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Erderwärmung2024 war im weltweiten Durchschnitt 1,6 Grad wärmer

In oranges Licht getauchter Berg
Die globale Durchschnittstemperatur lag 2024 um 1,6 Grad über vorindustriellem Niveau. Damit ist es das erste Jahr, in dem der durchschnittliche Temperaturanstieg über 1,5 Grad liegt (Bild: Casey Horner / Unsplash+ Lizenz).

2024 war mit einem Anstieg der globalen Temperatur um 1,6 Grad das wärmste Jahr denn je. Klimawissenschaftler sind sich einig, dass das 1,5-Grad-Ziel langfristig kaum mehr erreichbar ist. Relevant bleibt es als politischer Aufruf zum Klimaschutz.

11.01.2025 – Die globale Durchschnittstemperatur lag 2024 um 1,6 Grad über vorindustriellem Niveau. Damit ist es das erste Jahr, in dem der durchschnittliche Temperaturanstieg sich über 1,5 Grad bewegt, und das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Grund für den Temperaturanstieg ist der menschengemachte Klimawandel, der durch natürliche Klimaphänomene wie das El Niño-Ereignis verstärkt wurde, bestätigt ein Copernicus-Report.

Die Welt nähert sich dem 1,5-Grad-Wert

Viele Messwerte überschritten im vergangenen Jahr alle bisherigen Beobachtungen. Das Jahr 2024 allein war 0,72 Grad wärmer als die globale Durchschnittstemperatur in den fast 30 Jahren zwischen 1991 und 2020. Wird allein Europa betrachtet, verdoppelt sich der Anstieg auf 1,47 Grad. Die vergangenen zehn Jahre sind zudem die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.

„Dass 2024 so viel wärmer war als vorindustriell, ist durch nichts anderes zu erklären als den menschengemachten Treibhauseffekt“, bestätigt Jochem Marotzke, Professor und Direktor der Forschungsabteilung Ozean im Erdsystem am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.

Die genauen Werte – knapp 1,5 Grad für 2023 und jetzt 1,6 Grad für 2024 – seien natürliche Variabilität. Das gelte auch für Kapriolen der Meeresoberflächentemperatur – Rekorde im zweiten Halbjahr 2023 und im ersten Halbjahr 2024, dann ein Absinken unter die Werte von 2023.

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1,5 Grad Erwärmung wird in den kommenden fünf Jahren temporär erreicht

Globale Durchschnittstemperaturen werden innerhalb der kommenden 5 Jahre erstmals zeitweise über 1,5 Grad über vorindustriellen Messungen liegen. Auch im Durchschnitt werden neue Hitzerekorde aufgestellt, warnt die Weltorganisation für Meteorologie.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ging bereits Mitte vergangenen Jahres davon aus, dass die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur innerhalb der kommenden fünf Jahre die 1,5 Grad Grenze erstmals zeitweise überschreiten wird. Die Entwicklung passt auch in das Bild der bestehenden Klimamodelle des IPCC. „Die Welt nähert sich dem 1,5-Grad-Wert, auch im langjährigen Mittel, da muss es eigentlich passieren, dass vorher ein einzelnes Jahr darüber liegt“, meint Marotzke.

It’s the end of the world as we know it

Die Klimaziele sind mit dieser Nachricht zwar noch nicht Geschichte. Dafür müsste die globale Durchschnittstemperatur über mehrere Jahre hinweg einen mittleren Anstieg über 1,5 Grad halten. Doch Forscher halten das 1,5 Grad-Ziel fast einstimmig für nicht mehr realisierbar. „Wir müssen der Wirklichkeit ins Auge blicken und uns auf diese steigende Erwärmung einstellen“, sagt Marotzke.

Damit betritt die Menschheit unbekanntes Terrain. „Wir leben inzwischen in einer neuen Welt, die wir nicht kennen und an die wir nicht angepasst sind“, stellt Mojib Latif,Professor undLeiter des Forschungsbereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), Kiel fest.

Politisch sind die Klimaziele relevanter denn je

„Erst nach dem Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe können wir mit einer Stabilisierung der globalen Temperaturen rechnen“, meint Thorsten Mauritsen,Dozent im Forschungsbereich Global Atmospheric Dynamics, Department of Meteorology (MISU) an der Stockholm University in Schweden. Aber wegen der langen Lebensdauer von Kohlendioxid in der Atmosphäre werde die Temperatur in absehbarer Zeit nicht zurückgehen, sondern ungefähr auf dem Niveau bleiben, das sie bis zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen erreicht – sei es bei zwei, drei oder vier Grad.

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Tödliche Folgen der Klimakrise

Die Klimakrise zeigt sich wieder in verheerenden Facetten. In Bangladesch, Mali und Nigeria sterben Menschen in Fluten der Monsune und eine nachträgliche Untersuchung der letztjährigen Hitzewelle in den USA zeigt ebenfalls schreckliche Ausmaße.

Für die Perspektive, dass die Welt durch die Kombination von drastischer Emissionsminderung und Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre später wieder unter 1,5 Grad Celsius fallen könnte, sehe es auch nicht gut aus, meint Marotzke. „Diese Kombination ist im notwendigen Umfang nicht realistisch zu erwarten.“

„Physikalisch ist das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, unerreichbarer denn je. Politisch ist das 1,5-Grad-Ziel ernstzunehmender denn je, sagt Johanna Baehr,Professorin und Leiterin Klimamodellierung, Institut für Meereskunde, Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) and der Universität Hamburg. Die Menschheit muss lernen, mit der Klimaerwärmung zu leben – und sie soweit wie noch möglich zu begrenzen.

Der Bericht Copernicus Global Climate Highlights 2024 ist in Zusammenarbeit mehrerer internationaler Forschungsinstitute entstanden, darunter das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), die NASA, die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). jb

Kommentare

Frank Herzig vor 2 Wochen

Die Klimaforschung läuft den Fakten immer mehr hinterher. Warum das 1,5 Grad Celsius nicht erreichbar ist, wurde schon 2019 in dem Sachbuch – Warum wir versagen im Kampf gegen den Klimawandel – begründet. Ebenso, dass sich der Klimawandel nicht anhalten, sondern nur verlangsamen lässt. Dieses Buch bietet erstaunliche Erkenntnisse, die sich in verblüffender Weise bewahrheitet haben und sich weiterhin bewahrheiten werden.

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