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Erderwärmung und KlimakriseKohlendioxidgehalt in der Atmosphäre auf Rekordniveau

Junge mit Stab vor brennender Fläche.
Emissionen aus Waldbränden sind ein Grund für die gestiegenen CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre.(Foto: Aakash Malik für Unsplash+ / Unsplash+ Lizenz)

Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre ist 2024 stark gestiegen. Gründe sind vermehrte große Waldbrände, sich verschlechternde natürliche CO2-Speicherprozesse und menschliche Aktivitäten.

17.10.2024 – Die Weltwetterorganisation WMO hat ihren Treibhausgasbericht 2024 veröffentlicht. Die Daten von über 200 Messstationen weltweit zeigen einen extremen Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Die Forscher sprechen vom größten Anstieg seit dem Beginn moderner Messungen im Jahr 1957. Auch die Konzentrationen von Methan und Lachgas – den zweit- und drittwichtigsten langlebigen Treibhausgasen im Zusammenhang mit menschlichen Aktivitäten – sind auf Rekordwerte gestiegen. 

Kohlendioxid und andere Treibhausgase in der Atmosphäre absorbieren Wärme, was den globalen Temperaturanstieg und damit den Klimawandel mit extremeren Wetterbedingungen zur Folge hat. Emissionen aus Waldbränden und eine geringere CO2-Aufnahme von Wäldern und Ozeanen nennt die WMO als wahrscheinlichen Grund für das Rekordwachstum zwischen 2023 und 2024. Die klimaschädlichen Emissionen sammelten sich zu 53 Prozent in der Atmosphäre an, 26 Prozent wurden von Ozeanen aufgenommen, 21 Prozent von Wäldern und Mooren.

Natürliche Kohlenstoffsenken immer schwächer

Während die weltweiten CO₂-Emissionen aus dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas etwa auf gleichem Niveau wie im Vorjahr lagen, haben die natürlichen Kohlenstoffsenken – Ozeane, Wälder und Moore – weniger Kohlendioxid gespeichert. Diese Entwicklung ist bereits eine Folge des Klimawandels: Die Ozeane können aufgrund der gestiegenen Wassertemperaturen weniger CO2 speichern. Und auch die Wälder stehen weltweit unter Stress. Zum einen schreitet die Entwaldung weiter fort. Zum anderen stoßen Bäume und Wälder in Dürreperioden mehr Kohlendioxid aus als sie durch Photosynthese speichern.

Die sich verschlechternden Speicherprozesse in der Natur haben 2024 etwa 8,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Das ist etwa die 13-fache Menge dessen, was Deutschland (ca. 640 Mio. t) im letzten Jahr an CO₂-Äquivalenten ausgestoßen hat, wie Meteorologe Karsten Schwanke auf LinkedIn beschrieb.

Alles in allem eine dramatische Entwicklung, denn das Tempo der daraus resultierenden Erderwärmung ist deutlich schneller als es in pessimistischen Klimaszenarien vorhergesagt wurde.

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Besonders der abnehmende Beitrag der natürlichen Kohlenstoffsenken bereitet den Forschenden Sorgen. Wenn Ozeane und Wälder weniger Kohlenstoff binden, müssen die durch menschliche Aktivitäten verursachten Emissionen umso energischer und schneller reduziert werden.

Weltweite Waldzerstörung geht weiter

In diesem Zusammenhang ist der gerade erschienene Entwaldungsbericht der Initiative Forest Declaration Assessment ein weiteres Alarmsignal. Allein 2024 gingen rund 81.000 Quadratkilometer Wald durch Rodungen oder Brände verloren. Besonders hoch war der Verlust feuchter tropischer Primärwälder durch Waldbrände Damit ist die Weltgemeinschaft noch sehr weit von dem 2021 in Glasgow beschlossenen Ziel entfernt, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Eigentlich hätte die Entwaldung im Jahr 2024 nur 3.100 Quadratkilometer betragen dürfen. Zusätzlich zur Entwaldung wurden bestehende Wälder weiter geschädigt, im Jahr 2024 auf einer Fläche von 8.800 Quadratkilometern.

Einen erheblichen Druck auf die Wälder übt die Nachfrage aus den Industrieländern aus. Von 2020 bis 2022 waren die Europäische Union und China die wichtigsten Importmärkte für waldgefährdende Rohstoffe und damit für etwa 40 Prozent der Entwaldung verantwortlich.

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Nachtrag 21.10.2025: Konkrete Werte zum Kohlendioxid in der Atmosphäre

Als das Bulletin 2004 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, betrug der durchschnittliche jährliche CO2-Ausstoß, der vom Global Atmosphere Watch-Netzwerk der WMO gemessen wurde, 377,1 ppm. Im Jahr 2024 lag er bei 423,9 ppm.

Die Wachstumsraten von CO2 haben sich seit den 1960er Jahren verdreifacht und beschleunigten sich von einem jährlichen durchschnittlichen Anstieg von 0,8 ppm pro Jahr auf 2,4 ppm pro Jahr im Jahrzehnt von 2011 bis 2020. Von 2023 bis 2024 stieg die globale durchschnittliche CO2-Konzentration um 3,5 ppm, der größte Anstieg seit Beginn moderner Messungen im Jahr 1957.

Kommentare

Henry Schulze am 20.10.2025

Sie schreiben hier von einer dramatischen Zunahme des Co2 in der Atmosphäre. Was ich aber in dem langen Text nicht finden kann, ist eine konkrete belegbare Zahl! Denn die wird es nicht geben.

Petra Franke (energiezukunft) vor 3 Wochen

Lieber Henry Schulze, doch es gibt konkrete Zahlen, ich habe sie als Nachtrag in der Meldung eingefügt. Hier auch als Kommentar:

 

Nachtrag 21.10.2025: Konkrete Werte zum Kohlendioxid in der Atmosphäre

Als das Bulletin 2004 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, betrug der durchschnittliche jährliche CO2-Ausstoß, der vom Global Atmosphere Watch-Netzwerk der WMO gemessen wurde, 377,1 ppm. Im Jahr 2024 lag er bei 423,9 ppm.

Die Wachstumsraten von CO2 haben sich seit den 1960er Jahren verdreifacht und beschleunigten sich von einem jährlichen durchschnittlichen Anstieg von 0,8 ppm pro Jahr auf 2,4 ppm pro Jahr im Jahrzehnt von 2011 bis 2020. Von 2023 bis 2024 stieg die globale durchschnittliche CO2-Konzentration um 3,5 ppm, der größte Anstieg seit Beginn moderner Messungen im Jahr 1957.

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