World Energy Outlook 2019: Fossile Kraftwerke und SUVs heizen das Klima weiter an
Der Energieverbrauch der Welt wird bis 2040 weiter wachsen – nach wie vor dominiert von fossilen Energien. Der Ausblick der Internationalen Energieagentur ist düster, die Behörde warnt: Politiker dürfen Warnsignale wie den SUV-Boom nicht übersehen.
19.11.2019 – „Die Welt muss dringend den Fokus wie mit einem Laser darauf ausrichten, die globalen Emissionen zu senken“, sagte Fatih Birol, Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA). Dafür brauche es eine große Koalition aus Regierungen, Investoren, Firmen und jedem, der helfen wolle. Birol stellte am vergangenen Mittwoch den jährlichen World Energy Outlook vor und selten war der Ausblick so düster wie diesmal. Dabei galt die IEA bisher eher als Freund fossiler Energien.
Zu geringer Ökostrom-Ausbau für den globalen Energiehunger
Dem Bericht zufolge wird der Energiehunger der Menschheit bis 2040 weiter anwachsen, um durchschnittlich ein Prozent pro Jahr. Das Problem dabei: Der Ausbau von Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftwerken reicht dafür nicht.
Nach jetzigen Ausprognosen können sie nur die Hälfte dieses Wachstums abdecken. Zwar hat der weltweite Kohleverbrauch den Schätzungen zufolge seinen Höhepunkt erreicht, wird aber auf diesem Level verharren. Ähnlich verhält es sich mit den CO2-Emissionen: Sie könnten sich auf einem hohen Niveau einpendeln, aber für ein Absinken reichen die politischen Entscheidungen nicht. Das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, ist damit nicht zu erreichen.
Trotz der Bemühungen einiger Länder, in den nächsten Jahrzehnten klimaneutral zu werden, werden weltweit zu wenige Erneuerbare Energien ausgebaut, um die weiter wachsende Wirtschaft und Bevölkerung auszugleichen, warnt die IEA. Dabei zeigten die Veränderungen besonders im Stromsektor, dass schneller Wandel möglich sei.
SUV-Boom heizt die Klimakrise entscheidend an
Die politischen Entscheider müssten heute mehr denn je einen ungeschminkten, faktenorientierten Blick auf die vor ihnen liegenden Optionen werfen, forderte Energieagentur-Chef Birol. Warnsignale, die die Politik nicht übersehen dürfe, seien da, sagte er und nannte ein Beispiel: In politischen Debatten und den Medien werde viel über den Siegeszug von E-Autos gesprochen, der „eigentliche Star“ im Transformationsprozess sei allerdings der SUV.
Waren 2010 noch 35 Millionen der großen Spritschlucker mit einem hohen CO2-Ausstoß auf den weltweiten Straßen unterwegs, stieg diese Zahl 2018 auf mehr als 200 Millionen SUVs. Im gleichen Zeitraum kletterte der Anteil unter den Neuzulassungen von 18 auf 42 Prozent. „Die Popularität von Geländewagen (SUV) könnte die positiven Effekte der Elektromobilität zunichtemachen“, schreiben dazu die Energie-Experten. Hält der Trend an, könnte der Ölverbrauch 2040 um zwei Millionen Barrel täglich höher ausfallen als bislang geschätzt.
Verbraucher sind mitverantwortlich für steigende CO2-Emissionen
Doch es kommt noch dicker für SUV-Freunde. Mittlerweile sei die besonders schwere Fahrzeugklasse laut IEA der bestimmende Faktor für die wachsende Ölnachfrage und sogar die zweitwichtigste Ursache für die seit 2010 gestiegenen CO2-Emissionen. Die besonders schweren SUV sind dem World Energy Outlook zufolge für 544 Millionen Tonnen zusätzlicher Treibhausgas-Emissionen zwischen 2010 und 2018 verantwortlich.
Der SUV-Anteil am global wachsenden Kohlendioxid-Ausstoß ist demnach deutlich höher als der der Schwerindustrie, des LKW-Verkehrs, der Luftfahrt oder der Schifffahrt. Demgegenüber nahm der CO2-Ausstoß der übrigen Pkw sogar ab. Nur der traditionell schmutzigste Sektor der Kraftwerke war für eine größere Steigerung der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. cw