewende

Menschen schwimmen in einem See aus dampfendem Thermalwasser
Wärmequellen aus der Tiefe: Island steht bezüglich der Nutzung von Erdwärme an der Weltspitze. (Foto: Jeff Sheldon on Unsplash / Unsplash License)

Mit der Energiekrise hat die EU neue Richtlinien zur Wärmeversorgung gesetzt – die Strategien der Länder sind unterschiedlich, die Aufgabe ist gewaltig. Europas Resilienz und Wohlstand hängen davon ab.

06.05.2025 – Der Klimawandel trifft Europa besonders – laut Daten der EU-Klimaagentur Copernicus erwärmt sich Europa seit 1991 doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Hitzewellen im Sommer bedrohen die Energieversorgung, wenn plötzlich viel Strom zur Kühlung benötigt wird. Daten der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU zeigen in den letzten Jahren einen leichten Rückgang des Heizbedarfs in Europa und dafür einen Anstieg der künstlichen Kühlung. Um die Wärme- und Kältewende auf EU-Ebene zu beschleunigen, hatte die EU-Kommission im Rahmen des Fit für 55-Pakets die Überarbeitung diverser Rechtsvorschriften eingeleitet, darunter die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III), die Energieeffizienzrichtlinie (EED) und die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD). Eine Balance zwischen zentralen und dezentralen Lösungen und die Nutzung aller Schlüsseltechnologien wird dabei angestrebt, heißt es in den Richtlinien.

Europa hängt am Erdgas-Tropf

Mit der Invasion in der Ukraine und der folgenden Energiekrise mit reduzierten Gaslieferungen aus Russland gewann die erneuerbare Energieversorgung beim Heizen und Kühlen an Bedeutung. Das Geschäft mit den Wärmepumpen steigt seit 2022 in Europa insgesamt deutlich an, zeigen Zahlen der European Heat Pump Association. Der Anteil von russischem Gas an den EU-Importen ging zunächst zurück, während LNG-Importe aus Norwegen und den USA gestiegen sind. Laut einer Analyse der Deutschen Umwelthilfe und der Umweltorganisation urgewald zu Importen von russischem Flüssigerdgas in die EU stieg der Import im Jahr 2024 jedoch wieder um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Angaben der EU-Kommission zufolge wurden 2024 insgesamt 20 Milliarden Kubikmeter russisches LNG eingeführt.

Wie heizt Europa?

Auf Gebäude entfallen laut EU-Statistikbehörde Eurostat rund 40 Prozent des Energieverbrauchs der EU und mehr als die Hälfte des Gasverbrauchs, hauptsächlich durch Heizung, Kühlung und Warmwasser, sowie 35 Prozent der energiebedingten Treibhausgas-Emissionen. Rund 35 Prozent der Gebäude in der EU sind älter als 50 Jahre, und fast 75 Prozent des Gebäudebestands sind laut Eurostat-Zahlen aus dem Jahr 2024 ineffizient. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche jährliche Quote energetischer Sanierung bei nur einem Prozent. Das ist viel zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen, mindestens eine Verdoppelung wäre nötig.

Im April 2024 hatte die EU-Kommission grünes Licht für die überarbeitete Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden gegeben und damit ehrgeizige Ziele zur Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs von Gebäuden in der gesamten EU festgelegt. Jeder Mitgliedstaat kann dabei seinen nationalen Zielpfad festlegen, um den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch von Wohngebäuden bis 2030 um 16 Prozent und bis 2035 um 20-22 Prozent zu senken. Subventionen für das Installieren von eigenständigen Heizkesseln, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, sind ab Anfang 2025 nicht mehr zulässig. Bis 2040 soll es keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizkessel mehr geben.

Energiearmut in Europa

Um Energiearmut zu bekämpfen und die Energiekosten zu senken, müssen Finanzierungsmaßnahmen Anreize für Sanierung schaffen und sollten auf Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz ausgerichtet sein, in denen ein höherer Anteil der von Energiearmut betroffenen Haushalte lebt, heißt es zudem in der Richtlinie. Wie eine EU-SILC-Erhebung (European Union Statistics on Income and Living Conditions) von 2023 zeigt, lebten in der Europäischen Union über zehn Prozent der Bevölkerung in Haushalten, die finanziell nicht in der Lage waren, ihre Wohnungen ausreichend zu heizen. Zu den Hauptursachen zählten die Kombination aus hohen Energiekosten, niedrigem Einkommen und die unzureichende Energieeffizienz von Gebäuden.

Nationale Strategien im Gebäudesektor

Die Strategien der jeweiligen Mitgliedsstaaten zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors sind vergleichbar und doch unterschiedlich, je nach Voraussetzung und nationaler Klimapolitik. In den Niederlanden, mit einem ähnlich hohen Anteil von Erdgas beim Heizen wie hierzulande, wurde 2022 ein Verbot für den Einbau neuer Gas-, Öl- und Holz-Heizungsanlagen ab 2026 beschlossen. Vorgeschrieben ist künftig der Einsatz von Wärmepumpen, wobei die Kombination mit einem konventionellen Heizsystem erlaubt ist, oder der Anschluss ans Wärmenetz. Ähnlich wie in Deutschland wird der Einbau von Wärmepumpen gefördert. Die Vorlaufzeit zur Umsetzung ist länger, Proteste wie in Deutschland gab es nicht.

Italien arbeitet nicht mit Verboten, sondern mit Belohnungen und Eco-Boni. Schon seit Jahren kann man in Italien Instandhaltungsarbeiten und energetische Sanierungen großzügig von der Steuer absetzen. Wer auf Förderung verzichtet, kann auch in Zukunft eine reine Gasheizung einbauen. Auch Spanien und Portugal setzen auf die Wärmepumpe, Spanien subventioniert bis zu 70 Prozent der Investitionskosten bei Neubauten und Portugal bis zu 85 Prozent bei Neubauten und Renovierungen.

In Polen hängen etwa 40 Prozent aller Haushalte am Fernwärmenetz, die Kraftwerke des Landes werden zum größten Teil mit heimischer Kohle betrieben. Das Klima- und Umweltministerium stellt seit April 2024 rund 470 Millionen Euro aus dem Modernisierungsfonds der EU bereit, um Investitionen in eine CO2-emissionsfreie Fernwärmeversorgung zu unterstützen, berichtet die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des BundesGermany Trade and Invest. Kohle dominiert demnach auch die Bruttowärmeerzeugung in Tschechien. Rund 38 Prozent aller Haushalte sind an das Fernwärmenetz angeschlossen, dazu öffentliche Gebäude. Doch der Betrieb von Kohlekraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung schrumpft – wegen der hohen Preise für Emissionszertifikate.

Skandinavien setzt auf Wärmepumpen

Seit den 1990er Jahren setzt Schweden neben klimafreundlicher Fernwärme konsequent auf die Erdwärmepumpe als Heizsystem. Bereits 1991 hatte Schweden eine hohe CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe für Privatverbraucher eingeführt. Ein breites Erdgasversorgungsnetz wie etwa in Deutschland gibt es nicht, die Strominfrastruktur wurde daher deutlich stärker ausgebaut. Norwegen hatte 2017 ein Verbot für den Einbau neuer Gasheizungen beschlossen, das seit 2020 gilt. Gezielte staatliche Förderungen schaffen Anreize für den Einbau von Wärmepumpen. Auch in Finnland sind viele Eigenheimbesitzer auf die Wärmepumpe umgestiegen – wegen steigender Preise für Gas und Öl. Laut finnischem Wärmepumpenverband SULPU hat der Krieg in der Ukraine und die damit wachsende Unsicherheit die Nachfrage nach Wärmepumpen noch einmal steigen lassen.

Fernwärme dekarbonisieren

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur ist Europa derzeit führend bei der Einbindung Erneuerbarer Energien in die Fernwärme. In Ländern wie Schweden und Dänemark liegt der Anteil bei über 50 Prozent, in Deutschland bei knapp einem Fünftel. Unterschiede gibt es auch bei der Marktregulierung. Fernwärme in Dänemark ist per Gesetz non-profit und wird vorwiegend von kommunalen Unternehmen oder Genossenschaften angeboten. 

Einige europäische Länder verfügen über ein Regulierungsregime für Verbraucherpreise. In anderen Ländern wie Deutschland dagegen wird Fernwärme meist von privaten, gewinnorientierten Unternehmen geliefert. In Art. 24 Abs. 1 RED der EU-Richtlinien wurden Informationspflichten für Fernwärmekunden über die energetische Qualität der Wärmelieferung eingeführt. Demzufolge müssten der prozentuale Anteil von Erneuerbaren Energien im Wärmemix sowie die Gesamtenergieeffizienz an Letztverbraucher ausgewiesen werden.

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Die Nachbarn Frankreich und Deutschland

Rund 54 Prozent des deutschen und 45 Prozent des französischen Endenergieverbrauchs entfallen auf die Wärmeerzeugung, berichtet das Deutsch-Französische Büro für die Energiewende. Im Jahr 2023 deckte Erdgas 50 Prozent des deutschen Primärenergieverbrauchs für Wärme ab, in Frankreich waren es 38 Prozent, rund 39 Prozent der Wärmeversorgung laufen elektrisch, vor allem mit Atomstrom. Im Rahmen der französischen Energie- und Klimastrategie (Stratégie française pour l’énergie et le climat) setzt sich die französische Regierung das Ziel, die Erzeugung von CO2-armer Wärme bis 2035 gegenüber 2021 zu verdoppeln.

In Deutschland wurden zwei Gesetze verabschiedet, um die Wärmewende im Gebäude und auf kommunaler Ebene zu beschleunigen: das Gebäudeenergiegesetz (GEG), auch Heizungsgesetz genannt, sowie das Wärmeplanungsgesetz (WPG). Das Heizungsgesetz löste Verunsicherung aus, das Thema Gasheizung oder Wärmepumpe hat sich dabei zu einer emotionalen Debatte entwickelt.Beim Wärmeplanungsgesetz sind die Kommunen gefragt, bis 2028 Pläne für eine nachhaltige Wärmeversorgung auszuarbeiten.

Trotz langjähriger Förderprogramme wie dem französischen Wärmefonds (Fonds Chaleur) oder dem deutschen Bundesprogramm Effiziente Wärmenetze (BEW) klaffe bei den Kommunen eine milliardenschwere Finanzierungslücke, um die Wärmeversorgung in beiden Ländern klimafreundlich umzustrukturieren, konstatiert das Deutsch-Französische Zukunftswerk. In Deutschland scheitern Kommunen demnach oft bereits an der Bewilligung öffentlicher Kredite, da selbst Förderkredite Sicherheiten erfordern. Union und SPD hatten sich in ihren Sondierungsgesprächen Anfang März auf ein Sondervermögen Infrastruktur Bund/Länder/Kommunen geeinigt. Auf Landesebene soll die Schuldenbremse an die etwas flexiblere Bundesregelung angepasst werden. Dies könnte den Ländern neuen Spielraum eröffnen, für die Unterstützung der Kommunen bei der Umsetzung der kommunalen Wärmepläne.

In Frankreich unterstützt nun die französische Banque des Territoires Kommunen mit einem Transformationskredit (prêt de transformation écologique), der durch attraktive Konditionen gezielt die nachhaltige Transformation auf lokaler Ebene fördert, berichtet das Deutsch-Französische Zukunftswerk. Ergänzend biete die gemischtwirtschaftliche Gesellschaftsform SEMOP (Société économique mixte à opération unique) den Kommunen die Möglichkeit, Kapital von Banken sowie privaten Akteuren zu mobilisieren, ohne die Entscheidungshoheit zu verlieren.

Über den Wärmefonds hat Frankreich laut Zahlen des Deutsch-Französischen Zukunftswerks bisher rund 4.000 Kilometer Wärme- und Kältenetze finanziert, die sich aus fast 65 Prozent Erneuerbaren Energien und Abwärme speisen. Die französische Agentur für Umwelt und Energie ADEME legt eine klare Rangfolge der zu nutzenden erneuerbaren Wärmequellen fest, wenn Fördermittel aus dem Wärmefonds beantragt werden. Die Senkung der Wärmepreise für die Endkunden ist eine weitere Förderbedingung für bestimmte Wärmenetz-Projekte. In Frankreich gilt zudem eine ermäßigte Mehrwertsteuer für Wärmenetze, wenn sie mit über 50 Prozent aus Erneuerbaren Energien und Abwärme gespeist werden.

Wärme aus Europas Boden

Wärmenetze im Großraum Paris greifen auf Oberflächen- und Tiefengeothermie zurück. Schon seit 2010 wird der Flughafen Paris-Orly mit geothermischer Wärme versorgt, die etwa 40 Prozent des Wärmebedarfs abdeckt. Auch in Deutschland werden rund um München Tiefengeothermie-Projekte realisiert. Bis 2040 planen die Münchner Stadtwerke, klimaneutral Warmwasser und Heizwärme durch Geothermie zu liefern. Die größte Anlage Kontinentaleuropas Michaelibad entsteht im Münchner Südosten, wobei München ideale geologische Bedingungen bietet. Im Molassebecken des Alpenvorlands findet sich großflächig Thermalwasser.

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Die Isländer sind Vorreiter bei der Nutzung geothermischer Energie für die Raumheizung. Große Geothermie-Kraftwerke decken etwa 26 Prozent des Strombedarfs und versorgen knapp 90 Prozent der Haushalte mit Wärme. In Schweden ist jedes fünfte Einfamilienhaus mit einer Erdwärmepumpe ausgestattet. Geothermie hat auch in Italien eine lange Tradition. Larderello in der Toskana war das Pionierzentrum der Erdwärmenutzung, wo die Energie bereits 1818 industriell genutzt wurde. Von klimafreundlicher Energie aus thermalwasserführenden Schichten können viele Anwendungen profitieren, erläutern Fraunhofer Wissenschaftler, etwa kommunale Wärmenetze, Gewächshäuser oder die Chemieindustrie, Betriebe der Nahrungsmittelherstellung, Holz- und Papierverarbeitung sowie Metall-, Zement- und Bauindustrie.

Insgesamt machte Geothermie im Jahr 2021 lediglich 2,8 Prozent der für die Primärenergieerzeugung in der EU genutzten erneuerbaren Energiequellen aus. Eine im Mai 2022 vorgelegte Strategie der EU-Kommission für Erneuerbare Energien fordert eine Verdreifachung des durch Geothermie gedeckten Anteils am Gesamtenergiebedarf der EU bis 2030. Der EU-Rat fordert die Mitgliedstaaten auf, ihre Vorschriften zu reformieren, um die Nutzung geothermischer Energie zu erleichtern und Genehmigungen schneller zu erteilen, sowie den Bau von geothermischer Infrastruktur wie Fernwärmenetzen zu fördern.

Abwärme nutzen

Ein Whitepaper des dänischen Technologiekonzerns Danfoss zeigt das ungenutzte Potenzial von Abwärme als Energiequelle. Allein in der EU beläuft sich demnach die ungenutzte Abwärme – aus Industrieprozessen, Serverräumen, Abwasser etc.  – auf 2.860 TWh/Jahr, was fast dem gesamten Energiebedarf der EU für Wärme und Warmwasser in Wohngebäuden sowie in Dienstleistungsgebäuden entspreche. Die Eurometropole Metz verfügt mit einer Länge von 139 Kilometern über das viertgrößte Fernwärmenetz Frankreichs, das bereits zu 30 Prozent mit Abwärme versorgt wird.

Wärme von der Sonne

Zur Dekarbonisierung der Nah- und Fernwärmenetze in Europa könnte auch die Solarthermie viel beitragen. Über zehn Millionen Haushalte in Europa waren im Jahr 2023 laut Marktbericht von Solar Heat Europe mit Solarthermie-Anlagen ausgestattet. Die kumulierte installierte Kapazität in Europa beträgt rund 41 Gigawatt, thermisch. Die griechische Regierung begann bereits in den 1980er Jahren mit der Förderung solarthermischer Systeme. Dachinstallationen machen dabei den Großteil aus. Österreich belegt in Relation zur Einwohnerzahl einen Spitzenrang. Der Grundstein wurde auch hier bereits in den 80er Jahren mit der Selbstbaubewegung gelegt.

In Dänemark sind 66 Prozent aller Haushalte an Fernwärmenetze angeschlossen und der gesamte Sektor strebt an, bis 2030 zu 100 Prozent frei von fossilen Brennstoffen zu sein. Viele Jahre lang investierten dänische Fernwärmebetreiber in große Solarthermieanlagen. Seit 2020 dominiert nun die Installation von Wärmepumpen. „Die vielen Windkraftanlagen bescheren dem Land viel Ökostrom, der möglichst auch im Land genutzt werden soll“, sagt Solrico-Geschäftsführerin Bärbel Epp. „Da ist es sinnvoll, ihn in Wärmepumpen umzulenken, statt abzuregeln.“ 

Auch wenn mit neuen Regulierungen und Gesetzen zur Elektrifizierung des Wärmesektors die Photovoltaik und Wärmepumpen der Solarthermie in den letzten Jahren den Rang abgelaufen haben: Laut Marktforschungsagentur Solrico stehen große Solarthermie-Anlagen im Bereich von 20 bis 50 Megawatt europaweit in den Startlöchern. In Deutschland bauen bspw. die Stadtwerke Leipzig eine große Anlage und wollen damit in den Sommermonaten rund 20 Prozent des städtischen Tagesbedarfs an Wärme für die Stadt abdecken.

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Europas Bioenergie

Auch Bioenergie spielt eine Schlüsselrolle bei den Energiestrategien der EU. Im Jahr 2023 verfügten laut Statista die Bioenergie-Anlagen in Europa über eine Leistung von rund 43 Gigawatt. Obwohl die Zahlen das Wachstum des Sektors sowie seine Rolle bei der Erreichung der Klimaziele und der Energieunabhängigkeit bestätigen, wird ein stärkerer Fokus auf die Optimierung der Markt- und Regulierungsbedingungen von entscheidender Bedeutung sein, mahnt die Branche. „Europas größte Ressource zur Verringerung der Abhängigkeit von externen Energieversorgern ist eine Kombination aller erneuerbaren Energiequellen. Biogase leisten nicht nur mengenmäßig einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung Erneuerbarer Energien. Dank ihrer Flexibilität, Energiespeicherkapazität und der Fähigkeit, regelbaren Strom zu erzeugen, unterstützen und erleichtern Biogase das Wachstum anderer Erneuerbarer Energien“, sagt Harmen Dekker, CEO der European Biogas Association.

Im Hinblick auf die Endverwendung konzentriere sich der Biomethan-Verbrauch auf die Sektoren mit dem höchsten Energieverbrauch. Im Jahr 2023 wurden demnach 23 Prozent des in Europa produzierten Biomethans für den Verkehr, 17 Prozent für Gebäude, 15 Prozent für die Stromerzeugung und 13 Prozent für die Industrie verwendet. Der geplante Ausbau neuer Gaskraftwerke könnte mit der vollen Nutzung der Bioenergie reduziert und die Importabhängigkeit verringert werden.

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Die Zukunft von Europas Wärmeversorgung liegt nicht in Einzellösungen, sondern im Denken von Gesamtsystemen. Enorme Investitionen zum Aus- und Umbau der Infrastruktur mit Wärmenetzen, saisonalen Speichern und Sektorenkopplung sowie die Erschließung neuer Wärmequellen werden jetzt dafür notwendig. Jedes Land hat andere Voraussetzungen und Systeme: Die Länder könnten voneinander lernen. Europa hat die Chance, eine Energieunion aufzubauen, die eine nachhaltige und erschwingliche Energieversorgung sicherstellt – und den alten Kontinent unabhängiger von autokratischen Regimen und geopolitischen Verwerfungen macht. Nicole Allé

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