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Offshore-Energie im Aufwind

Offshore-Windpark in der Nordsee (Foto: Gabriele genannt Gabi Schoenemann / pixelio.de)
Offshore-Windpark in der Nordsee (Foto: Gabriele genannt Gabi Schoenemann / pixelio.de)

Für den Ausbau der Offshore-Windenergie war 2015 ein Rekordjahr: Über 3,7 Gigawatt gingen weltweit zusätzlich ans Netz. Deutschland verzeichnete mit knapp 2,5 Gigawatt den stärksten Zubau. Eine bürgernahe Energiewende sieht trotzdem anders aus.

09.02.2016 – Das Marktforschungs- und Beratungs-Unternehmen Navigant Research hat in einem aktuellen Bericht den weltweiten Ausbau der Offshore-Windenergie untersucht. Im Gegensatz zur Onshore-Windenergie, deren Ausbau im vergangenen Jahr etwas schwächelte, wurden vor allem in der Nordsee viele neue Anlagen errichtet und an das Stromnetz angeschlossen. Weltweit erreicht die Offshore-Windenergie damit eine Leistung von fast 12 Gigawatt. Davon sind allein im vergangenen Jahr rekordverdächtige 3.755 Megawatt hinzugekommen.

Spitzenreiter beim Abschließen von Offshore-Windprojekten war im vergangenen Jahr Deutschland. Während Großbritannien etwas über einen Gigawatt ans Netz anschloss, waren es hierzulande 2.467 Megawatt. Dabei wurden in Deutschland über die Hälfte der Anlagen bereits im Jahr 2014 fertig gestellt. Jedoch fehlte der entsprechende Anschluss an das Stromnetz, weswegen noch kein Strom eingespeist werden konnte.

Im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn macht Deutschland dabei einen großen Sprung nach vorne und besitzt nun eine Offshore-Windenergie-Kapazität von knapp 3,3 Gigawatt. Nur Großbritannien hat mit etwas über fünf Gigawatt noch mehr installiert. Die Dänen folgen mit 1.271 Megawatt an dritter Stelle im europäischen Ranking. Die Niederlande befinden sich mit 427 Megawatt auf dem vierten Platz. Der britische Guardian geht davon aus, dass die Offshore-Windenergie-Branche in Deutschland auch in den kommenden Jahren kräftig wachsen wird.

Richtungswechsel der deutschen Energiewende

Die durch Deutschland installierte Offshore-Leistung von 3.295 Megawatt teilt sich auf 18 einzelne Windparks auf. Jedes dieser riesigen Projekte besitzt daher eine durchschnittliche Leistung von über 180 Megawatt. Bürgernah und dezentral sieht jedoch anders aus. Die Energieriesen E-ON, RWE und EnBW scheinen sich die mächtigen Offshore-Windprojekte untereinander aufzuteilen. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vertritt gegenüber klimaretter.info daher die Meinung, dass die Konzerne auf diesem Weg versuchen die verschlafene Energiewende nachzuholen. „Bisher hecheln sie der Energiewende aufgrund des rückwärtsgewandten Managements hinterher“, so Kemfert. Dies könnte sich nun ändern.

Kürzlich begann E-ON beispielsweise mit dem Offshore-Projekt Rampion, welches eine Gesamt-Nennleistung von 400 Megawatt haben soll. Gegenüber klimaretter.info erklärt der E-ON Manager Sven Utermöhlen, dass es „einen Bewusstseins- und Erkenntniswandel gegeben“ habe. Die Energiewende soll demnach nun aktiv mitgestaltet werden. Fraglich ist, ob der Anlass dafür eher wirtschaftlicher als moralischer Natur ist.

Es liegt daher die Befürchtung nahe, dass kleinere Bürgerenergieprojekte ausgebremst werden könnten. Vielmehr scheint sich eine Energiewende der Konzerne anzubahnen. Bisher waren es vor allem die kleinen Projekte, die eine deutsche Energiewende angekurbelt haben. Genossenschaften, Landwirte, Stadtwerke oder bürgernahe Energiegesellschaften spielten dabei eine entscheidende Rolle. Jedoch wurde kürzlich bekannt, dass Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Jahr 2016 das Verfahren der Ausschreibungen auf die Windenergie ausweiten will. Damit wirft er den Spielball in Richtung der großen Energiekonzerne. jk


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Kommentare

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Eitel Heck 18.04.2017, 22:25:30

+439 Gut Antworten

Offshore- und Onshore-Windkraftanlagen haben als umweltfreundliche, erneuerbare Stromerzeuger eine Berechtigung, wenn sie volkswirtschaftlich effektiv in den Strommix mit anderen Anlagen der Stromerzeugung integriert werden.

Die Windkraftanlagen produzieren einen Flatterstrom entsprechend den unterschiedlichen Windverhältnissen.

Der Flatterstrom wird gegenwärtig durch steuerbare, konventionelle Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke abgepuffert.

Für den weiteren Ausbau der Windkraftanlagen zu Lasten konventioneller Kraftwerke, insbesondere Kernkraft-und Kohlekraftwerke, ist eine großflächige Speicherung des überschüssigen Stroms die Voraussetzung, um sich nicht der Gefahr eines Strom-Black-Outs auszusetzen.

Für Offshore-Windkraftanlagen sind Kugelspeicher am Meeresgrund zur Stromspeicherung angedacht.

Das Stromspeicherprinzip:

Wenn die Windräder mehr Strom produzieren als gebraucht wird, können die mit Wasser gefüllten Kugeln leer gepumpt werden.Herrscht Stromflaute pruduzieren die Speicher per Knopfdruck durch einstömendes Wasser Strom.

Gegenwärtig wird ein Kugelspeicher im Bodensee geprüft.

Mein Vorschlag:

Bei künftigen Artikeln zum Ausbau von Windkraftanlagen sollte regelmäßig über den Arbeitsstand der Entwicklung und Realisierung der Stromspeichertechnologien, einschliesslich einer ökonomischen Bewertung, darunter erforderliche Investitionsaufwendungen, berichtet werden.


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