UN-Klimabericht: Bestandsaufnahme verfehlter Klimaziele
Die Klimaschutz-Maßnahmen der Staaten reichen nicht aus, warnen die Autoren des neuen UN-Klimaberichts, der auch Grundlage für die Klimakonferenz in Dubai ist. Ohne einen radikalen Ausstieg aus fossilen Energien ist das Klima nicht zu retten.
14.09.2023 – Wo steht die Staatengemeinschaft bei der Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens? Weit hinter den Zielen, heißt es im Synthesebericht zum technischen Dialog zur globalen Bestandsaufnahme, den das UN-Klimasekretariat in Bonn kürzlich vorgelegt hat. Ein Blick in die täglichen Nachrichten genügt, um sich das Ausmaß dieser Versäumnisse deutlich zu machen: Hitzeperioden, unheimliche Spitzentemperaturen über Tage, Waldbrände und Regenmassen mit Überflutungen in vielen Teilen der Welt machen den Klimawandel sichtbarer denn je.
Die globale Bestandsaufnahme ist Kern des Pariser Klimavertrags. Alle beteiligten Staaten haben sich dabei versprochen, ihre jeweils nationalen Pläne für den Klimaschutz zu verfolgen. Globales Ziel: Die massive Senkung der CO2-Emissionen weltweit.
Auch wenn einiges vorangehe, sei doch an allen Fronten sehr viel mehr Anstrengung nötig heißt es zu Beginn des Berichts. Die Summe der nationalen Zusagen der Staaten beim Klimaschutz sei zu gering, zudem reiche die jeweilige nationale Umsetzung in konkrete Politik in der Regel nicht aus, um diese Zusagen überhaupt einzuhalten. Die Welt sei nicht auf Kurs, um die Langfrist-Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, konstatieren die Autoren des UN-Klimaberichts und empfehlen nicht nur mehr Tempo für die kommenden Monate, sondern einen „rigorosen Ansatz“, der die gesamten Ökonomien und Gesellschaften umfassen müsste. Sonst sieht es düster aus.
Schönreden und Hintertürchen
Die Autoren bemühen sich dennoch um ein paar positive Aussagen. Seit der Klimarahmenkonvention im Jahr 1992 habe es doch schon Verbesserungen gegeben. Würden die teils sehr vage formulierten Klimaziele wie vereinbart eingehalten, wäre eine Begrenzung auf 1,7 bis 2,1 Grad noch möglich. Das Zeitfenster schließt sich nun allerdings schnell, warnen Wissenschaftler weltweit.
Zentrale Botschaft der Autoren: Die globalen Emissionen müssen spätestens 2025 dauerhaft sinken – und zwar massiv. Der Ausbau Erneuerbarer Energien und gleichzeitiger Ausstieg aus fossilen Energien wäre der einzige Weg dorthin. Zudem müsste der weltweite Kahlschlag der Wälder gestoppt werden. Bei der Reduzierung der Emissionen gibt es allerdings ein Hintertürchen, das die Autoren des UN-Klimaberichts offenlassen: CCS, die Einleitung und Verpressung von Klimagasen aus Kohle- oder Gaskraftwerken im Untergrund. Etliche Staaten setzen auf die Technik, so auch die Vereinigten Arabischen Emirate als Gastgeber der nächsten Klimakonferenz COP28.
Klimagerechtigkeit? Weit verfehlt
Den Staaten, die von der Klimakrise und ihren Folgen bereits schwer betroffen seien, müsste eine verlässliche Unterstützung von Seiten der anderen Vertragsmitglieder zufließen, heißt es weiter im Bericht. Die reichen Industrienationen stellten auch zu wenige Finanzmittel bereit, um den ärmeren Ländern eine nachhaltige Energie- und Klimawende zu ermöglichen. Und zur Klimapolitik gehöre vor allem auch die Beteiligung der Menschen und soziale Gerechtigkeit.
In der Wiederholungsschleife
Dem Bericht gingen langwierige Konsultationen der beteiligten Staaten voraus, doch die Autoren haben kaum konkrete Zahlen und Fakten zu den jeweiligen Staaten und ihren Bemühungen oder Verfehlungen zu Papier gebracht und auch die Hauptverantwortlichen für die verfehlten Ziele nicht benannt. Diese Bestandsaufnahme dient nun als Grundlage bei Gesprächen bei der kommenden Klimakonferenz in Dubai. Laut Vereinbarung müssten die Staaten, die ihren nationalen Klimaschutz-Zielen nicht nachgekommen sind, bis zum Jahr 2025 entsprechend nachlegen.
Die geeigneten Lösungen für die Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen wären ja bekannt, nun müsse man von Zielen zu Taten kommen, ließ Sultan Al Jaber, der designierte Präsident der Klimakonferenz, verlauten – der Mann, der auch den staatlichen emiratischen Ölkonzern leitet und bereits für heftige Kritik sorgte.
Die Staaten sollten theoretisch auf der Basis des Berichts ihre nationalen Klimaschutzziele für die nächste Verpflichtungsperiode von 2030 bis 2035 festlegen. Der Erfolg von COP28 hänge davon ab, ob die Regierungen nicht nur weiter mit warmen Worten reagieren, sondern mit deutlich verbesserten Zusagen, die die Menschheit vom derzeit zerstörerischen Weg wegbringen, mahnte indes der Vorstand des World Resources Institute Ani Dasgupta. Stimmen allerdings nicht alle Länder der Bestandsaufnahme zu, ist sie ohnehin für den Papierkorb. na
Kommentare
Hermann Merk am 18.09.2023
wegen der vielen Interessengruppen und Denken dieser an Profit kann wird nicht viel passieren. Ebenso helfen Apelle von NGO' nicht. Man muss wirtschaftlich etwas tun.
Ausführlicher werde ich meine Gedanken in einer e-mail darlegen.
Gruss
Hermann Merk