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Umfrage in DeutschlandMehrheit der Menschen fühlt sich durch den Klimawandel mental belastet

Eine Frau sitzt auf einem Sofa und spricht gestikulierend mit einem Mann, der ihr gegenüber in einem gelben Sessel sitzt und sich Notizen macht. Die Szene spielt sich in einem gemütlich eingerichteten Raum mit Pflanzen, Kissen und natürlichem Licht ab, was auf eine Therapiesitzung oder ein Beratungsgespräch hinweist. Zwischen ihnen steht ein kleiner runder Tisch mit zwei Gläsern Wasser.
Wegen Klimaangst zum Psychologen? Meistens sind andere Faktoren ausschlaggebend. Symbolbild (Bild: Hrant Khachatryan für Unsplash+)

Auch wenn nur wenige Menschen in Deutschland Risiken der Klimakrise für die eigene Gesundheit als hoch einschätzen, eine grundsätzliche mentale Belastung ist bei vielen vorhanden, zeigt eine neue Studie, die auch Lösungen liefert.

09.06.2025 – Es sei ein in Deutschland bislang unterrepräsentiertes aber zunehmend wichtiges Themenfeld, so Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). Im Auftrag des UBA haben Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin und der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau eine Studie mit begleitenden Umfragen erarbeitet, das dem Thema Klimawandel und mentale Gesundheit in Deutschland näher auf den Grund geht.

Wie sind die mentalen Auswirkungen des Klimawandels und wie ist es um die Bereitschaft zur Anpassung bestellt? Das wurden in einer repräsentativen halbstündigen Online-Befragung unter 1.306 Befragten und eines umfangreichen Fragenkataloges ermittelt. Eines der zentralen Ergebnisse: 31,6 % der Befragten fühlten sich stark, 21,2 % der Befragten fühlten sich sehr stark durch den Klimawandel belastet. Insgesamt fühlten sich also 53 % mindestens stark belastet.

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Ein Mann in einem vollen Sitzungssaal hebt den Daumen nach unten, als Zeichen der Ablehnung. Die Szene zeigt eine Sitzung des Europäischen Parlaments mit vielen anwesenden Personen, die an Tischen mit Mikrofonen und Dokumenten sitzen. Die Atmosphäre wirkt konzentriert und politisch angespannt.
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„Um den ⁠Klimawandel⁠ einzudämmen, braucht es handlungsfähige Menschen mit einer widerstandsfähigen Psyche. Deshalb müssen wir die Menschen darin unterstützen, nicht nur die physischen, sondern auch die mentalen Folgen des Klimawandels zu erkennen und zu bewältigen“, sagt Messner.

Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch, es ist eine eher diffuse Angst vor den Folgen der Klimakrise. Nur bei 2,3 % der Befragten lag der durchschnittliche Klimaangst-Wert über 3 von 5 Punkten. Auch die wahrgenommenen Beeinträchtigungen durch die Klimaangst auf funktionaler bzw. emotionaler/kognitiver Ebene waren eher gering ausgeprägt. Auch die empfundenen Belastungen durch lähmende Klimaemotionen (z. B. verzweifelt, frustriert, kraftlos) und durch aktivierende Emotionen (z. B. angewidert, verärgert, verbittert) waren unter den Befragten nur niedrig ausgeprägt.

Lösungsstrategien in der Klimaangst

Um die grundsätzliche mentale Belastung durch die Klimakrise aber zu lösen, wurden zudem Lösungsstrategien der Befragten ermittelt. Es zeigte sich, dass vor allem der Zugang zu Naturräumen eine limitierende Wirkung auf klimawandelbezogene Ängste hat. Auch die sogenannte Selbstfürsorge hat positive Wirkungen. Eine stärkere Resilienz zeigten auch Menschen, mit sogenanntem sinnfokussiertem Coping – die also Vertrauen in die Lösbarkeit der Klimaprobleme hatten.

Negative Einflüsse auf klimabezogene Ängste verursachen laut Studie dagegen Klimawandelbezogenes Engagement (z. B. durch Teilnahme an Demonstrationen für den Klimaschutz) und problemfokussiertes Coping (z. B. durch Sprechen mit der Familie oder Freund:innen über Möglichkeiten zur Bewältigung des Klimawandels).

Die Forscher:innen geben jedoch einschränkend zu bedenken, ob die hier gemessenen klimawandelbezogenen psychischen Belastungen, vor allem die Klimaangst, als Belastungen angesehen werden sollten, die es im Sinne der Gesundheitsförderung zu vermeiden gilt, oder ob sie als notwendige und normale Reaktion auf den Klimawandel angesehen werden sollten. Weitere Forschung hierzu sei notwendig. Denn auch das vermeidungsfokussierte Coping, also Menschen, die bewusst keine Nachrichten zum Klimawandel konsumieren, zeigten erhöhte Ängste angesichts der Klimakrise.

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Dass Menschen sich in Deutschland und Europa der Gefahren der Klimakrise bewusst sind, zeigte bereits eine groß angelegte Studie der Europäischen Investitionsbank (EIB). Mehr als neun von zehn Menschen (94 Prozent) in der EU unterstützen demnach grundsätzlich Anstrengungen für Klimaanpassungsmaßnahmen. Sie sind sich also der Gefahren bewusst und Verlangen zum Großteil auch mehr und schnellere Maßnahmen.

85 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass es schnellere Investitionen in die Klimaanpassung bedarf, um noch höhere Kosten in der Zukunft zu vermeiden. Rund die Hälfte der Befragten in den EU-Ländern gab an, dass Klimaanpassung in den kommenden Jahren prioritär behandelt werden müsste.

Hierbei zeigten sich in der im August 2024 durchgeführten Umfrage aber Unterschiede in den Ländern. Tendenziell räumen die Menschen in den südeuropäischen Ländern Klimaanpassungsmaßnahmen eine höhere Bedeutung bei als in Mittel und Nordeuropa – so vor allem in Portugal, Spanien, Italien und Griechenland – also dort, wo die Folgen der menschengemachten globalen Erwärmung deutlicher zu spüren sind. mg

Kommentare

Willy vor 5 Tagen

Es ist erstaunlich, dass inzwischen viele Menschen Angst vor Klimawandelfolgen hegen. Dies steht im krassen Gegensatz zu meinen persönlichen Erfahrungen, bei denen immer noch mehrheitlich gegenüber eigenen Klimawandelaktivitäten im Vordergrund stehen. Selber aktiv zu werden kommt kaum in Frage. Man erwartet immer noch, dass die anderen erst einmal etwas tun sollen. Deshalb habe ich meine beruflichen und persönlichen Aktivitäten auf ein notwendiges Maß zurückgefahren und konzentriere mich ausschließlich auf private Aktivitäten. Offensichtlich kann nur noch vorbildliches Verhalten und Investitionen in erneuerbare Anlagen zum Nachahmen anregen.

 

Dabei läuft man aber z. B. Gefahr auch dann noch als Spinner tituliert zu werden.

 

Dennoch mache ich mir um die zu erwartenden Disruptionen keine Sorgen, weil ich bereits vorgesorgt habe.

 

Jeder kann mit kleinen Schritten beginnen und nach Motivation und wirtschaftlicher Lage langsam vorangehen.

 

Und nicht erwarten, dass erst andere etwas tun. Das führt nur zu Frust und Stillstand und noch größerer Angst.

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