KI und Klimaschutz: Finnland macht Abwärme zur Ressource

Rechenzentren verbrauchen Unmengen Strom, Tendenz steil steigend. Finnland wirbt damit, keine Ressourcen zu verschwenden und industrielle Abwärme konsequent zu nutzen. Smarte Netze und innovative Speicherlösungen sind dafür die Basis.
21.05.2025 – Finnland setzt auf ein integriertes Energiesystem, das keine Ressourcen verschwendet: Industrielle Abwärme werde konsequent genutzt, smarte Netze optimieren die Energieströme und innovative Speicherlösungen gleichen Schwankungen aus. Dieser Ansatz senke nicht nur die Energiekosten signifikant, sondern treibe auch die grüne Transformation voran. So wirbt Business Finland, die offizielle Regierungsagentur für Handels- und Investitionsförderung, für das finnische Energiesystem.
Diese Konzentration auf die Effizienz führt demnach zu greifbaren Ergebnissen: In den vergangenen vier Jahren ist es der verarbeitenden Industrie in Finnland gelungen, ihre Emissionen aus der eingekauften Energie um etwa 45 Prozent zu senken und gleichzeitig die Produktion um 43 Prozent zu steigern. Auch Verbraucher profitieren: Die Strompreise für Haushalte liegen in Finnland bei 4,6 Cent pro Kilowattstunde. In diesem ganzheitlichen Ansatz wird digitale Infrastruktur mit erneuerbaren Ressourcen und konsequenter Abwärmerückgewinnung zu einem geschlossenen System verbunden. Der Anteil des erneuerbar erzeugten Stroms steigt, gleichzeitig ist das System extrem zuverlässig.
Google-Rechenzentrum speist Abwärme in Fernwärmenetz
Belegt werden diese Aussagen anhand einiger Beispiele: Googles Rechenzentrum in der südostfinnischen Hafenstadt Hamina an der Ostseeküste deckt ab Ende 2025 bis zu 80 Prozent des lokalen Fernwärmebedarfs. Microsoft kündigte in Kooperation mit dem Energieunternehmen Fortum an, die Abwärme seiner neuen Rechenzentren nach Fertigstellung zur Beheizung von Haushalten und Unternehmen zu nutzen. Auch die weltgrößte Anlage zur Wärmegewinnung aus gereinigtem Abwasser – die Wärmepumpenanlage Katri Vala des Energieunternehmens Helen – speist in Helsinki ins Netz ein.
Öko-Institut legt Trendstudie zum Energieverbrauch von KI-Rechenzentren vor
Gerade der rasant wachsende Energiebedarf für die Nutzung der Künstlichen Intelligenz verursacht zunehmende Treibhausgas-Emissionen und Ressourcenverbräuche. Nach der vom Öko-Institut erstellten Trendanalyse wird ausgehend vom Basisjahr 2023 der weltweite Stromverbrauch für KI-Rechenzentren bis zum Jahr 2030 um das Elffache ansteigen: Von 50 Milliarden Kilowattstunden auf rund 550 Milliarden Kilowattstunden. Zusammen mit den übrigen Rechenzentren würden damit im Jahr 2030 rund 1.400 Milliarden Kilowattstunden Strom für die zentrale Datenverarbeitung eingesetzt.
Dieses Wachstum bedeutet auch steigende Treibhausgas-Emissionen. Für das Jahr 2023 werden die Emissionen von Rechenzentren mit 212 Millionen Tonnen angegeben. Sie könnten der Studie zufolge auf 355 Millionen Tonnen im Jahr 2030 steigen, trotz des angenommenen Ausbaus von erneuerbaren Energien zur Stromproduktion.
Doch damit nicht genug. Weitere Belastungen entstehen durch den Wasserbedarf für die Kühlung, der sich im gleichen Zeitraum auf 664 Milliarden Liter nahezu vervierfacht, sowie die bis zu 5 Millionen Tonnen zusätzlich anfallender Elektronikabfälle, die durch den Ausbau der Rechenzentren und KI-Kapazitäten entstehen. Daneben werden unter anderem 920 Kilotonnen Stahl und rund hundert Kilotonnen kritische Rohstoffe benötigt.
Die Autoren des Berichts verweisen darüber hinaus auf indirekte Umweltwirkungen. So sei schon jetzt zu beobachten, dass KI dazu eingesetzt wird, umweltschädliche Geschäftspraktiken zu beschleunigen. KI-Tools werden beispielsweise dazu genutzt, neue fossile Energiequellen schneller und effektiver zu erschließen, die Intensivierung von Monokulturen zu verstärken oder den privaten Konsum weiter zu steigern. Zugleich können negative Umwelteffekte auch ungewollt wegen Fehlern in der Datengrundlage, falschem Training oder Betrieb von KI-Systemen entstehen. Solche indirekten Effekte sind ökologisch bedeutend, werden bisher jedoch nur selten erfasst und diskutiert.
Politik muss Pflichten für KI formulieren
Für den Umgang mit diesen Herausforderungen formulieren die Forschenden Empfehlungen an die Politik: Es gelte verbindliche Anforderungen an Transparenz und Rechenschaftspflichten zu schaffen, darunter die Erfassung und Veröffentlichung von Kennzahlen auf der Ebene der Rechenzentren, die Einführung eines Effizienzlabels für Rechenzentren und KI-Service-spezifische Kennzahlen zu deren ökologischen Fußabdruck. KI-Rechenzentren als Großverbraucher müssten bei der Netzintegration mitwirken, Lasten zu geeigneten Zeiten mit Kapazitäten aus sauberer Energie abrufen oder mit eigenen Batteriespeichern abdecken. Darüber hinaus müsse der Rechtsrahmen die Umweltauswirkungen von Künstlicher Intelligenz berücksichtigen. Dazu gehöre eine Folgenabschätzung, die eine strukturierte und spezifische umweltbezogene Bewertung von KI-Systemen vorsieht. pf
Kommentare
Matthias U am 21.05.2025
Bitte nicht zwei Themen in einen Artikel packen.
Hannes Allabauer am 22.05.2025
Wasser wird nicht verbraucht sondern im Kühlkreislauf geführt, ggf. über eine Wärmepumpe zum Ausleiten der Abwärme.