IEA-Analyse zu KlimazielenAusbau Erneuerbarer Energien weltweit beschleunigen

Windräder auf Eisbergen im Wasser
Um den Klimawandel zu verlangsamen, müssen Erneuerbare Energien schneller ausgebaut werden. (Foto: Alexander Mils on Unsplash+)

Das Ziel der weltweiten Verdreifachung der Erneuerbaren Energien bis 2030 könnte laut IEA verfehlt werden. Doch eine länderspezifische Analyse sieht immerhin die Chance auf acht Terawatt Neuinstallationen – das wären 70 Prozent der Zielsetzung.

07.06.2024 – Bei der vergangenen Weltklimakonferenz COP 28 in Dubai hatten 194 Regierungen erstmals konkrete Maßnahmen beschlossen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Im Kern steht dabei die globale Verdreifachung der Stromerzeugungskapazität aus Erneuerbaren Energien bis 2030, eine Verdoppelung der Energieeffizienzmaßnahmen, die erhebliche Reduzierung der Methanemissionen und die Beschleunigung eines gerechten, geordneten und gerechten Übergangs weg von fossilen Brennstoffen.

Doch nach der Internationalen Erneuerbaren Agentur (IRENA) kommt nun auch die aktuelle Analyse der Internationalen Energie Agentur (IEA) zu dem Ergebnis: Dieses Ziel wird voraussichtlich um 30 Prozent verfehlt werden, berichtet der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). Selbst wenn alle Länder ihre Ambitionen umsetzen, würde die installierte Kapazität bis 2030 lediglich um das 2,2-Fache seit 2022 erhöht werden. Somit verbliebe eine Lücke von etwa 3.000 Gigawatt bis 2030.

Ambitionen erhöhen, Umsetzung beschleunigen

Laut IEA Bericht COP28 Tripling Renewable Capacity Pledge stehen Erneuerbare Energien zwar im Mittelpunkt der internationalen Energie- und Klimaziele, aber nur wenige Länder haben klar definierte Ziele (Nationally Determined Contributions, kurz NDCs) gemäß dem Pariser Klimaabkommen formuliert. Würden die Länder ihre bestehenden Strategien und Pläne in ihre neuen, im nächsten Jahr 2025 vorzulegenden NDCs aufnehmen, in denen sie Ziele für die Jahre 2030 sowie 2035 beschreiben müssen, käme das Verdreifachungsziel von Erneuerbaren-Neuinstallationen zumindest in Sichtweite: 8 Terawatt entsprächen 70 Prozent der für das Verdreifachungsziel bis 2030 erforderlichen 11 Terawatt, heißt es in der IEA-Analyse. Dafür müssten die Länder ihre Ambitionen weiter erhöhen und vor allem die Umsetzung ihrer Pläne beschleunigen.

Europa sollte die Chance nutzen

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) betont vor diesem Hintergrund erneut die Notwendigkeit von ambitionierteren Ausbauzielen und wirksamen Umsetzungsmaßnahmen in der EU. Europa könnte zeigen, wie die Energiewende zu einem Schlüsselfaktor für Klimaschutz und zukunftsfähiges Wirtschaften wird.

„Allein in Europa hat sich die Wind- und Solarkapazität von 2019 bis 2023 um 65 Prozent erhöht. Trotz dieses Booms gibt es noch deutlichen Spielraum nach oben“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Das Tempo muss weiter zunehmen, gerade auch, weil die Verdreifachung bis 2030 nicht ausreicht, um die klimafreundliche Energieversorgung ohne Atomkraft zu organisieren. Auf diese muss aus Kosten- und Sicherheitsgründen aber perspektivisch auch verzichtet werden.“

Nachholbedarf sieht auch der BEE vor allem bei den Klimazielen der einzelnen Staaten, da bislang nur 14 Länder Ausbauziele für Erneuerbare in ihren nationalen Beiträgen NDCs formuliert haben. „Dabei sind gerade konkrete Ziele low-hanging-fruits, die es zügig zu ernten gilt“, meint die BEE-Chefin. „Denn allen voran Sonne und Wind liefern heute schon die günstigste Energie. Mit festen Zielmarken gelingt der Zubau am sichersten.“

Erneuerbare sind zukunftssicher

Wie gewaltig das Potenzial ist, das der Umstieg auf Erneuerbare Energien entfalten kann, hat eine Studie der IEA bereits im April gezeigt: Rund 33 Prozent des BIP-Wachstums der Europäischen Union entfielen 2023 auf saubere Energietechnologien. „Die Erneuerbaren punkten längst nicht mehr nur beim Thema Klimaschutz“, so Peter weiter. „Sie sind zu einem zentralen Faktor für Wirtschaft und Arbeitsplätze geworden. Allein seit 2000 hat sich die Zahl der Jobs im Erneuerbaren-Sektor EU-weit verdreifacht. Ein zukunftssicherer, klimafreundlicher Standort funktioniert nur mit Erneuerbaren Energien.“

EU muss vorlegen

Auch die Europäische Union müsse ihre Ambitionen trotz der Fortschritte verstärken. „Das bisher Erreichte zu sichern und darauf aufzubauen wird Aufgabe des nächsten Parlaments und der nächsten Kommission. Die Weiterentwicklung des EU-Green Deals, die Vorlage eines ‘Fit-for-90plus’-Pakets sowie stärkere industriepolitische Anreize zur Absicherung und Stärkung der Erneuerbaren-Energien-Technologien in Europa sind Pflicht und keine Kür“, mahnt die BEE-Chefin.

Potenzial vorhanden

Immerhin hat sich laut IEA seit 2015, als das Pariser Abkommen unterzeichnet wurde, der weltweite Zubau Erneuerbarer Kapazitäten bereits verdreifacht. Das wäre politischer Unterstützung, Skaleneffekten und technologischem Fortschritt zu verdanken, der die Kosten für Photovoltaik und Windenergie im gleichen Zeitraum um über 40 Prozent gesenkt habe, heißt es im IEA-Bericht.

Der weltweite Zubau an Erneuerbaren erreichte im Jahr 2023 rund 560 Gigawatt. Davon installierte China laut Bericht fast 350 Gigawatt (GW) Erneuerbare-Kapazität, mehr als die Hälfte der weltweiten Gesamtleistung. Wenn das Land dieses Tempo beibehält, könnte es seine bestehenden Ambitionen für 2030 übertreffen. Die anderen Länder müssten jedoch im weiteren Verlauf des Jahrzehnts das durchschnittliche jährliche Wachstum um rund 36 Prozent beschleunigen, um die nationalen Ambitionen zu erreichen, schreiben die Studienautoren.

IEA sieht Hindernisse und empfiehlt Maßnahmen

Während alle Länder ihre eigenen politischen Wege auf der Grundlage ihrer spezifischen Situation gehen, schlägt der IEA-Bericht mögliche Prioritäten für Gruppen von Ländern vor, die gemeinsame Herausforderungen beim Ausbau erneuerbarer Kapazitäten bewältigen müssen. Zu diesen Herausforderungen gehörten lange Wartezeiten für Genehmigungen, unzureichende Investitionen in die Netzinfrastruktur, die Notwendigkeit einer schnellen und kostengünstigen Integration variabler Erneuerbarer Energien sowie hohe Finanzierungskosten, ein Problem vor allem für Schwellen- und Entwicklungsländer.

Der Bericht schlägt dazu gezielte Maßnahmen vor, um Hindernisse zu beseitigen. Um beispielsweise die Genehmigungserteilung zu rationalisieren, empfehlen die Studienautoren die Vereinfachung von Regulierungen, Verfahren und Verwaltungsstrukturen. Investitionen in die Raumplanung müssten gesteigert und die Einbeziehung der örtlichen Gemeinden während des gesamten Genehmigungsverfahrens sichergestellt werden.

Zu den Empfehlungen zur Beschleunigung der Integration variabler Erneuerbarer Energien gehörten Anreize für die Flexibilität des Energiesystems, der Ausbau der Energiespeicherkapazität und die Nutzung der Digitalisierung, um eine bessere Reaktion auf die Nachfrage zu ermöglichen. Zur Senkung der Finanzierungskosten und Verbesserung der Bankfähigkeit bräuchte es eine bessere Unterstützung von Projekten in der Vorentwicklungsphase, die Reduzierung von Preis-, Inflations- und Wechselkursrisiken und Reduzierung der Risiken für Abnehmer bei gleichzeitiger Sicherstellung der Erschwinglichkeit für Verbraucher. na

 

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