Earth Overshoot Day 2022Den Wohlstand von der Zukunft geborgt

Müll am Strand
Earth Overshoot Day: Ab morgen leben wir von den Ressourcen der Zukunft. (Bild: Sergei Tokmakov / pixabay)

Ab morgen lebt die Menschheit auf Pump. Der massive Überverbrauch von Ressourcen zeigt sich in der Klimakrise und ihren Folgen. Für eine zukunftsfähige Welt muss der ökologische Fußabdruck der Menschheit kleiner werden.

28.07.2022 – Der Earth Overshoot Day verdeutlicht den globalen Überkonsum natürlicher Ressourcen. Seit über einem halben Jahrhundert verbraucht die Menschheit jährlich ein Vielfaches von dem, was die Erde erzeugen und regenerieren kann. In diesem Jahr fällt der Stichtag auf den 28. Juli. Damit rückt der Earth Overshoot Day erneut im Jahr nach vorn.

Trotz Klimaprotesten, Globalen Abkommen und Covid wurden wieder mehr Ressourcen verbraucht als im vergangenen Jahr. Die internationale Nachhaltigkeitsorganisation Global Footprint Network berechnet das ökologische Defizit und ruft dazu auf, den Earth Overshoot Day nach hinten zu bewegen.

Überstrapazierte Natur

Der Ressourcenverbrauch wird auch als ökologischer Fußabdruck bezeichnet und umfasst jegliche Nutzung biologischer produktiver Flächen durch den Menschen. Dazu zählen unter anderem Nahrung, Holz, Fasern, Kohlenstoffbindung und Infrastruktur. Die Möglichkeiten des Planeten, sich zu regenerieren, wird als Biokapazität bezeichnet.

Die Menschheit lebt ökologisch gesehen auf Ressourcenkredit. Um ihre gegenwärtige Wirtschafts- und Lebensweise zu ermöglichen, wird das Potenzial der Zukunft verbraucht. Damit rutscht das Naturkapital immer weiter ins ökologische Defizit.

Der ökologische Fußabdruck der Menschheit übersteigt die Biokapazität inzwischen um rund 74 Prozent. Fossile Brennstoffe sind in hohem Maß verantwortlich für den Earth Overshoot: Kohlenstoffemissionen aus der Verbrennung Fossiler machen derzeit rund 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit aus.

Das ökologische Defizit besteht und wächst bereits seit den frühen 1970er Jahren. Inzwischen zeichnen Hitzewellen, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen sowie der Verlust der Artenvielfalt ein eindeutiges Bild. Die Klimakrise macht sichtbar, dass die Erde nicht ewig überbeansprucht werden kann.

Ungleicher Konsum

Das Ungleichgewicht von menschlichem Bedarf und ökologischer Kapazität wird maßgeblich durch vier Faktoren beeinflusst. Diese beinhalten wie viel verbraucht wird, wie effizient Produkte hergestellt werden, wie viele Menschen es gibt und wie viel die Ökosysteme der Natur produzieren können. Technologische Innovation hat zwar die menschliche Produktivität deutlich gesteigert. Allerdings nicht genug, um das Ausmaß der wachsenden Ressourcennachfrage zu decken. Derzeit nehmen sowohl die Weltbevölkerung als auch der Verbrauch weiter zu. Der Verbrauch ist dabei nicht gleich verteilt. Deutlich zeigt sich dies, wenn der Earth Overshoot einzelner Länder aufgeschlüsselt wird.

Die im globalen Vergleich kleine Gruppe an Menschen in Industrieländern verbraucht pro Kopf deutlich mehr als die Menschen in ärmeren Ländern. Ohne einen Kurswechsel würde die Menschheit bis 2030 die Ressourcen von zwei Erden benötigen, um ihren Bedarf zu decken, so die Prognosen des Global Footprint Network. Es sei fragwürdig, ob der Überkonsum ökologischer Ressourcen in diesem Ausmaß physikalisch möglich sei, so die Nachhaltigkeitsorganisation.

Die Klimakrise führt weltweit bereits jetzt dazu, dass Nahrungsmittel und Trinkwasser knapper werden. „Wir nehmen anderen ihre Ressourcen weg. Würden alle Menschen so über ihre Verhältnisse leben wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Erden, um den Bedarf zu decken“, warnt Lisa Badum, Obfrau im Ausschuss für Klimaschutz und Energie der Grünen im Bundestag.

Ressourcen wiederverwerten

Damit die ökologischen Ressourcen für alle reproduzierbar ausreichen, müsste der durchschnittliche ökologische Fußabdruck pro Person nicht nur niedriger sein als die nachhaltig reproduzierbare Biokapazität. Mit großer Wahrscheinlichkeit müsste sie noch deutlich darunter liegen, um sowohl die wachsende Bevölkerung als auch wild lebende Arten versorgen zu können.

Um dies zu erreichen, muss der Ressourcenkonsum massiv sinken. Dazu beitragen können der Ausbau Erneuerbarer Energien, mehr Energieeffizienz und eine konsequente Umsetzung der Klimaziele. Auch eine nachhaltigere Nutzung der Ressourcen ist wichtig. „Der Erdüberlastungstag führt uns Jahr für Jahr früher vor Augen, wie sorglos wir mit unseren Ressourcen umgehen“, so Jan-Niclas Gesenhues, Sprecher für Umweltpolitik der Grünen Fraktion im Bundestag. „Sie werden mühsam der Natur abgepresst, oft nur einmal benutzt - nur um sie dann wieder in der Natur zu deponieren. Wir können uns unabhängiger von wenigen großen Rohstoffexporteuren machen, wenn wir unsere Ressourcen in Kreisläufen führen, also mehrfach nutzen und hochwertig recyceln.“

Kreislauffähige Produkte, die weniger Ressourcen verbrauchen, reparierbar und recyclebar sind tragen zur Ressourcensicherheit bei. Vor dem Hintergrund der Klimakrise und der drohenden Ressourcenknappheit sind kreislauffähige Produkte die Basis einer zukunftsfähigen Wirtschaft, betont auch das Global Footprint Network. jb

Kommentare

Hans Leo Bader am 29.07.2022

+176 Gut Antworten

Liebes Redaktionsteam,

 

Müsste der Titel "Den Wohlstand von der Zukunft geborgt" nicht eher heissen, "Den Wohlstand von der Zukunft gestohlen und verprasst"?

 

Die Formulierung geborgt vermittelt aus unserer Sicht einen verharmlosenden Eindruck! Denn er unterstellt, daß wir diesen Kredit auch zurückzahlen können. Genau das ist aber nicht der Fall!

 

Mit besten Grüßen

 

Im Namen der Natur

Hans Leo Bader

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen