Fraunhofer-UmfrageZwischenbilanz zur kommunalen Wärmeplanung

Eine Gruppe von Menschen beim symbolischen Spatenstich
Spatenstich in Moosach: Nur wenige Kommunen in Deutschland haben mit der Umsetzung ihrer Wärmewende bereits begonnen. (Foto: naturstrom AG)

Rund ein Jahr nach Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes zeigt eine Umfrage des Fraunhofer CINES, wie Kommunen und Stadtwerke in Deutschland die Herausforderung bewerten. Probleme gibt es bei der Finanzierung, Personalfindung und Datengrundlagen.

14.03.2025 – In der nicht-repräsentativen Umfrage befragten die Forschenden des Fraunhofer-Exzellenzclusters Integrierte Energiesysteme (CINES) insgesamt 267 kommunale Akteure unter anderem zu Erfolgsfaktoren und Herausforderungen bei der Wärmeplanung sowie zu der Umsetzung der geplanten Maßnahmen. „Seit die Wärmeplanung zum 1. Januar 2024 zur kommunalen Pflichtaufgabe wurde, stehen viele Kommunen vor einer großen Herausforderung.“, erklärt Studienleiterin Anna Billerbeck den Hintergrund der Umfrage. „Mit einem Stimmungsbild aus der Praxis wollten wir genauer erfahren, wo konkret die Kommunen mehr Unterstützung gebrauchen können.“

Engpässe bei Personal, Förderung und Daten

Das Fraunhofer-Team, bestehend aus Dr. Anna Billerbeck, Dr. Markus Fritz und Dr. Stella Oberle, wählte eine Reihe von Aspekten der Wärmeplanung aus und fragte die Teilnehmenden, für wie wichtig sie diese für eine erfolgreiche Wärmeplanung halten. Anschließend bewerteten die Befragten dieselben Aspekte dahingehend, wie herausfordernd sie ihrer Ansicht nach sind. Das Ergebnis der Befragung wertete das Forscherteam auf einer zweidimensionalen Matrix aus, um so besonders kritische Themen zu identifizieren.

Bei der kommunalen Wärmeplanung zeigte sich deutlich, dass die Verfügbarkeit von ausreichend qualifiziertem Personal sowohl als sehr wichtig als auch besonders herausfordernd wahrgenommen wird. Ähnlich bewerteten die Befragten auch die ausreichende finanzielle Förderung sowie die Verfügbarkeit von Daten, die als Grundlage für die Wärmeplanung notwendig sind. Als wichtig, aber weniger herausfordernd bewerteten die Befragten hingegen die Verfügbarkeit von Leitfäden und den Austausch mit anderen Gemeinden. „Hier macht sich das reichhaltige Informations- und Vernetzungsangebot durch Verbände und Energieagenturen bemerkbar“, so Billerbeck.

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Als besonders kritisch im Bereich der prozessbezogenen Herausforderungen stellten sich die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren sowie die Erarbeitung eines gemeinsamen Zielbildes heraus. „Die lokalen Stakeholder für die Wärmeplanung zu aktivieren und ihre bisweilen widersprüchlichen Interessen zu moderieren, erweist sich als nach wie vor anspruchsvolle Aufgabe in der kommunalen Wärmeplanung“ stellt Billerbeck fest.

Unterschiedliche Perspektiven unter den beteiligten Akteuren äußerten sich auch im Ergebnis der Umfrage: So verglichen die Forschenden das Antwortverhalten von Beschäftigten der kommunalen Verwaltung mit Mitarbeitenden von Stadtwerken und Netzbetreibern. Dabei wird deutlich, dass die Angehörigen der Kommune die Wichtigkeit der abgefragten Aspekte regelmäßig höher bewerten, während ihre Kollegen aus den Stadtwerken die Herausforderungen stärker betonten. Hier zeige sich, dass die Verantwortlichen für die Planung einen anderen Blick haben als diejenigen, die den Plan umsetzen müssen, erklärt Billerbeck. „Ein Spannungsfeld, welches in Hinblick auf die Umsetzung der Planung moderiert werden sollte.“

Umsetzung: Fokus auf Wärmenetze

Die Forschenden von Fraunhofer CINES fragten zudem, welche Maßnahmen aus der kommunalen Wärmeplanung bereits umgesetzt werden, sofern diese schon vorliegt. Dabei zeigte sich eine klare Präferenz für Maßnahmen mit Bezug zu Wärmenetzen. So antworteten 20 Prozent der Befragten, dass Machbarkeitsstudien für Wärmenetze umgesetzt würden, gefolgt von 16 Prozent beim Ausbau oder der Verdichtung bestehender Wärmenetze und der erneuerbaren Wärmeerzeugung in Wärmenetzen (14 Prozent).

Deutlich weniger Befragte gaben an, gebäudebezogene Maßnahmen wie Sanierung (9 Prozent) oder Heizungsumbauten (8 Prozent) umzusetzen. Die Gasnetze – für viele Stadtwerke ein wichtiges Asset – spielen laut Studie in der Umsetzung bisher kaum eine Rolle. Nur ein kleiner Teil von zusammen rund vier Prozent der Befragten beschäftigen sich mit Machbarkeitsstudien und der Umstellung von Gasnetzen auf Wasserstoff.

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Mit Fraunhofer zur Kommunalen Wärmeplanung

Anna Billerbeck und ihre Mitforschenden bei Fraunhofer CINES haben unter dem Namen KWP@Fraunhofer Lösungen und Tools für Kommunen und Stadtwerke, aber auch für Energieagenturen von Regionen und der Länder entwickelt, die mehrere der durch die Umfrage aufgezeigten Herausforderungen adressieren: Von den partizipativen Aspekten der Stakeholder-Arbeit über ein Software-Tool zur Datensammlung bis hin zu einem Chatbot-Prototyp, der Antworten und Maßnahmenvorschläge für die Wärmeplanung anbietet.
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