Energiewende-Infrastruktur: Brandenburg setzt auf grünen Wasserstoff
Brandenburg strebt eine führende Rolle in der grünen Wasserstoff-Produktion an. Es soll ein 1100 Kilometer langes Transportnetz entstehen, um Brandenburgs Grundstoffindustrie sowie Berlin und Deutschlands Süden mit klimafreundlichem H2 zu versorgen.
21.02.2023 – Wind, Sonne und viel Platz – Brandenburg hat nicht nur das Potenzial für den Ausbau einer grünen Wasserstoff-Infrastruktur, die Zukunft der Grundstoffindustrie des Landes werde auch davon abhängen, so Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zum Auf- und Ausbau eines leistungsfähigen Wasserstofftransportnetzes in Brandenburg. Darin werden die zukünftigen Wasserstoffverbräuche und -erzeugungspotenziale bis zum Jahr 2045 prognostiziert, die Forscher haben daraus im Anschluss bedarfsorientierte, kosteneffiziente Trassenverläufe abgeleitet.
Ziel ist die Entwicklung eines übergeordneten Wasserstoffnetzes, das regionale Wasserstofferzeuger, -speicher und -endverbraucher miteinander verbindet und sich in eine deutschlandweite Wasserstoffinfrastruktur einfügt.
Erarbeitet wurde die Studie von einem Konsortium unter Federführung des Fraunhofer IEG, Sie werde als Basis für zukünftige Planungen von Produzenten, Netzbetreibern und Verbrauchern dienen. „Eine leistungsfähige Wasserstofftransportinfrastruktur ist das Rückgrat der zukünftigen Wasserstoffwirtschaft“, so Steinbach. Es müssten jetzt zügig Wasserstoff-Pipelines gebaut werden, um die Stahl-, Glas-, Zement- und Chemieindustriestandorte sowie Heizkraftwerke im Land Brandenburg aber auch Berlin mit grünem Wasserstoff zu versorgen.
Bestehende Erdgasleitungen sollten dafür umgenutzt und rund 500 Kilometer Pipelines neu gebaut werden, Zudem werde Brandenburg als Transitland für die Wasserstoffversorgung Berlins als auch für den Süden Deutschlands benötigt. Mit EU-Fördergeldern soll zunächst bis 2028 ein Wasserstoff-Startnetz errichtet werden, das vom Rostocker Hafen durch Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg weiter nach Süden führen soll.
Laut Analyse wird der Bedarf an Wasserstoff in Brandenburg von knapp fünf Terawattstunden im Jahr 2030 auf 40 Terawattstunden im Jahr 2045 ansteigen. Für die Erzeugung des klimafreundlichen Wasserstoffs ist ein weiterer Ausbau Erneuerbarer Energien unerlässlich. Der klimafreundlich erzeugte Wasserstoff soll aus Offshore-Windparks in der Ostsee über die Häfen Rostock und Lubmin importiert sowie über Elektrolyse in Brandenburger Wind- und Solarparks erzeugt werden.
„Brandenburg ist nicht nur ein wichtiges Transitland, das die nördlichen Wasserstoffimport- und -erzeugungsstandorte mit den südlichen Bundesländern verbindet, sondern hat selbst ein erhebliches Potenzial für die Erzeugung von grünem Strom und Wasserstoff sowie dessen Verwertung“, erläutert Thorsten Spillmann vom Fraunhofer IEG, der die Studie koordinierte. Überschüssige Strommengen könnten in Form von Wasserstoff gespeichert und später rückverstromt oder anderen Sektoren zugeführt werden.
Langfristig könnte die regionale Wasserstofferzeugung auf über 20 Terawattstunden steigen, wobei ehemalige Kohletagebaustätten ein besonders hohes Potenzial aufwiesen, heißt es in der Studie. „Die Verfügbarkeit von Wasserstoff ist eine wichtige Voraussetzung für die Dekarbonisierung der regionalen Grundstoffindustrie“, so Spillmann. Langfristig wurde eine potenzielle regionale Wasserstoffnachfrage von etwa 40 Terawattstunden ermittelt, mehr als zwei Drittel davon aus der Industrie.
„Im Rahmen der Studie haben wir ein Wasserstoffnetz für Brandenburg konzipiert, mit dem die prognostizierten Mengen sicher von den Wasserstoffquellen zu den Anwendern transportiert werden können“, berichtet Florian Temmler, Planungsingenieur und Projektmanager bei der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG. „Es hat eine Gesamtlänge von rund 1.100 Kilometern. Davon sind rund 600 Kilometer umgestellte Erdgasleitungen und etwa 500 Kilometer Neubaustrecken.“
Damit wäre ein wirtschaftlich sinnvoller Netzaufbau gewährleistet. Die aufgezeigten Möglichkeiten, auf bestehende Erdgasinfrastruktur zurückzugreifen und Trassen zu bündeln, zeigten, „dass etwa 55 Prozent der notwendigen Investitionskosten gegenüber reinen Neubautrassen eingespart werden könnten." na