Vor der Weltklimakonferenz: Rettungsanker Klimaanpassung – doch das Geld fehlt

Ein neuer Bericht der Vereinten Nationen offenbart eine gewaltige Lücke bei Geldern für die Klimaanpassung. Das gefährdet die vulnerabelsten Staaten unserer Erde. Die anstehende Weltklimakonferenz in Brasilien soll Abhilfe schaffen.
31.10.2025 – Es soll, nach dem Willen des Gastgeberlandes Brasilien, eines der zentralen Themen der kommenden Weltklimakonferenz werden: Der Aufwuchs der internationalen Klimafinanzierung speziell für Klimaanpassungsmaßnahmen. Die COP30 startet am 10. November im brasilianischen Belém, und soll, nach den Minimalkompromissen der letzten COP, neuen Wind und frisches Geld bringen. Wieviel Geld für die Klimaanpassung fehlt, zeigt einmal mehr eindrücklich der diese Woche erschienene Adaption Gap Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP.
Auf der COP29 in Baku, Aserbaidschan hatte sich die Staatengemeinschaft auf einen Aufwuchs der internationalen Klimafinanzierung von aktuell 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, auf mindestens 300 Milliarden jährlich geeinigt. Allerdings soll diese Zielmarke erst 2035 erreicht werden. Unter dem Begriff der internationalen Klimafinanzierung subsummieren sich die bereitgestellten Gelder der für den Klimawandel historisch hauptverantwortlichen Industriestaaten für Entwicklungsländer, die in der Tendenz am stärksten von der Klimakrise betroffen sind.
Gelder für die Klimaanpassung machen dabei nur einen geringen Anteil aus. Aktuellen Berechnungen des UNEP zufolge ist der Bedarf für die Klimaanpassung um das 12- bis 14-fache höher als die bislang zugesagten Mittel jetzt und in den kommenden Jahren. Lagen die Gelder für Klimaanpassung 2022 bei 28 Milliarden US-Dollar, waren es 2023 mit 26 Milliarden US-Dollar sogar noch weniger. Dabei hatte die Staatengemeinschaft auf der COP26 in Glasgow im Rahmen eines sogenannten Klimapaktes beschlossen, die Mittel für die Klimaanpassung bis 2025 zu verdoppeln, auf 40 Milliarden US-Dollar. Ein Ziel, dass ohnehin viel zu wenig ist und zudem verfehlt wird, so das Umweltprogramm der Vereinten Nationen.
Verhindert Schäden in 14-facher Höhe
Das UNEP beziffert den notwendigen Aufwuchs, allein für die Klimaanpassung, auf 310 bis 365 Milliarden US-Dollar im Jahr 2035. Gelder für die Klimaanpassung fließen etwa in den Küstenschutz, eine resilientere Landwirtschaft und Infrastruktur, die besser gegen Extremwetterlagen geschützt ist. Das UNEP schätzt: jeder Dollar, der jetzt in Küstenschutz investiert wird, verhindere Schäden in 14-facher Höhe.
Der UN-Generalsekretär António Guterres konstatiert: „Die Einflüsse des Klimawandels nehmen in starkem Maße zu. Aktuell aber befindet sich die Finanzierung für die Klimaanpassung nicht auf dem richtigen Pfad. Das lässt die vulnerabelsten Staaten dieser Welt allein, im Kampf gegen steigenden Meeresspiegel, tödliche Stürme und sengende Hitze.“ Anpassung sei kein Kostenfaktor sondern der Rettungsanker für diese Staaten. „Mit dem Schließen der Anpassungslücke retten wir Leben, fördern Klimagerechtigkeit und bauen eine nachhaltigere Welt.“
Während es sich bei den bislang genannten Zahlen um die Zahlungen und Zusagen öffentlicher Mittel der Staaten handelt, sieht das UNEP die weitere Mobilisierung privater Gelder als wichtigen Faktor zur Erreichung der Finanzierungsziele. Nach Berechnungen des Umweltprogramms fließen bislang nur 5 Milliarden US-Dollar privaten Kapitals in Klimaanpassungsmaßnahmen in den Globalen Süden – den einkommensschwächeren Ländern. Hier sei ein Aufwuchs auf bis zu 50 Milliarden US-Dollar nötig und möglich.
Auf der letzten COP in Baku beschlossen wurde auch, Wege zu eruieren, wie die Staatengemeinschaft doch noch auf einen Aufwuchs der internationalen Klimafinanzierung von 1,3 Billionen US-Dollar jährlich ab 2035 kommen kann. Eine Summe, die von den Vereinten Nationen als Benchmark für einen ausreichenden Geldfluss für Klimaschutz und Klimaanpassung gesehen wird. Eine entsprechende „Baku nach Belém Roadmap“ auf 1.3 Billionen soll nach vielen Verhandlungssträngen und unterschiedlichster Konsultationen noch vor Beginn der COP am 03. November präsentiert werden.
Ein wichtiger Hebel soll dabei die Mobilisierung privater Mittel sein. Eine Analyse multilateraler Entwicklungsbanken zeigte zuletzt einen deutlichen Aufwuchs privater und öffentlicher Mittel für die Klimafinanzierung in Volkswirtschaften mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Demnach habe sich die Klimafinanzierung in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt und stieg allein im Jahresvergleich 2024 um 14 Prozent- auf 85,1 Milliarden US-Dollar. Von dieser Summe gingen 69 Prozent – also 58,8 Milliarden US-Dollar – in Klimaschutzmaßnahmen (Mitigation), während 26,3 Milliarden US-Dollar (31 Prozent) der Anpassung an den Klimawandel dienten. Das mobilisierte private Kapital für Klimainvestitionen in diesen Ländern belief sich auf 33 Milliarden US-Dollar. mg



















































