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ErderwärmungGletscher schmelzen immer schneller

Gletscher in den Alpen: Eismasse auf Felsen, im Vordergrund ein See
Gletschersee am Sulzenauferner. Der Sulzenauferner ist einer der größten Gletscher der Stubaier Alpen. (Foto: Whgler auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Die Gletscherschmelze hat sich binnen eines Jahrzehnts um mehr als ein Drittel beschleunigt. Mit den Eismassen gehen wertvolle Süßwasservorräte verloren. Die Gletscher der Alpen und Pyrenäen schmelzen im globalen Vergleich am schnellsten.

21.02.2025 – Durchschnittlich verlieren die weltweiten Gletscher 273 Milliarden Tonnen Eis im Jahr. Was der Durchschnittswert nicht zeigt: In den vergangenen zehn Jahren nahm der Verlust deutlich zu. Mit dem schmelzenden Gletschereis gehen auf der ganzen Welt regionale Süßwasser-Ressourcen verloren und lassen den globalen Meeresspiegel immer weiter ansteigen.

Neue Erkenntnisse weltweiten Bilanz des Eisrückgangs seit Beginn des Jahrtausends liefert eine Studie, die von 35 internationalen Wissenschaftsteams erarbeitet wurde, darunter das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin nature.

Derzeit gibt es weltweit rund 275.000 Gletscher, damit sind Eismassen an Land gemeint. Die kontinentalen Eisschilde in Grönland und der Antarktis sind darin jedoch nicht enthalten.

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Seit der Jahrtausendwende haben die Gletscher rund um den Globus rund fünf Prozent ihres Gesamtvolumens verloren – pro Jahr die erwähnten 273 Milliarden Tonnen Eis. Auffallend ist, dass sich die Eisverluste in den letzten Jahren stark beschleunigt haben: In der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums (2012 bis 2023) waren sie um 36 Prozent höher als im Zeitabschnitt 2000 bis 2011.

Die Gletscher sind riesige Süßwasserspeicher. Mit ihrem Abschmelzen fließt die wertvolle Ressource ins Meer. Der Eisverlust der Gletscher seit dem Jahr 2000 hat zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 18 Millimeter geführt. Damit ist das Abschmelzen der Gletscher nach der Erwärmung der Ozeane der zweitstärkste Treiber des Meeresspiegelanstiegs, deutlich vor den Masseverlusten des grönländischen und des antarktischen Eisschilds.

Starke regionale Unterschiede

Allerdings sind nicht alle Gletscherregionen gleich stark betroffen. Während die Gletscher der antarktischen und subantarktischen Inseln nur 1,5 Prozent ihrer Masse verloren, sind sie in den Alpen und den Pyrenäen mit etwa 39 Prozent am stärksten geschrumpft. „Aufgrund ihrer geringen Höhenlage sind sie von den gestiegenen Temperaturen besonders betroffen“, erläutert Tobias Bolch vom Institut für Geodäsie der TU Graz, eine an der Studie beteiligte Forschungseinrichtung.

„Zum anderen sind die Alpen- und Pyrenäengletscher vergleichsweise klein, was ebenfalls ein Nachteil ist. Gletscher haben generell einen kühlenden Effekt auf das Mikroklima ihrer Umgebung. Bei kleinen Gletschern ist dieser Effekt jedoch nur schwach ausgeprägt; ein weiterer Grund, weshalb sie schneller schmelzen als große Gletscher.“

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Weniger Schmelzwasser in Alpenbächen

Der Verlust von Süßwasservorräten ist in vielen von Gletschern gespeisten Flüssen der Welt ist paradoxerweise noch nicht zu spüren, die Wassermengen aus der Gletscherschmelze sind größtenteils sogar gestiegen. Aber in der Zukunft werden diese Abflüsse ihren Höhepunkt erreichen und dann kontinuierlich zurückgehen. „In den europäischen Alpen haben wir diese Abflussspitze schon überschritten, unsere Gletscher werden den Flüssen also immer weniger Wasser liefern“, sagt Tobias Bolch. „Das wird vor allem in längeren Trockenperioden ein Problem: Dann sind Gletscherzuflüsse als kontinuierliche Wasserlieferanten besonders wichtig. Dieser stabilisierende Effekt geht zunehmend verloren.“

Zum Vergleich: Die 273 Milliarden Tonnen Eis, die jährlich verloren gehen, entsprechen dem, was die gesamte Weltbevölkerung in 30 Jahren verbraucht, wenn man von drei Litern pro Person und Tag ausgeht.

Die Studie zur Entwicklung der Gletscher wurde im Rahmen der von der ESA unterstützen Forschungsinitiative „Glacier Mass Balance Intercomparison Exercise (GlaMBIE)“ durchgeführt. GlaMBIE wird vom World Glacier Monitoring Service (WGMS) an der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der Universität Edinburgh und dem Unternehmen Earthwave koordiniert. pf
 

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