Menü öffnen

Klimaschutz-BerichtG20-Staaten treiben die Klimakrise voran

in abgebranntes Haus nach einem Buschfeuer  in Yarra Glenn im australischen Bundesstaat Victoria
Australien gehört zu den Industrieländern, die ihre Klimaziele nicht einhalten. Das Land bekommt die Klimawandel-Folgen derzeit zu spüren: Buschfeuer wüten – und so sieht es danach aus: Ein abgebranntes Haus in Yarra Glenn im australischen Bundesstaat Victoria. Wenn wir die Erderwärmung nicht stoppen, werden wir uns an solch apokalyptische Bilder gewöhnen müssen. (Foto: Nick carson at English Wikipedia / Public domain)

Der neue Brown to Green Report zeigt: Trotz Klimaversprechen versagen die Industrieländer beim Klimaschutz. Die Treibhausgas-Emissionen steigen, 80 Prozent weltweit verursachen allein die G20. Eine Begrenzung der Erderwärmung wird so krass verfehlt.

13.11.2019 – Nicht einer der G20-Staaten unternimmt einem Bericht der internationalen Initiative Climate Transparency zufolge genug, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen – „obwohl die meisten dafür die technischen Möglichkeiten und ökonomischen Anreize haben.“ Der jährliche Brown to Green Report verfolgt seit 2015 die Fort- und Rückschritte der Industrie- und Schwellenländer auf dem Weg zu einer ökologischeren Weltwirtschaft und gibt einen umfassenden Überblick, wie die G20-Staaten in Sachen Klimaschutz vorankommen. Der Bericht kommt zu dem Fazit, dass die Treibhausgas-Emissionen in diesen 19 Ländern und der gesamten EU munter weiter steigen: im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent. Dabei müssten die Länder nach den Maßstäben des 1,5-Grad-Berichts des UN-Klimarats ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 45 Prozent im Vergleich zu 2010 reduzieren.

Fossile Energien bleiben dominant

Laut aktuellen Daten sind die G20-Staaten für rund 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Russland, Indien, China, Indonesien, Südafrika und die USA steigerten insgesamt ihren Einsatz von fossilen Energieträgern – Kohle, Öl und Gas. Die direkten staatlichen Subventionen für fossile Energien seien zwar zurückgegangen und hätten sich insgesamt gesehen sogar halbiert, berichten die Autoren. Das liege an gestrichenen Vergünstigungen oder aber schlicht daran, dass fossile Energieträger billiger wurden. Noch unterliegen rund 70 Prozent aller CO2-Emissionen in den G20-Staaten keinem CO2-Preis.

Die Emissionen aus dem Flugverkehr gehen in den G20-Staaten steil nach oben. Der Einsatz von Treibstoffen mit niedrigem CO2-Fußabdruck im Verkehr lieg laut Report bei nur sechs Prozent. Für die Einhaltung der Klimaziele müsste sich dieser Wert bis 2050 jedoch verzehnfachen.

Spürbare Folgen

Kanada, Südkorea und Australien sind laut Bericht am weitesten davon entfernt, ihre ohnehin wenig ambitionierten Klimaziele einzuhalten. Australien bekommt die Klimaerwärmung in diesen Tagen schwer zu spüren – seit Tagen wüten dort Buschfeuer und kommen der Hauptstadt Sydney gefährlich nahe. Das Land mit unendlich viel Sonne kann sich nur schwer von der Kohle lösen, der Ausbau Erneuerbarer Energien geht hier viel zu langsam voran. Der Klimawandel mit extremen Wetterlagen kostet die Länder nicht nur viele Milliarden Dollar an Schadensbehebung, sondern auch viele Tausend Menschenleben.

Deutschlands CO2-Treiber sind Verkehr und Gebäude

Auch Deutschland schneidet nicht gut ab – dabei stehen Verkehr und Gebäudesanierung als CO2-Emittenten im Fokus. Mit Pro-Kopf-Emissionen im Gebäudebereich von mehr als drei Tonnen liege Deutschlands Wert rund 50 Prozent über dem EU-Schnitt. Der Schlüssel liegt hier wohl in der Bestandsanierung und weniger im Neubau. Bei der Sanierung des Gebäudebestands müsste das Tempo dem Bericht zufolge denn auch verfünffacht werden, um auf den gewünschten Kurs zu kommen.

Beim Verkehr liegt Deutschland dem Bericht zufolge bei den Emissionen direkt hinter den großen Flächenstaaten USA, Kanada, Australien und Saudi-Arabien. Zu wenig alternative Verkehrsmittel werden genutzt, und der E-Mobilitätsmarkt hinke den anderen Staaten bedenklich hinterher. Das Klimapaket der Bundesregierung ist in den Bericht noch nicht mit eingeflossen. Ohne massive Nachbesserung werde Deutschland seine Klimaziele damit jedoch deutlich verfehlen, kommentiert Ko-Autorin Lena Donat von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

Einige Staaten sind auf Kurs und sollten jetzt anziehen

Immerhin sind laut Bericht rund die Hälfte der G20-Staaten doch auf Kurs in relevanten Bereichen und könnten ihre nationalen Klimaziele noch erreichen – manche könnten sogar darüber hinausgehen, lautet eine optimistische Prognose. Somit könnten sie die Zusagen für das Pariser Klimaabkommen im nächsten Jahr erhöhen – zumal diese ohnehin als zu schwach gelten um die Erderwärmung noch rechtzeitig zu stoppen. Bezogen auf alle G20- Staaten gehe es aber eben viel zu langsam voran, warnt Co-Autor Jan Burck von Germanwatch. Das betrifft vor allem den Ausbau Erneuerbarer Energien: Der hat im letzten Jahr zwar um fünf Prozent zugelegt – doch der Anteil fossiler Energieträger liege in den G20-Ländern noch um die 82 Prozent.

In drei Wochen werden sich die Staaten bei der UN-Klimakonferenz vom 2. bis 13. Dezember in Madrid über weitere Schritte austauschen. Diese Treffen werden von Jahr zu Jahr fragwürdiger – denn wirkungsvolle Maßnahmen bleiben größtenteils aus. Das ist fatal. Denn wenn die Staaten nur ihre aktuellen Klimaschutz-Zusagen erfüllen, könnte es Klimaforschern zufolge bis Ende dieses Jahrhunderts rund drei Grad wärmer werden. Die Auswirkungen auf unsere Ökosysteme wären enorm und ziemlich verheerend, davor warnten vor kurzem Tausende Wissenschaftler weltweit in einem Aufruf.

Um das zu verhindern, dürften die G20-Staaten laut Bericht im Jahr 2070 quasi keine Treibhausgase mehr ausstoßen, das bedeutet: Bis dahin müssten alle verbleibenden Emissionen ausgeglichen werden. Die Verantwortung der alten und neuen Industrieländer ist enorm. na


Mehr zum Thema


energiezukunft