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Klimaziele SchifffahrtGrüner Kraftstoff in XXL

Eine Frau am Mikrofon und drei Kameraleute vor einem Containerschiff in einem Hafen
Ein Presseteam der ARD bei der Einweihung der weltweit ersten Power-to-X-Großanlage im dänischen Kassø sowie der Erstbetankung des Containerschiffes Laura Maersk im Hafen von Aabenraa. (Foto: Dierk Jensen)

Im dänischen Kassø ist die weltweit erste Power-to-X-Großanlage am Start und betankt Containerschiffe mit grünem E-Methanol. Der Treibstoff wird mittels Kohlendioxids von Biogasanlagen und grünem Wasserstoff aus einem Elektrolyseur hergestellt.

25.06.2025 – Wann schafft es Biogas schon mal als Thema in eine ARD-Tagesschau? Eigentlich nie, aber an diesem denkwürdigen 13. Mai 2025 eben dann doch: Die öffentlich-rechtliche Nachrichten-Sendung berichtete über die Einweihung der weltweit ersten Power-to-X-Großanlage im dänischen Kassø sowie der Erstbetankung des Containerschiffes Laura Maersk im Hafen von Aabenraa. Der Treibstoff: Grünes E-Methanol aus der PtX-Produktion in Kassø, hergestellt aus Kohlendioxid von Biogasanlagen und mit Wasserstoff aus einem Elektrolyseur, der mit Strom aus Wind und Photovoltaik gespeist wird.

Die 172-Meter-lange Laura Maersk des Reeder-Giganten Maersk lief 2023 vom Stapel; sie gilt als erstes Schiff weltweit, das vollständig mit E-Methanol angetrieben wird. Es verkehrt gewöhnlich zwischen Aarhus, Bremerhaven und Hamburg und wird in Zukunft fürs Tanken einen kleinen Abstecher nach Aabenraa machen, um dort den klimaneutralen Kraftstoff zu tanken.

Damit ist den Dänen in der fossilen Welt der Schifffahrt ein spektakulärer Coup gelungen. „Durch die Großanlage von Kassø, betrieben von European Energy A/S, ist jetzt erstmals ein Produktionsvolumen vorhanden, dass eine zuverlässige Verfügbarkeit von klimaneutralem Treibstoff garantiert”, sagte denn auch Emma Mazhari, Chefin Energiemärkte Maersk, am Tag der Erstbetankung im Hafen von Aabenraa direkt vor der Gangway zur Laura Maersk. Mazhari verbinde damit die große Hoffnung, dass dies ein wichtiger Schritt in eine nachhaltigere Zukunft nicht nur für Maersk, sondern auch für die gesamte maritime Wirtschaft auf den sieben Weltmeeren sei.

 

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Ein grüner Knopf macht den Unterschied

Dabei ist, wie so oft, die fundamentale Veränderung äußerlich kaum zu erkennen. Das flüssige E-Methan wird per LKW ins Hafenlager gebracht und von dort aus über eine gewöhnliche Tankleitung in zwei Schiffstanks mit einem Fassungsvermögen von zusammen 1.400 Kubikmeter gepumpt. Vollgetankt käme das Schiff mit dem Treibstoff maximal 10.800 Kilometer weit. Aber für den Kapitän Brian Sörensen verändert sich wenig. Nach der Erstbetankung am 13. Mai erklärte Sörensen mit dem Fingerzeig auf zahlreiche Monitore und Schalter auf der Brücke, „dass sich für mich außer diesem grünen Knopf nichts geändert hat.”

Wenn er den grünen Knopf drückt, dann springt im Bauch der Laura Maersk ein Hyundai-Man Motor mit einer Leistung von rund 10.000 Kilowatt (kW) an, der das flüssige E-Methanol (und im Zweifelsfall auch noch fossilen Diesel) verbrennt und das Schiff mit elf Meter Tiefgang auf maximal 17 Knoten Geschwindigkeit bringt.

Ambitioniertes Ziel: Klimaneutralität bis 2040

Mit der Laura Maersk als Pionier-Vessel peilt die Reederei ihr Ziel, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, konsequent an. Weitere 13 Schiffe sind schon bestellt und befinden sich teilweise schon im Bau, alle sollen zukünftig E-Methanol einsetzen. Um all diese Schiffe auf volle Fahrt zu bringen, braucht es allerdings weit mehr Kraftstoff als die Anlage in Kassø mit einer maximalen Jahres-Outproduktion von 42.000 Tonnen überhaupt liefern kann. Nur zum Vergleich: Allein für die in Deutschland fahrenden Schiffe würden bis zu sechs Millionen Tonnen pro Jahr benötigt. Und noch ein Vergleich: Die Energiedichte von E-Methanol ist um 40-45 Prozent geringer als Bio-LNG.

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„Klar, unsere Ziele sind ambitioniert, aber wir investieren dafür bereits heute massiv“, unterstreicht Rainer Horn, Sprecher von Maersk am Standort Hamburg. Mit weiteren Industriepartnern habe man schon einen zeitnahen Aufbau von weiteren E-Methanol-Produktionsanlagen beschlossen, wodurch der Zugriff auf jährlich 730.000 Tonnen ermöglicht werden soll. Dies würde für die Betankung für maximal 20 Schiffsriesen à la Laura und größer reichen.

Dennoch: Zwar würde es die erste Phase der Verkehrswende auf den Meeren einläuten, langfristig braucht es allerdings noch viele weitere Projekte, um den internationalen Schiffsverkehr von der festen fossilen Umklammerung zu befreien. Wie auch immer, auf jeden Fall würde die Produktion von E-Methanol im großen Stil einen sicheren Absatzmarkt für noch nicht verwertetes biogenes CO2 darstellen. Dierk Jensen

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