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Onshore WindkraftOhne Windräder würden die Strompreise deutlich steigen

Windräder an Land in der Abendsonne
Götterdämmerung für die Windenergie? – eher unwahrscheinlich (Foto von Karsten Würth auf Unsplash)

Windräder als Übergangslösung oder sie gleich ganz abreißen? Wer Windräder zurückbauen wolle, treibe den Strompreis nach oben und riskiere Milliarden an Entschädigungszahlungen, mahnt Greenpeace und unterlegt dies mit Zahlen.

18.02.2025 – Im Durchschnitt 7,9 Cent pro Kilowattstunde betrug der Börsenstrompreis 2024. Das ist ein weiterer Rückgang gegenüber den Vorjahren. Lag der durchschnittliche Börsenstrompreis 2020 noch bei 3,1 Cent/KWh, stieg dieser in den Folgejahren stark an. 2021 waren es die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise und daraus folgende weltweit gestiegene Gasbedarf sowie der europäische Emissionshandel und Flaute bei den Erneuerbaren Energien, die für einen Sprung auf 9,1 Cent/KWh sorgten. 2022 und 2023 dann schlug die Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ein. Auch hier war die verminderte Gaszufuhr Haupttreiber der Preisentwicklung auf durchschnittlich 23,6 Cent/KWh im Jahr 2022 und 10 Cent/KWh 2023.

Von einem Allzeithoch im Jahr 2022, gehen die Börsenstrompreise wieder stetig nach unten. Die Krisen- und Energiewende-Politik der ehemaligen Ampel-Regierung zeigte demnach Wirkung. Ad Hoc wurden aus dem Bundeswirtschaftsministerium heraus neue Gasmärkte erschlossen und die Gasspeicher gefüllt, ohne dass es zu Engpässen kam, dazu trug auch ein milder Winter bei. Zudem wurden viele Stellschrauben gedreht, um den Ausbau Erneuerbarer Energien voranzutreiben. Mit Erfolg: Der deutsche Strommix war 2024 so grün und CO2-arm wie nie zuvor. Über 62 Prozent der Nettostromerzeugung stammte im vergangenen Jahr aus Erneuerbaren Energien.

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Der deutsche Strommix war 2024 so grün und CO2-arm wie nie zuvor. Über 62 Prozent der Nettostromerzeugung stammte im vergangenen Jahr aus Erneuerbaren Energien. Gleichzeitig ging der Anteil der Braun- und Steinkohle zurück.

Auch wenn die Solarenergie in den vergangenen Jahren enorm aufholte, wichtigste Stütze der Energiewende ist nach wie vor die Windkraft an Land. Windräder in Deutschland, die Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz als „Übergangslösung“ bezeichnete, die eines Tages wieder abgebaut werden könnten. Und AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel erklärte diese gleich zu „Windmühlen der Schande“, die man in politischer Verantwortung so schnell wie möglich abreißen wolle.

Die installierte Leistung von Windkraft an Land betrug bis Ende letzten Jahres 63,4 Gigawatt. Das ist ein Anteil von 24,5 Prozent an der gesamten Leistung zur Stromproduktion in Deutschland. Mit einer überdurchschnittlichen Auslastung 2024 kam die Onshore Windenergie bei der erzeugten Leistung sogar auf einen Anteil von 25,9 Prozent. Keine Energiequelle in Deutschland erzeugt mehr Strom. Wenig verwunderlich ist vor diesem Hintergrund das Ergebnis einer Kurzstudie des Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace und der European Climate Foundation.

Die zentrale Erkenntnis der Analyse: Ohne Strom aus den Onshore-Windkraftanlagen wäre der Börsenstrompreis mit 11,8 Cent/KWh im Jahresschnitt 50 Prozent teurer gewesen. Das FÖS leitet dieses Ergebnis daraus ab, dass als Ersatz für die Onshore-Windkraft die fossilen Brennstoffe Braun- und Steinkohle sowie Gas hätten einspringen müssten. Entscheidend bei der Analyse: Die sogenannten Grenzkosten. Im Strommarkt sind die Grenzkosten entscheidend. Je nachdem, welches Kraftwerk noch gebraucht wird, setzt es den Preis für alle. Der börsenstrompreissenkende Effekt von Windstrom kommt dadurch zustande, dass seltener teure Gaskraftwerke preissetzend waren. 

Zur vereinfachten Darstellung, lassen sich die vom Fraunhofer ISE ermittelten Stromgestehungskosten anführen. Während Windkraft Onshore 2024 Stromgestehungskosten von 4,3 bis 9,2 Cent/KWh hatte, betrugen diese für Gas 10,9 bis 18,1 Cent/KWh, für Braunkohle 15,1 bis 25,7 Cent/KWh und für Steinkohle 17,3 bis 29,3 Cent/KWh. Stromgestehungskosten sind eine Maßeinheit, die die Kosten für die Errichtung und den jährlichen Betrieb einer Anlage ins Verhältnis zur Stromerzeugungsmenge über die gesamte Lebensdauer der Anlage setzt. Es zeigt sich, dass die Onshore Windkraft - neben anderen Erneuerbaren Energieträgern - deutlich günstiger als fossile Brennstoffe ist.

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Zudem analysierten die Expert:innen des FÖS mögliche Entschädigungszahlungen für den extremen – und eher unwahrscheinlichen – Fall, das alle bestehenden Windkraftanlagen wieder abgerissen werden sollen. Dabei geht es um Vergütungen, die den Betreiber:innen innerhalb von 20 Jahren des Betriebs der Anlagen zustehen würden, abzüglich der nicht entstehenden Betriebskosten. Das FÖS kommt dabei auf mögliche staatliche Entschädigungen von rund 64 Milliarden Euro.

Ausgehend von Berechnungen des Umweltbundesamtes, wonach durch die Nutzung der Windkraft – im Vergleich zu fossilen Brennstoffen – 107 Millionen Tonnen CO2 jährlich vermieden werden, spart diese jährlich 32 Milliarden Euro im Jahr an Kosten für Umweltschäden. Kosten, die ohne die Windkraft an Land jährlich für den Staat wieder entstehen würden.

„Wer jetzt Windräder zurückbauen will, treibt den Strompreis steil nach oben und riskiert Milliarden an Entschädigungszahlungen“, sagt Greenpeace Energieexpertin Sophie van Vügt. „Die Erneuerbaren senken den CO2-Ausstoß, schaffen sichere Jobs und machen Deutschland unabhängiger von teuren Energieimporten. Jede Partei, die das Land voranbringen will, sollte ihren Ausbau beschleunigen.“ mg

Kommentare

Tom Eutebach am 20.02.2025

„ Während Windkraft Onshore Stromgestehungskosten von 4,3 bis 9,2 Cent/KWh hatte, betrugen diese für Gas 10,9 bis 18,1 Cent/KWh, für Braunkohle 15,1 bis 25,7 Cent/KWh und für Steinkohle 17,3 bis 29,3 Cent/KWh.“

Dieses Argument ist in diesem Kontext falsch und steht so auch nicht in der Veröffentlichung des FÖS. Die Stromgestehungskosten mögen richtig zitiert sein, sie sind aber für die Preisbildung auf Wettbewerbsmärkten gerade nicht relevant. FÖS argumentiert korrekt mit den Grenzkosten, die für Windkraft Null sind und mit Kohle- bzw Gaspreisen, die nur einen Teil der Stromgestehungskosten ausmachen.

energiezukunft am 21.02.2025

0 Gut

Sehr geehrter Herr Eutebach,

vielen Dank für den Hinweis. Nach Rücksprache mit dem FÖS haben wir den entsprechenden Absatz korrigiert und erweitert.

Mit besten Grüßen

die Redaktion der energiezukunft

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