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Wasserstoff-ImporteDie Illusion von gerechtem Wasserstoff

Windräder im Sonnenuntergang eine Karawane von Kamelen reitet hindurch
Windkraftanlagen in Tarfaya/Marokko, nicht weit von der Atlantikküste. (Foto: TEDxTarfaya auf Flickr / CC BY-SA 2.0)

Soll Wasserstoff grün sein, muss er in großem Umfang importiert werden. Denn in Deutschland ist das Potential erneuerbarer Energien zu gering. Bedeutet grün auch gerecht? Eine Karte weist auf die Problematik der Importe hin.

31.03.2025 – Das Angebot an Sonnen- und Windenergie ist in Deutschland begrenzt, nicht aber in Afrika und anderen globalen Standorten. Deshalb hat die Bundesregierung – teils im Verbund mit der Europäischen Union (EU) – mit mehreren Staaten so genannte Klimapartnerschaften getroffen. Damit wird die Lieferung von Wasserstoff vereinbart, der mit Hilfe Erneuerbarer Energien gewonnen wurde. Das ist nicht unproblematisch: Vor Ort können bestehende Konflikte verschärft oder neue hervorgerufen werden.

Einige Beispiele: In Chile werden bei knappen Wasserreserven häufig Unternehmen gegenüber der Bevölkerung bevorzugt. Eine Wasserstoffproduktion in großem Umfang könnte die Ressourcen verknappen und die Verteilung noch ungerechter machen.

Importe aus der Westsahara?

Die EU hat zugesagt, bei Importen von Wasserstoff aus Marokko nicht auf Produkte aus der besetzten Westsahara zuzugreifen. Das ist jedoch kaum nachprüfbar. Mehr als 80 Prozent der Flächen, die Marokko für Wasserstoff- oder Ammoniakprojekte vorsieht, befinden sich in Gebieten, die nach dem Abzug der spanischen Kolonialmacht besetzt wurden. Das Volk der Sahauris beansprucht diese Gebiete für sich.

In Kolumbien leistet die indigene Gemeinschaft der Wayuu seit langem Widerstand gegen den Kohleabbau. Ihre Sprecherinnen befürchten, dass für die Wasserstoffproduktion in großem Umfang Windparks gebaut werden, und mahnen unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfungen an.

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Auch Industriestaaten betroffen

Neben Entwicklungsländern wurden auch Industriestaaten als potentielle Lieferanten von grünem Wasserstoff identifiziert, etwa Kanada, Australien oder Norwegen. Doch auch hier formulieren Nichtregierungsorganisationen Bedenken. Kanada setzt auf den Export von Energie, die durch Windkraft gewonnen wurde, statt die lokale Bevölkerung zu versorgen. In Australien haben die Aktionäre des Unternehmens Santos gegen die Gasförderung des Konzerns protestiert, die mit dem Hinweis auf Wasserstoffproduktion gerechtfertigt wurde. Norwegen deckt seinen eigenen Strombedarf aus Wasserkraft, will aber fossile Energien für die Wasserstoffproduktion exportieren.

Naturschutzgebiete respektieren

Die Organisation Powershift e.V. in Berlin hat eine Karte erstellt, auf der solche und weitere Problematiken dargestellt sind. Die Karte kann kostenfrei downgeloadet oder als A1-Poster bestellt werden. Die Nichtregierungsorganisation setzt sich für eine global gerechte und ökologisch verträglich Energieversorgung für alle ein. Sie fordert, dass große Wasserstoffprojekte mit der lokalen Bevölkerung gemeinsam geplant werden. Traditionellen Landnutzungen und Naturschutzgebiete müssten respektiert werden, eine lokale Energieversorgung Vorrang haben. In einer Studie ist die Argumentation ausführlich nachzulesen. Charlotte Schmitz

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