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Offshore WindenergieWird in der Nordsee ein gigantischer Windpark realisiert?

Windräder im Meer. Im Hintergrund der Sonnenuntergang.
Ausgehend von der aktuellen Leistung von Windkraftanlagen, müssten bis zu 15.000 Anlagen entstehen, um die angekündigten 180 Gigawatt Strom zu liefern. (Foto: David Kaspar / pixabay, CC0 Public Domain)

Tausende Windräder in der Nordsee und künstlich angelegte Inseln, die als Verteilerkreuze dienen. Ein internationales Konsortium plant den ganz großen Wind-Coup und will so die EU bis 2045 klimaneutral machen.

15.07.2019 – Unternehmen aus Deutschland, der Niederlande und Dänemark haben es sich gemeinsam zum Ziel gesetzt den Ausbau der Offshore-Windenergie voranzutreiben. Dafür haben die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Energienet, sowie der Rotterdamer Hafen und das Energieunternehmen Gasunie nun ein detailliertes Konzept vorgelegt, wie bis 2045 ca. 180 Gigawatt an Windkraftleistung in der Nordsee entstehen könnten. Zum Vergleich: In Deutschland sind aktuell 202,6 Gigawatt an Kraftwerksleistung für den Strommarkt am Netz. Davon immerhin bereits 111,8 GW Erneuerbare Energienträger, aber auch knapp 45 GW Kohlenergie.

Es sind entsprechend ambitionierte Pläne in der Nordsee, vor allem wenn man bedenkt, dass bis Ende 2018 rund 13 GW Windenergie-Leistung in der Nordsee installiert waren und die Zubaurate bislang 2 GW pro Jahr betrug. Doch um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, ist der gegenwärtige Zubau unzureichend, macht das internationale Konsortium deutlich. Und um die Offshore-Windenergie künftig möglichst effektiv in die Anrainerstaaten zu bringen, seien sogenannte Verteilkreuze nötig, die aus Plattformen, Setzkasten-Inseln oder Sandinseln mitten im Meer bestehen.

Jedes einzelne Verteilkreuz soll dann für 10 bis 30 GW Energie aus den umliegenden Windkraftanlagen zuständig sein und könnte den erzeugten Strom je nach Bedarf speichern und weiterleiten. Während ein erstes Verteilkreuz, bis 2030 realisiert, noch rein elektrisch die Energie von See auf Land übertragen wird, sollen in den darauffolgenden Jahren auch „Power-to-Gas“- und Power-to-X-Systeme auf den Verteilerplattformen Einzug halten und so die Flexibilität des riesigen Windenergienetzes verbessern, um auf verschiedene Wetterbedingungen besser reagieren zu können.

Zentraleuropa könnte komplett versorgt werden

Neben Deutschland, Dänemark und den Niederlanden, könnten dann auch weitere Anrainerstaaten, wie Großbritannien und Norwegen, an das Windenergienetz angeschlossen werden. Sollte das Projekt bis 2045 tatsächlich realisiert werden, könnte der gigantische Windpark so viel Strom liefern, wie aktuell in Zentraleuropa verbraucht wird, so Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens gegenüber dem NDR.

Doch um neben den Windanlagen die mindestens 10 künstlichen Inseln in der Nordsee zu bauen seien auch gewaltige Investitionen nötig. Schätzungen gehen von mehr als 100 Milliarden Euro aus. Darüber hinaus fehle es aktuell an den ordnungspolitischen Rahmenbedingungen, wie das Konsortium kritisiert. Nationale Ansätze, Verfahrensweisen, Planungs- und andere Richtlinien müssten dringend überarbeitet werden, da diese aktuell nur nationale Einzelprojekte fördern. Ein erstes Verteilerkreuz wird zwar bis 2030 realisiert, für weitere Verteilerkreuze fehlen jedoch bislang rechtliche Rahmenbedingungen. Daher fordert das Konsortium schnell konkrete Schritte zur Anpassung der Regularien, denn Projekte von dieser Größe bräuchten mindestens 10 Jahre für Entwicklung und Bau.

Neben der Zusammenarbeit politischer Entscheidungsträger auf europäischer Ebene gehe es auch darum, die führenden Entwickler und Betreiber von Offshore-Windenergie in Europa zusammenzubringen. Und das Interesse aus Wirtschaft und Industrie ist entsprechend groß, die Zubauraten in der Nordsee im Zuge dieses Projektes vehement zu steigern. mf


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