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Hitze-CheckIn diesen Städten leiden die Menschen besonders unter der Hitze

Panoramaaufnahme einer Stadt bei dramatischer Bewölkung. Sonnenstrahlen brechen durch dunkle Wolken und beleuchten stellenweise die Silhouette der Stadt. Im Vordergrund sind markante Gebäude und ein hoher Fernsehturm zu sehen, während der Himmel mit Licht- und Schattenkontrasten dominiert.

Wo hohe Temperaturen, dichte Versiegelung und zu wenig Grün zusammentreffen, leiden die Menschen in deutschen Städten – wenig überraschend – besonders unter der Hitze. Das gilt vor allem für einige Kommunen im Südwesten Deutschlands.

13.06.2025 – Im ganzen Westen und Südwesten Deutschlands klettern die Temperaturen heute auf über 30 Grad. Was für die einen der lang ersehnte Sommer ist, wird für andere zur Qual. Vor allem ältere Menschen, chronisch Kranke und Kinder leiden stärker unter Hitze. Und das vor allem in stark versiegelten Städten, mit wenig Grün. Ob Mannheim, Ludwigshafen am Rhein oder Worms, es sind gerade die Städte, in denen es heute und auch sonst ziemlich oft sehr heiß ist, die zugleich stark versiegelt sind und wenig Bäume und Parks bieten. Das zeigt der zweite deutsche Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Anhand durchschnittlicher Oberflächentemperatur, Versiegelungsgrad, Grünvolumen und Bevölkerungsdichte, errechnete die DUH einen Hitzebetroffenenindex. Die Analyse basiert auf umfangreichen Satellitendaten, die in Kooperation mit der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH ausgewertet wurden. Auf den ersten 13 Plätzen der unrühmlichen Liste befinden sich nur Städte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, die allesamt mit einer hohen durchschnittlichen Oberflächentemperatur zu kämpfen haben und einen hohen Versiegelungsgrad aufweisen. Auch um das Grünvolumen ist es zumeist nicht gut bestellt.

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Von wegen grüne Oasen und Schwammstädte, in vielen deutschen Städten nimmt die Versiegelung von Flächen zu. In Zeiten von Hitzeperioden und sintflutartigen Regenfällen eine gefährliche Entwicklung.

Erstmals gemessen wurde zudem, wie stark Menschen in ihrem direkten Wohnumfeld im Sommer extremer Hitze ausgesetzt sind und wie ungleich Hitzebelastung und Hitzeschutz in Städten verteilt sind. In den unrühmlichen Spitzenreitern der Liste, Mannheim, Ludwigshafen und Worms, leben 88 bis 91 Prozent der Bevölkerung in stark von Hitze belasteten Gebieten. Die weiteren Daten zu den drei Städten:

  1. Mannheim: Oberflächentemperatur 38,38 Grad; Versiegelung 56,29%; Grünvolumen 2,6 m3/m2
  2. Ludwigshafen am Rhein: Oberflächentemperatur 37,87 Grad; Versiegelung 57,74%; Grünvolumen 1,63 m3/m2
  3. Worms: Oberflächentemperatur 38,12 Grad; Versiegelung 52,67%; Grünvolumen 1,35 m3/m2

Zum Vergleich: Auch die bayerische Stadt Regensburg weist einen relativ hohen Versiegelungsgrad auf (53,98%) und hat wenig Grünflächen zu bieten, mit 1,95 Kubikmeter Grün pro Quadratmeter (Ein durchschnittlich hoher Laubbaum hat ein Grünvolumen von etwa 3.400 Kubikmeter). Zugleich aber leben weniger als die Hälfte der Bevölkerung in hoch von Hitze belasteten Gebieten (44,32%). Die Mehrheit (54,59%) lebt in mittelstark belasteten Gebieten, nur ein kleiner Teil (1,09%) wiederum in niedrig belasteten Gebieten.

Und wie sieht es in den vier deutschen Metropolen mit über eine Millionen Einwohner aus? Die Mehrheit der Menschen in Berlin, Hamburg, München und Köln lebt nicht in hoch von hitzebelasteten Gebieten. Insbesondere Berlin und Hamburg weisen ein vergleichsweise hohes Grünvolumen auf, auch die Versiegelung ist nicht so eklatant.

  1. Berlin: Oberflächentemperatur 35,54 Grad; Versiegelung 44,48%; Grünvolumen 4,24 m3/m2
  2. Hamburg: Oberflächentemperatur 31,52 Grad; Versiegelung 41,61%; Grünvolumen 3,76 m3/m2
  3. München: Oberflächentemperatur 33,24 Grad; Versiegelung 45,73%; Grünvolumen 2,75 m3/m2
  4. Köln: Oberflächentemperatur 33,93 Grad; Versiegelung 49,72%; Grünvolumen 3,13 m3/m2

3.000 Hitzetote jedes Jahr

Berlin will Schwammstadt werden. Doch der Weg dahin ist weit. Wie in den meisten Städten Deutschlands, ist auch in den größten Metropolen noch Luft nach oben. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, erklärt: „Von den 34 Millionen Menschen in den untersuchten Städten sind 32 Millionen von mittleren und extremen Hitzebelastungen betroffen. Rund 3.000 Menschen sterben hierzulande jedes Jahr an den Folgen extremer Hitze.“ Mehr als 12 Millionen Menschen in deutschen Städten sind an ihrem direkten Wohnort extremer Hitzebelastung ausgesetzt.

Ab sofort müsse die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau und die jeder anderen Infrastruktur, so Metz. „Wir fordern verbindliche Mindestgrünanteile auf jedem Grundstück, Gebäude und im öffentlichen Raum. Bauministerin Hubertz und Umweltminister Schneider sowie alle zuständigen Landesministerinnen und -Minister müssen entsprechende Vorgaben etwa in Form eines Grünflächenfaktors im Baugesetzbuch und in allen Landesbauordnungen verankern. Die Kommunen brauchen zudem die notwendige finanzielle Unterstützung, um die Städte zu begrünen für die Gesundheit der Bevölkerung.“

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Laut dem Zentrum KlimaAnpassung kühlt grüne Infrastruktur in der Stadt die Temperatur im Durchschnitt um mindestens ein Grad Celsius. Ein junger, gesunder Baum habe einen Kühleffekt, der dem von zehn Klimaanlagen entspricht, die 20 Stunden pro Tag in Betrieb sind. Grüne Fassaden könnten Kohlenstoff speichern und zur Isolierung von Gebäuden und damit zu Energieeinsparungen beitragen. Frischluftschneisen sowie Grünflächen und Wälder als Kalt- und Frischluftproduzenten würden lebensnotwendig.

Einer Umfrage des Umweltbundesamtes vom Herbst letzten Jahres zufolge, haben über 40 Prozent der Kommunen bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt, weitere knapp 40 Prozent planen entsprechende Maßnahmen. Hierzu gehört etwa, klimaangepasste Baumarten zu pflanzen, Bebauungsgrenzen festzulegen, um Versiegelung und damit einhergehende Aufwärmung und schnellen Abfluss von Regenwasser zu bremsen sowie Gewässer zu renaturieren. Zugleich fehlt es aber vielen Kommunen an finanziellen Ressourcen und Personal, Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen. mg

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