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Weltwassertag 2018Nature for Water – ökologisches Wassermanagement fördern

Mangrovenwälder können einen natürlichen Schutz vor Überschwemmungen bieten. (Foto: Pixabay, Gemeinfrei)

Jedes Jahr am 22. März lädt der Weltwassertag dazu ein, den Umgang mit der Ressource Wasser zu hinterfragen und ruft 2018 insbesondere dazu auf, die natürlichen Potenziale von Ökosystemen für ein besseres Gewässermanagement sinnvoller zu nutzen.

22.03.2018 – Sauberes Wasser wird zunehmend zu einem kostbaren Gut, das hat verschiedene Ursachen; der Klimawandel mit folgenden Dürren in ohnehin trockenen Regionen vor allem in Entwicklungsländern beschleunigt die negative Entwicklung. Doch auch massive Wasserverschwendung in den Industriestaaten etwa bei der Produktion von Waren, bei der Kühlung von Kraftwerken oder auch bei der Massentierhaltung, ebenso wie die Verseuchung des Grundwassers durch Nitrate und Pestizide aus der Landwirtschaft sowie der Abbau von Kohle oder Fracking tragen seit Jahrzehnten dazu bei, dass vor allem Trinkwasser zu einer umkämpften Ressource wird. Denn obwohl etwa 72 Prozent der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, eignet sich bereits heute nur 0,3 Prozent davon als Trinkwasser.

Der Weltwassertag 2018 unter dem Motto „Nature for Water“. soll zu einer „verstärkten Berücksichtigung naturnaher bzw. die natürlichen Potenziale von Ökosystemen nutzender Lösungen im Gewässermanagement“ aufrufen. Wälder, Wiesen und Feucht-gebiete sind natürliche Wasserspeicher und -filter. Naturnahe Auen stellen als multifunktionale Ökosysteme eine Vielzahl von Ökosystemleistungen bereit – etwa Retentionsraum für Hochwasser und Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Am Weltwassertag soll insbesondere die breite Öffentlichkeit für die globalen Zielsetzungen und ihre lokale Bedeutung sensibilisiert werden. Alle Staaten sind aufgefordert, den Empfehlungen der Vereinten Nationen zu diesem Tag zu folgen und konkrete Aktionen auf nationaler Ebene durchzuführen.

Zehn-Punkte-Aktionsplan: Alle müssen mehr Verantwortung übernehmen

Das High Level Panel on Water (HLPW) hat nach zweijährigen Beratungen seinen Ergebnisbericht zu Wasserfragen veröffentlicht. Ein beunruhigendes Fazit: Weltweit leben bereits 2,5 Milliarden Menschen in wasserarmen Regionen. Das heißt fast 40 Prozent der Bevölkerung sind bereits mit Wasserknappheit konfrontiert, das könnte laut Bericht bis 2025 auf 66 Prozent ansteigen, sollten keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Im Bemühen, die Maßnahmen zur Lösung der weltweiten Wasserprobleme zu verstärken, hat der Weltwasserrat den BerichtTen Action Points for Financing Water Infrastructure vorgelegt. Der Zehn-Punkte-Aktionsplan beleuchtet den Zusammenhang zwischen Wassersicherheit und wirtschaftlichem globalem Wachstum und macht deutlich, welche Rolle die Ressource Wasser in allen Sektoren spielt.

„Es gibt Wege, Probleme anzugehen und Wasserknappheit und Krisen zu vermeiden“, sagt dazu der Präsident des Weltwasserrats, Benedito Braga. „Die Erhöhung der Verfügbarkeit und Widerstandsfähigkeit durch die Sicherung unserer Wasserressourcen ist von größter Bedeutung.“ Es müsse eine rationelle Nutzung von Wasser gewährleistet sein, alle Sektoren müssten die Quellen gerecht teilen und die Bürger dazu ermutigt werden, den Wasserverbrauch effizient zu nutzen. „Die Industrie muss Wasser recyceln und wiederverwenden und sicherstellen, dass die Bewässerung effizientere Methoden einsetzt“, so Braga weiter. Wenn früher oder später Maßnahmen ergriffen werden und die Entscheidungsträger in die Wassersicherheit investieren, können unsere Wasserressourcen besser verwaltet und die Gemeinden besser vor Krisen geschützt werden.“

Den eigenen Wasserkonsum hinterfragen – und reduzieren

In Deutschland liegt der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch bei 120 Litern pro Person. Diese Zahl, die sich aus dem unmittelbaren Wasserverbrauch im Haushalt errechnet, bildet aber nur einen kleinen Teil der Realität ab. Dem Water Footprint Network zufolge ist die Menge an Wasser, die zur Lebensmittelproduktion eingesetzt wird, wesentlich bedeutsamer, denn sie ist demnach für rund 90 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich. Der größte Anteil davon fließt in die Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln. „Pflanzliche Lebensmittel haben einen deutlich geringeren Wasserfußabdruck, und das in jeder Hinsicht", sagt ProVeg-Geschäftsführer Sebastian Joy. Wer rein pflanzlich lebe, könnte sogar seinen Wasserfußabdruck halbieren. Die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch verbrauche bspw. 15.500 Liter Wasser – das entspricht etwa 200 gefüllten Badewannen. Ein Kilo Weizen dagegen benötige laut Rechnung 1.300 Liter und für die gleiche Menge Äpfel nur 820 Liter Wasser. Denn in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist vor allem die Erzeugung der Futtermittel besonders aufwendig. Auch das Grundwasser, das durch die Unmenge an Gülle auf den Feldern verunreinigt wird, zählt in die Wasserbilanz mit hinein.

Die Natur bietet die besten Lösungen zum Wasserschutz – man sollte sie nutzen

„Die Natur bietet Lösungen für Menschheitsprobleme – vorausgesetzt, die Menschheit versteht es, ökologische Zusammenhänge zu nutzen“, sagt Prof. Folkard Asch von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Er hat sich mit optimiertem Wassermanagement beschäftigt und gibt als Beispiel die Mega-Deltas großer Flüsse: Sie gelten als „Reis-Körbe der Menschheit“ mit einem Produktionspotenzial, das noch lange nicht ausgereizt sei. Weltweit lebten drei von sieben Milliarden Menschen vor allem von Reis als Grundnahrungsmittel. Bislang hielten sich Bevölkerungswachstum und Produktionssteigerung halbwegs die Waage. Dies verdanke die Menschheit vor allem den fruchtbaren Böden der Flussdeltas.

Konflikte um Wasser werden zunehmen wenn wir nicht handeln

Doch Wassermanagement, Küstenschutz und Maßnahmen gegen Meeresspiegelanstieg und Versalzungsgefahr seien nur mit naturnahen Lösungen möglich, betont der Agrarwissenschaftler. Denn Wasser ist Lebensgrundlage, kann aber auch zur Bedrohung werden – das zeige sich besonders deutlich in den Mündungsgebieten großer Flüsse mit ihren Quadratkilometer großen Überschwemmungsgebieten. Die Konflikte um Wasser träten dort in außergewöhnlichen Dimensionen auf, warnt Asch. Steigende Meeresspiegel und drohende Versalzung bedrohten Ackerland, Trinkwasser verknappe, Stadt- und Landbevölkerung konkurrierten um Süßwasser für menschliche Nutzung und Bewässerung.

Naturnahe Lösungen als Schlüssel für Umweltschutz, Wasser- und Ernährungssicherung

Der Schlüssel für eine ausreichende Wasserversorgung in der Zukunft sei daher eine nachhaltige Intensivierung, die ökologische Zusammenhänge nutzt. Auf diese Weise ließen sich Ernährungssicherung, Armutsbekämpfung, der Zugang zu sicherem Trinkwasser und die Balance des Wasserbedarfs von Stadt und Land ins Lot bringen, mit Küstenschutz und anderen Maßnahmen gegen Erosion und Versalzung. Der Ansatz sei in vielen Fällen ingenieurstechnischen Großmaßnahmen überlegen, so Asch. „Flussdeltas wie das des Indus, Mekong oder des Ganges-Brahmaputras haben eine Ausdehnung von mehreren 100 Kilometern. Küstenschutz durch Sperren und Deiche wie in Norddeutschland oder den Niederlanden ist hier weder sinnvoll noch finanzierbar.“

Für natürlichen Küstenschutz könnten in solchen Regionen beispielweise Mangrovenwälder sorgen, denn die Bäume wachsen ohnehin  im Brackwasser des Gezeitenbereiches: Damit sichern sie den Boden auch bei Sturmfluten, die mächtigen Wurzeln bauen zusätzlich Erdwälle auf. Auch der Reisanbau im Hinterland entspräche vom Ansatz her den natürlichen Gegebenheiten, denn „Reis ist eine der wenigen Kulturpflanzen, die in Sumpfgebieten wächst“, so Asch. Das aufgestaute Süßwasser auf den Feldern erhalte auch den Boden, denn „es verhindert, dass Meerwasser aus dem Untergrund durch die Verdunstung nach oben gesaugt wird und den Boden versalzt.“ Gleichzeitig lieferten die Felder einen wichtigen Beitrag zum lokalen Wetter: „Durch die Verdunstung auf den Feldern entstehen Nebel, Wolken und Regen. Dieser versickert und baut unter dem Delta eine Frischwasserblase auf, die die Großstädte mit Trinkwasser versorgt.“ na


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