Windenergie an LandZubaupfad der Windkraft wieder in Reichweite

schneebedecktes Feld mit Windpark im Hintergrund
Solange der Wind weht, ist die Windenergie ganzjährig wichtiger Stromlieferant in Deutschland (Foto von Karsten Würth auf Unsplash)

In den letzten beiden Jahren wurden die Zubauziele für die Windkraft an Land verfehlt. Hoffnungen aber machen neue Rekorde bei Zuschlägen und Genehmigungen 2024. Nun gilt es Planbarkeit zu gewährleisten.

16.01.2025 – Es zeichnete sich ab. Ende Oktober wurde bereits vermeldet, dass in den ersten drei Quartalen 2024 mehr Windkraftanlagen an Land genehmigt wurden, wie noch nie in einem Jahr. Zu diesem Zeitpunkt waren es Genehmigungen für 9.200 Megawatt (MW) Leistung. Am Ende des Jahres wurden es sogar 2.405 neu genehmigte Anlagen mit 14.056 MW Leistung. Eine Steigerung gegenüber 2023 um 85 Prozent. Dies geht auf die Auswertung der Fachagentur Wind und Solar im Auftrag der Verbände Bundesverband Windenergie (BWE) und VDMA Power Systems hervor.

Ein neuer Rekordwert auch bei den Zuschlägen: 1.890 Anlagen mit 10.996 MW wurden neu bezuschlagt – eine Steigerung gegenüber 2023 um gut 70 Prozent. Diese ergeben sich aus Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur, die innerhalb einer ausgeschriebenen Menge Zuschläge an Projektierer erteilt. Im letzten September war eine Ausschreibung erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder überzeichnet. Heißt: es wurden mehr Gebote eingereicht, als Zuschläge hinsichtlich der Leistung erteilt werden konnten. Bereits vor der Einreichung von Geboten, müssen die Projektierer geeignete Flächen finden und klären, ob eine Windkraftanlage oder ein ganzer Windpark an dem Standort möglich ist. Nach dem Zuschlag erfolgt die Genehmigungsphase, in der die rechtliche Durchsetzung des Projekts erfolgt.

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Von der Fläche bis zum Bau

Die Energiewende in Deutschland soll endlich schneller umgesetzt werden. Von der Suche nach Flächen bis zum Bau stecken viele Arbeitsschritte, Diskussionen mit Behörden, Bürgern und Banken hinter den Projekten. Und Geduld. Viel Geduld.

BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek konstatiert: „Die Rekorde bei Zuschlägen und Neugenehmigungen verdeutlichen die starke Wirksamkeit der Reformen der vergangenen Jahre. Die Windenergie baut damit ihre Führungsrolle als wichtigster Energieträger im deutschen Strommix weiter aus. Umso wichtiger wird es, nun die Dynamik auch in der kommenden Legislaturperiode auf hohem Niveau zu verstetigen. Es darf jetzt keine Abbruchkante entstehen. Die Zubauziele des EEG rücken mit den Rekordergebnissen 2024 in greifbare Nähe.“

Der Rekord an Zuschlägen und Genehmigungen ist für die Ausbauziele im Rahmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) dringend nötig. Denn der Ausbau selbst stockte im letzten Jahr mit einem Netto-Zubau (Brutto-Zubau Minus Stilllegungen) von 2.545 MW. Anvisiert waren rund 7.600 MW. Bis 2030 sollen, laut dem novellierten EEG 2023, 115 GW (115.000 MW) Leistung an Windkraft an Land installiert sein. Ende 2024 betrug der Gesamtbestand rund 63,5 GW. Die sorgten im vergangenen Jahr für 110,7 Terawattstunden Strom – ein Viertel der gesamten Nettostromerzeugung in Deutschland und damit wichtigste Stromquelle.

Die Zuversicht der Branche das 2030er Ziel noch zu erreichen und die Zahlen an Zuschlägen und Genehmigungen sind insbesondere auf Reformen der bisherigen Ampel-Koalition in den letzten beiden Jahren zurückzuführen. Mit der Novelle des EEG 2023 liegen Ausbau und Betrieb Erneuerbarer Energien im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Und im Februar 2023 trat das „Wind-an-Land-Gesetz“ in Kraft, das den Ländern bis Ende 2032 eine Bereitstellung von rund zwei Prozent der jeweiligen Fläche für Windenergie vorschreibt sowie vereinfachte Repowering-Maßnahmen, also den Bau neuer größerer Anlagen am selben Standort. In der Öffentlichkeit wenig Beachtung aber für die Windbranche elementar, war auch die Reform des Bundesimmissionsschutzgesetzes, dem Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen. Darin wurde das Klima als Schutzgut aufgenommen und Genehmigungen für neue Windkraftanlagen durch verschiedene Maßnahmen deutlich verkürzt.

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Doch mit dem vorzeitigen Ende der Ampel-Koalition blieben weitere wichtige Vorhaben im Sinne der Windkraft auf der Strecke. Eine Novelle des EnWG, des Energiewirtschaftsgesetzes, blieb in ihren letzten Zügen liegen. Ein Vorhaben war die, von Energieverbänden geforderte, Möglichkeit der Überbauung von Netzanschlüssen. Heidebrock dazu: „Die bereits vorhandenen Kapazitäten müssen effizienter und vor allem auch intelligenter genutzt werden können. Die Möglichkeit zum gleichzeitigen Anschluss von Windenergie, Photovoltaik und Speichern an individuellen Netzverknüpfungspunkten muss jetzt schnellstmöglich kommen.“ Zudem müsse insgesamt der Netzausbau umso stärker vorangetrieben werden.

VDMA-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt weist auf die weiterhin bestehenden Transportprobleme hin. „Nur mit einem entschlossenen Abbau von Hürden können Genehmigungen und Zuschläge zügig in realisierte Projekte überführt werden. So müssen beispielsweise Anforderungen an Großraum- und Schwerlasttransporte vereinheitlicht, die Verkehrsinfrastruktur modernisiert und die Netzanschlüsse beschleunigt werden.“ Mit bis zu 45 Metern Länge und 5,8 Metern Höhe, bedürfen insbesondere die Blätter der Windkraftanlagen Sondergenehmigungen und Straßensperrungen, die weiterhin je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Eine immense planerische und logistische Herausforderung. Über manche maroden Brücken wird die Überfahrt verwehrt.

Über ein Optionenpapier der Bundesregierung nicht hinausgekommen sind Regeln für ein neues Strommarktdesign, dass die flexiblen Erneuerbaren Energien in ausreichendem Maße im Markt anerkennt und fördert. Auf europäischer Ebene fordert die Windbranche ein wettbewerbliches sogenanntes „Level-Playing-Field“. „Die Europäische Union muss dafür Sorge tragen, ein Marktumfeld zu schaffen, das unfairen Wettbewerb ausschließt bzw. korrigierend gegensteuert“, so Rendschmidt. Es geht um die Stärkung heimischer europäischer Güter, etwa über Subventionen.

Positive Tendenzen vernahm der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) am gestrigen Mittwoch im Klima- und Energieausschuss des Deutschen Bundestages zur Überbauung von Netzanschlüssen. Ebenso gebe es Zustimmung, die Steuerbarkeit von Erneuerbaren-Energien-Anlagen zu erleichtern und den systemdienlichen Einsatz von Speichern zu ermöglichen. Ob aber im laufenden Wahlkampf noch Gesetzesänderungen kommen, ist fraglich. Alle Augen richten sich auf die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl. mg

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