LandwirtschaftFleisch- und Milchindustrie verursacht hohe Emissionen

Milchkühe
Fleisch- und  Milchproduktion verursacht hohe Emissionen (Bild: Getty Images / Unsplash+ Lizenz).

Die Emissionen der 20 größten Fleisch- und Milchkonzerne in Deutschland entsprechen zwei Drittel der Jahresemissionen des PKW-Verkehrs. Pflanzliche Ernährung könnte Menschen mit deutlich weniger Emissionen versorgen.

24.01.2025 – In Deutschland macht die Tierhaltung mehr als zwei Drittel der Emissionen aus der Landwirtschaft aus. In der Studie Super-Emittenten der Fleisch- und Milchwirtschaft in Deutschland hat die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Germanwatch erstmals die Emissionen der umsatzstärksten Fleisch- und Milchkonzerne gemessen.

Die 20 größten Fleisch- und Milchkonzerne allein stoßen ebenso viele Emissionen aus wie zwei Drittel des jährlichen PKW-Verkehrs. Werden auch die sogenannten Opportunitätskosten eingerechnet, also die entgangene Treibhausgas-Speicherleistung auf den bewirtschafteten Flächen, so erhöht sich die Emissionsmenge auf das 1,5-fache. Das ist zu viel, kritisiert Germanwatch.

Emissionen müssen sinken

Die Klimaambitionen der Unternehmen seien dabei weder transparent noch kohärent, kritisieren die Autoren der Studie, die auch die rechtlichen Verpflichtungen der Konzerne in Sachen Klimaschutz in den Blick nahmen. Die Konzerne veröffentlichten nur wenige klimabezogene Daten zu Emissionen oder Lieferketten, und ließen Anfragen von Germanwatch unbeantwortet.

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Die Fleisch- und Milchwirtschaft stößt ähnlich viel Methan aus wie die Öl- und Gasindustrie – und Emissionen steigen. Weniger Fleisch und Milch wäre hingegen ein Gewinn für alle: die Tiere, das Klima, die Umwelt, und die menschliche Gesundheit.

„Wir erwarten insbesondere von den größten Vertretern der Branche klare Pläne zur deutlichen Reduktion ihrer Emissionen - auch in ihren Lieferketten. Zudem ist eine umfassende und insgesamt valide Klimaberichterstattung notwendig“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Agrarsektor verursacht ein Drittel der weltweiten Emissionen

Bis zu einem Drittel aller von Menschen verursachten THG-Emissionen stammen aus dem Agrarsektor und den Lebensmittellieferketten. Etwa zwei Drittel dieser Agraremissionen stammen aus der Tierhaltung – wenn Emissionen, die aus dem Anbau von Futtermitteln, beim Transport und durch Landnutzungsänderung entstehen, berücksichtigt werden. Die Viehhaltung für Milch- und Fleischproduktion fällt dabei am stärksten ins Gewicht, doch auch die Schweine- und Geflügelhaltung produzieren erhebliche Emissionen, vor allem aufgrund ihrer Masse.

Die Viehwirtschaft wurde über die letzten hundert Jahre immer weiter ausgedehnt. Im Jahr 2024 gehörte sie zu den größten Emittenten des Treibhausgases Methan weltweit. Der Fleisch- und Milchsektor macht damit fast ein Drittel aller menschengemachten Methanemissionen aus – vergleichbar mit dem Öl- und Gassektor.

Pflanzen essen

Die Studie von Germanwatch bestätigt Berichte zu hohen Emissionen der Fleisch- und Milchindustrie etwa von Greenpeace und der Eat-Lancet-Kommission. Die Berichte sind sich einig: Weniger Tiere und eine überwiegend pflanzliche Ernährung wäre nicht nur notwendig, um die Klimakrise einzudämmen, sondern auch gut für Böden, Biodiversität, und die menschliche Gesundheit.

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Die EU fördert klimaschädliche Landwirtschaft mit viel Tierhaltung. Das muss sich ändern: Hülsenfrüchte und Gemüse müssen auf den Speise- und Förderplan. Sie sind gesund für Mensch, Erde und Klima.

Derzeit werden tierische Produkte im Vergleich mit Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten etc. künstlich verbilligt, obwohl letztere für Umwelt, Klima und auch Menschen gesünder wären. Das liegt auch daran, dass über 80 Prozent der EU-Agrarsubventionen in die Produktion von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milchprodukte und Eier fließen. Die EU subventioniert derzeit das Gegenteil von dem, was nachhaltig wäre: Ungesunde, klima- und umweltschädliche Formen der landwirtschaftlichen Produktion und des Verbrauchs. Ein Trend, der sich weiter fortsetzen dürfte, wenn das EU-Mercosur-Abkommen in Kraft tritt.

Ernährungswende fördern

„Die Unternehmen stehen in der Verantwortung, in fairer Partnerschaft mit den Landwirtinnen und Landwirten zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu entwickeln, die deutliche Reduktionen der Tierzahlen und damit der Emissionen ermöglichen“, sagt Hauptautor der Studie, Konstantinos Tsilimekis, Leiter des Bereichs Welternährung, Landnutzung und Handel bei Germanwatch. „Die kommende Bundesregierung sollte auch im Sinne der Zukunftskommission Landwirtschaft eine nachhaltige Ernährungswende fördern, um der Landwirtschaft klare Perspektiven zu geben.“

Im Durchschnitt nehmen Deutsche rund doppelt so viel Fleisch zu sich, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Eine flexitarische Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten ist hingegen gesund und verursacht deutlich weniger Emissionen. In Deutschland ist die Idee einer solchen Ernährungsumstellung weniger kontrovers als oftmals angenommen. Anfang 2024 legte der vom Bundestag einberufene Bürgerrat Ernährung neun Empfehlungen vor, die die Expertenberichte in vielen Punkten aufnehmen. jb

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